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Personalien
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österreichische archäologische Forschung in den letzten
Jahren mit an erste Stellen gerückt haben. — Vorbildlich
war endlich Benndorfs Tätigkeit als Mitredakteur zuerst der
»Archäologisch-epigraphischen Mitteilungen aus Österreich-
Ungarn« (1879/80—1898), dann der an ihre Stelle getretenen
»Jahreshefte des österreichischen archäologischen Instituts in
Wien«, die heute an Gediegenheit des Inhalts wie der
Ausstattung alle anderen dahin gehörigen Publikationen
erreicht, ja fast übertroffen haben. Welches hohe Ansehen
der Archäologe Otto Benndorf bei Schülern, Freunden und
Fachgenossen genoß, zeigt die Festschrift zu seinem
60. Geburtstage (13. Sept. i8g8), mit der ihm die Kory-
phäen seiner Wissenschaft aus allen Kulturländern ge-
huldigt und zu der 54 Fachgenossen Beiträge geliefert
haben, gewiß die in den einschlägigen wissenschaftlichen
Werken am öftesten zitierte» Melanges«-Publikation von allen
derartigen Sammelsurien: wegen der Gediegenheit ihres In-
halts. Als ich jüngst an dieser Stelle Benndorfs »Forschungen
in Ephesos« besprach (Kunstchronik 1906/7 Sp.25ff.), konnte
ich die Bescheidenheit der österreichischen Archäologen lo-
bend betonen, die nur »Forschungen« angaben, wo sie doch
hochbedeutende Resultate verkündeten. Vornehm und
zurückhaltend war Benndorf auch in der Polemik, in der
er manchen Kampf — ich erinnere nur an Adamklissi —
mit nicht immer liebenswürdigen Gegnern auszukämpfen
hatte. Von Benndorfs übrigen Publikationen, abgesehen
von Ephesos, Adamklissi und den Vorlegblättern, die wir
schon erwähnten, seien noch genannt: die antiken Bild-
werke des Lateranmuseums; über das Kultusbild der Athena
Nike; Metopen von Selinunt; über die Epigramme der
griechischen Anthologie, die auf Kunst Bezug haben (la-
teinisch); das Heroon von Gjölbaschi; Griechische und
sizilische Vascabilder; Reisen in Lykien, Karen usw.; Antike
Gesichtshelme und Sepulcralmasken; Beiträge zur Kenntnis
des attischen Theaters und andere mehr. Benndorf hat
im eigentlichen Sinne keine großen systematischen Werke
geschrieben, welche der archäologischen Forschung neue
Bahnen gewiesen oder die Kunstbetrachtung in der Antike
beeinflußt haben, wie Brunn und Furtwängler dies getan;
sein Werk ist vor allem das des archäologischen Organi-
sators. Darin hat er Unvergängliches geleistet. — Benn-
dorf hat ein Alter von 69 Jahren erreicht; er war 1838
zu Greiz geboren. m.
In Düsseldorf ist im 84. Lebensjahre der Medailleur
Carl Hupp, einer der letzten bisher noch lebenden Mit-
begründer des »Malkastens«, gestorben.
Der französische Maler Albert Louis Cordier ist im
Alter von fünfunddreißig Jahren in La Ferte-sous-Jouarre
gestorben. Er hatte seit Jahren regelmäßig bei den Un-
abhängigen ausgestellt, und war bei dieser Gelegenheit
des öfteren bemerkenswert hervorgetreten. — In Budapest
ist der Bildhauer Lajos Gyoergi Matrai gestorben.
PERSONALIEN
Graf Kalckreuth hat sein Amt als Präsident des
Deutschen Künstlerbundes niedergelegt. Entgegen ver-
schiedenen Gerüchten in der Presse, die den Rücktritt in
Zusammenhang mit den letzten Vorgängen in Weimar
bringen, dürfte den Grafen, der sich bereits seit längerem
mit der Absicht eines Rücktritts trug, allein ein jüngst er-
littener schwerer Verlust in seiner Familie zur Amtsnieder-
legung veranlaßt haben.
Dem Berliner Maler Alfred Mohrbutter, der auch
durch seine Verdienste um die kunstgewerbliche Bewegung
der letzten Jahre bekannt geworden ist und früher mit
dem verstorbenen Otto Eckmann sich als erster der Weberei
der Scherrebecker Wandteppiche angenommen hat, ist der
Professortitel verliehen worden.
