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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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Wolf, August: Neues aus Venedig, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0157

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Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege — Denkmäler — Funde — Ausstellungen

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doch der Londoner^Nationalgalerie^von Herrn Layard ver-
macht worden.)

In der oben genannten Kirche S. Giov. e Paolo werden
mit allem Eifer die Restaurationsarbeiten fortgesetzt. Ge-
legentlich derselben hat man in diesen Tagen in der Ca-
peila del Rosario* eine Grabstätte der Familie Venier ent-
deckt. Unter einer Anzahl von Skeletten fand man jedoch
eine völlig mumifizierte Frauenleiche, welcher sonderbarer-
weise ein Schwert zur Seite lag. Es ward die Leiche als
diejenige der Felicita Petronilla, mit Niccolö Venier 1383
vermählt, identifiziert. Der Fund wurde an der Stelle
gemacht, an welcher in Bälde das schöne Grabmonument
des^Heldendogen, des Sebastiano Venier, von der Hand
des'Prof. Dalzotto errichtet werden wird, und eine der
besten Arbeiten dieses tüchtigen Meisters, des Schöpfers
des Goldonidenkmals, ist. Es stellt den energischen Mann,
den Sieger von Lepanto, in all >einer Kraft, ohne allen
theatralischen Aufputz dar.

Unsere Internationale Kunstausstellung verspricht dies-
mal ganz besonders interessant zu werden. Die Nicht-
eingeladenen, 766 an der Zahl, werden 1760 Kunstwerke
der Jury unterstellen. Man wird z. B. Sargent in sechs
seiner Hauptwerke, aus englischem Privatbesitze geliehen,
bewundern können. Man sagt, noch nie sei es gelungen,
eine solche Anzahl von Hauptwerken des Künstlers zu ver-
einigen. (Dieselben sind zu 425000 Francs versichert.)
Sonderbarerweise verspricht man sich großen Erfolg von
einem Saal der »Sognatori«. Verschiedene Künstler, welche
dieser Gattung der sog. Visionisten angehören, wie Pre-
viati, Nomellini und andere werden ihre Gemälde in ge-
schlossener Reihe aufführen. — Ungarn hat aus verschie-
denen Gründen für dieses Jahr auf die Teilnahme an der
Ausstellung verzichtet, aber für 1909 ganz Bedeutendes ver-
sprochen. A. Wolf.

NEKROLOGE
Geremia di Scanno, der bekannte Nachahmer antiker
Wandgemälde, ist in Neapel gestorben. Für alle Archäo-
logen in Italien ist sein geschickter Pinsel tätig gewesen.
Zu seinen besten Werken gehören die großen Kopien
aus Pompeji.

PERSONALIEN
Der Münchener Bildhauer Josef Schneckendorf ist

vom Großherzog von Hessen nach Darmstadt berufen
worden, um dort die Leitung der neu gegründeten Edel-
glasmanufaktur zu übernehmen; und zwar sollen dort nur
Handerzeugnisse, die den Charakter einer künstlerischen
Einzelarbeit tragen, hervorgebracht werden.

Karl Raupp, der bekannte Maler des Chiemsees,
vollendete am 2. März sein 70. Lebensjahr.

Am 7. März waren 100 Jahre verflossen, daß der
Graf Franz Pocci geboren ward. Väterlicherseits aus
einem oberitalienischen Adelsgeschlecht entsprossen, mütter-
licherseits deutscher Abstammung, ist Pocci in München
geboren und von 'dortigen tüchtigen Künstlern gebildet
worden. Günstige äußere Verhältnisse (er hatte eine
Pfründe im Hofdienst) ermöglichten es Pocci, seinem im
wesentlichen auf illustrative Zeichenkunst gerichteten
Talente freien Spielraum zu lassen. Oft vereinigte sich
dabei der Illustrator mit dem Dichter und Komponisten
in einer Person. Die alten Jahrgänge der . »Fliegenden
Blätter« und »Münchener Bilderbogen« enthalten viele
Proben seines Humors und seiner Fähigkeit.zur Karikatur.
Eine ausführliche Biographie Poccis, hat Professor Holland
verfaßt; darin wir die Zahl seiner graphisch^vervielfältigten
Schöpfungen auf reichlich 500 Nummern angegeben.

