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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0065

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111

Literatur — Anzeigen

112

dienen, wenn auch Umfang und Ausstattung im Anfang
viel bescheidener sein werden. Das Unternehmen verdient
um so mehr Sympathien, als für die Kunst des Mittelalters
und neuerer Zeit in Rußland kein Organ existiert, seit die
offiziellen »Tresors d'art en Russie« angefangen haben
vollständig zu versagen. -chm—

LITERATUR

Handbuch der Kunstgeschichte von Anton Springer.
Bd. V. Das 19. Jahrhundert. Dritte Auflage, bear-
beitet und ergänzt von Max Osborn. Mit 490 Abbil-
dungen und 23 Farbendrucktafeln. Leipzig, Verlag von
E. A. Seemann, igoö. Preis gebunden M. 10.—.
Der seit langem entbehrte und ersehnte Schlußband
des Springerschen Handbuches, der das ig. Jahrhundert
behandelt, liegt jetzt vor. In die Riesenarbeit, die früher
ein einziger Mann zu übernehmen sich getraute, die Dar-
stellung des Entwickelungsganges der bildenden Künste
seit den Tagen des Altertums bis auf heute, haben sich,
seitdem die Spezialforschung fort und fort dem Gelehrten
ungeheure Massen des Stoffes zur Beurteilung und Sich-
tung aufdrängt, eine Reihe von Männern geteilt, jeder in
seinem Fache eine Autorität ersten Ranges, und der Be-
arbeiter des jüngsten, fünften Bandes, Max Osborn, schließt
sich seinen Vorgängern würdig an. Die ebenso beneidens-
werte wie schwierige Aufgabe, das Springersche Textbuch,
das 1884 in 2. Auflage erschienen war, mit möglichster
Beibehaltung des alten Wortlautes bis in die neueste Zeit
weiterzuführen, hat er in der glücklichsten Weise gelöst,
indem er dem älteren Historiker, der beim Abbrechen
seiner Darstellung kaum etwas von der glorreichen Ent-
faltung der neuen Kunst ahnte, nur bis 1850 das Wort
läßt und von da an die eigene Arbeit beginnt. Es läßt
sich gar nicht leugnen, daß auch so noch die Gefahr drohte,
das Buch durch einen scharfen Konflikt in zwei Teile aus-
einanderzureißen, wenn nämlich der Verfasser, der sich
als ein begeisterter Anhänger der modernen Malerei er-
weist, in dem bekannten revolutionären Sinn, der heute
so manches kunstkritische Produkt ungenießbar macht,
eine malerische Kunst erst von dem Impressionismus an
hätte gelten lassen. Davor bewahrte ihn sein hoher histo-

Königliche Akademie der Künste in Berlin,

Den für das Jahr 1906 auf dem Gebiete der Bild-
bauerei ausgeschriebenen Preis der von Rola'schen
Stiftung im Betrage von M. 3600.— zu einer einjährigen
Studienreise haben wir nach stattgehabtem Wettbewerb
auf Grund des abgegebenen Urteils der berufenen Preis-
richter dem Bildhauer Eberhard Encke zu Charlotten-
burg verliehen.

Berlin, den 18. November 1906.

Der Senat

Sektion für die bildenden Künste
Johannes Otzcn.



Königliche Akademie der Künste in Berlin.

Den für das Jahr 1906 auf dem Gebiete der Malerei
ausgeschriebenen Dr. Hugo Raussendorff-Preis im Be-
trage von 4000 Mark zu einer einjährigen Studienreise
haben wir nach stattgehabtem Wettbewerb auf Grund
des abgegebenen Urteils des berufenen Preisrichters dem
Maler Reinhold Grohmann zu Berlin verliehen.

Berlin, den 18. November 1906.

Der Senat

Sektion für die bildenden Künste
Johannes Otzen.



Junger Tüann, Dr. ptjil. (Kun|fl]i|foriker)
= fudjt Tätigkeit in größerer Kunftbanblung. -

6efl- Abraffen unter 6. K. 97 an bie Cxpebition biefes Blattes.

Inhalt: Ein französisches Standardwerk der Kunstwissenschaft. Von Osvald Siren. — Zu einem Kupferstich Dürers. Von Z. Takäcs. — Die alt-
englische Ausstellung in der Galerie Heinemann. Von W. Michel. — Boris Konecki f; Henry Le Roy f. — Brüssel, Fresken von Henri
Leys. — Denkmäler in Sendlingen und Berlin. — Ausgrabung einer neuen Niobide. — Ausstellungen in Leipzig, New York, Dresden,
Frankfurt a. M., Hamburg, Köln und Stuttgart. — Die Neuerwerbungen des Kaiser-Friedrich-Museums; Brüssel, Museumskataloge; Weimar,
Donndorf-Museum; Hamburg, Neuerwerbung. — Vermischtes. — Handbuch der Kunstgeschichte von Anton Springer. — Anzeigen. '

rischer Standpunkt, der über den Parteien steht, sowie der
eindringende Spürblick, der das Wesen jeder Strömung
und jedes Künstlers auch abgesehen vom Technischen zu
erfassen sucht, so daß derselbe Kritiker, der die alten,
heute oft so jämmerlich entthronten Großen, Cornelius,
Thorwaldsen usw., an der Hand Springers gelten lassen
mußte, nun auch den Mittleren des Jahrhunderts, beispiels-
weise Piloty, die mit billigem Spott abzutun heute eine
traurige Modetorheit geworden ist, gerecht sein konnte
und selbst vor den Gefahren und Abwegen seines geliebten
Pleinairismus die Augen nicht verschloß. Mit dieser großen
geschichtlichen Auffassung verbindet der Verfasser eine
tüchtige Gestaltungskraft, die den ungeheuren und ver-
wickelten Stoff klar zu gliedern vermag und damit gerade
den Charakter eines Handbuches, das in dieser Legion von
Künstlern — es sind gegen tausend Namen — orientieren
soll, ausprägt. Daß neben der Einzelschilderung auch
die allgemeinen Übersichten über Epochen und Richtungen
hervorragend behandelt sind, zeigen z. B. die glänzenden
Kapitel über das moderne Programm (S. 117) und über
den Impressionismus (S. 263). Hand in Hand, fast immer
in enger Verbindung mit dem Text geht ein solcher Reich-
tum von Abbildungen, wie ihn nur der um die Reproduk-
tionstechnik so hochverdiente Seemannsche Verlag schaffen
konnte. Die Glanzpunkte in dieser fast keine Seite frei-
lassenden Illustration bilden 23 Farbendrucktafeln, jede ein
kleines Kunstwerk; aber auch die Autotypien lassen in
ihrer Deutlichkeit und in bezug auf den Ausdruck der
malerischen Stimmung eine höhere, mehr als mechanische
Schulung erkennen. Dieser schöne Zusammenklang von
Wort und Bild macht das Buch, man kann es getrost sagen,
zu dem besten seiner Gattung. In seinem einfach schönen
Gewände kommt es zur rechten Zeit für den Weihnachts-
tisch, eine willkommene Gabe den vielen Tausenden, die
es als unabweisbares Bedürfnis fühlen, sich in dem Laby-
rinth unserer Kunstbestrebungen zurechtzufinden, sich ab-
zufinden mit dem Verworrenen, Rätselhaften, Schwankenden,
Werdenden der Moderne, deren Ratlosigkeit vielleicht durch
die Lektüre dieses oder jenes ebenso rätselhaften Buches
nur noch erhöht wurde, für alle diese ein wirklich treuer
Führer und Berater. q. warnecke.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., a. m.b.H., Leipzig
 
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