DENKMALPFLEGE
Die Burg der Grafen von der Mark in Altena

soll mit einem riesigen Kostenaufwand »wiederhergestellt«
werden, wofür man gegenwärtig Gelder sammelt. Hier-
gegen wendet sich ein offener Brief, den Professor Dr.
H. Ehrenberg und Karl Ernst Osthaus gemeinschaftlich
erlassen haben. Es heißt darin unter anderem: »Es
sollen große Summen, voraussichtlich Millionen, aufgebracht
werden, um eine alte Burg der märkischen Grafen, Altena,
wieder aufzubauen. Irgend welche wesentliche Bedeutung
für die Geschichte der Grafschaft Mark hat die Burg aber
gar nicht besessen, wichtige Vorkommnisse haben sich hier
nicht abgespielt, die Grafen von der Mark haben fast nie
hier gewohnt, besondere künstlerische Bedeutung besitzt
die im wesentlichen guterhaltene Burg nicht, und dennoch
dieser Plan! Er ist bezeichnend für gewisse Verirrungen
auf dem Gebiete der Denkmalpflege und verdient daher
in weiteren Kreisen die erforderliche Zurückweisung, und
zwar um so mehr, als die wenigen Personen, die hinter
ihm stehen, mit Hochdruck für seine Verwirklichung
arbeiten.« Wir haben den Eindruck, als wenn der Protest
gerechtfertigt und von allen wirklichen Kunstfreunden zu
unterstützen sei.

Die Übertragung der Prellerschen Wandgemälde
aus dem Römischen Hause in Leipzig in die Bibliothek
der Leipziger Universität ist nunmehr glücklich vollendet
worden.

Zum Wiederaufbau der Michaeliskirche in Ham-
burg hat die dortige Bürgerschaft die Summe von 3%
Millionen Mark bewilligt.

Der Berliner Märchenbrunnen soll jetzt endgültig
ausgeführt werden und zwar von Ignatius Taschner und
Josef Rauch; unsere Leser, werden sich erinnern, daß vor
mehreren Jahren für diesen Brunnen ein Wettbewerb aus-
geschrieben war, dessen Ergebnisse wenig befriedigten
und mancherlei unerquickliche Erörterungen im Gefolge
hatten.

DENKMÄLER

Ein Eichendorff-Denkmal wird für Breslau geplant.

Die Ausführung eines Denkmals für Finsen, das
dem berühmten Erfinder der Lichtheilmethode in Kopen-
hagen errichtet werden soll, ist dem Dänen Rudolf Tegner
übertragen worden.

FUNDE

Cetona bei Siena.j. In einer Kapelle der Chiesa di Bel-
vedere, die zu einem verlassenen Franziskanerkloster ge-
hörte, welches im Jahre 1367 gegründet worden ist, sind
interessante Fresken entdeckt worden, die dem Stefano di
Giovanni zugeschrieben werden.

AUSSTELLUNGEN
Adalbert Stifter^als Maler lernen gegenwärtig die
Wiener in einer Spezialausstellung des dortigen Kunst-
vereins kennen. Die Ausstellung, die unwillkürlich an Gott-
Fried Keller als Maler denken läßt, ^erweckt bedeutendes
Interesse.

Die Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft

wird im Jahre igog eine große deutsch-nationale Aus-
stellung in Wien veranstalten. Zum Präsidenten der Ge-
nossenschaft ist Professor K. A. von Bauer in München
gewählt worden.

Rom. Die siebenundsiebzigste Jahresausstellung der
Societd degli amatori e cultori di belle arii ist den 18. dieses
Monats eröffnet worden und man kann von ihr sagen,
daß sie besser als manche der vorhergehenden ausgefallen
 
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