Den Münchener Malern Fritz Erlerund Angelojank,
beide Mitglieder der Scholle, ebenso dem Architekten
Richard Riemerschmid ist der Professortitel verliehen
worden.
Dem Direktor der Handwerker- und Kunstgewerbe-
schule zu Krefeld Carl Wolbrandt wurde der Titel Pro-
fessor verliehen.
Der Bildhauer Stanislaus Cauer in Berlin ist als
Nachfolger des verstorbenen Prof. Reusch an die König-
liche Akademie in Königsberg (Preußen) berufen worden.
Johannes Schilling — Georg Wrba. Der Dresdener
Bildhauer Johannes Schilling hat am 1. Oktober 1906 sein
Amt als Professor an der Königlichen Kunstakademie und
als Mitglied des akademischen Senates niedergelegt und
ist, 78 Jahre alt, in den Ruhestand getreten. Beim Scheiden
aus den Ämtern, die er 38 Jahre inne gehabt hat, verlieh
ihm der König von Sachsen den Titel Exzellenz. Eine
Sorge des greisen Künstlers ist noch das Schicksal seines
Museums, das heißt der Sammlung der Originalgipsmodelle
seiner plastischen Werke. Im ganzen sind es ungefähr
204 Werke, das ist etwa der vierte Teil von allem, was
Johannes Schilling im Laufe von 60 Jahren geschaffen hat.
Das Museum hat seinem Besitzer nicht viel Freude ge-
macht. Es liegt weitab vom Mittelpunkte der Stadt in der
Vorstadt Striesen und teilt das Schicksal der meisten Einer-
museen, daß es wenig besucht wird. Jüngst allerdings, als
es einmal einige Tage lang ausnahmsweise bei freiem Ein-
tritt offen stand, war es stark besucht: viele Dresdener sahen
das Museum bei dieser Gelegenheit zum erstenmal.
Es läßt sich aber nicht erwarten, daß diese Anziehungs-
kraft anhalten werde. Dazu enthält das Schilling-Museum
denn doch zu viele minderwertige Werke, teils aus der
Zeit, da Schilling mit vielen Gehilfen und Schülern
Bildwerke auf Bestellung fabrizierte, teils aus seinen
späteren Jahren. Noch dazu sind die Bildwerke so ge-
drängt aufgestellt, daß sie einander in der Wirkung stören.
Sollte die Stadt Dresden sich entschließen, das ihr
zum Kauf angebotene Museum wirklich zu kaufen, so müßte
man in Aussicht nehmen, den Bestand zu sichten, nur eine
beschränkte Anzahl der wirklich wertvollen Werke Schillings
im Museum zu lassen und die Lücken durch Werke anderer
zeitgenössischer Bildhauer Dresdens auszufüllen. Damit
erwiese man Schillings Künstlerruhm selbst einen Gefallen
und dadurch würde das Museum überhaupt erst lebens-
fähig, das heißt zugkräftig für die Besucher. — Für die
Stelle Schillings ist nunmehr nach längerem Suchen ein
Ersatz gefunden worden. Nachdem Lederer, Tuaillon, Her-
mann Hahn abgelehnt haben, hat sich Georg Wrba bereit
finden lassen, das akademische Atelier Schillings zu über-
nehmen und in den Senat der Dresdener Kunstakademie
einzutreten. Von den Dresdener Bildhauern wäre Hans
Hartmann-Maclean in Frage gekommen. Der akademische
Senat hat aber offenbar das Bedürfnis einer Blutauffrischung
für die Dresdener Plastik empfunden. Sicherlich wird der
erst 34jährige Münchener Künstler eine neue Note in das
Dresdener Kunstleben bringen. Wrba ist 1875 'n München
geboren, er hat die dortige Akademie und besonders das
Atelier von Eberle besucht. Später hat er die Leitung
der städtischen Bildhauerfachschule übernommen. Von
seinen Werken sind besonders einige Brunnen und
Brunnendenkmäler und das kraftvolle Reiterstandbild Ottos
von Wittelsbach für die Wittelsbacher Brücke in Mün-
chen bemerkenswert, die Brunnen in Kempten, in Nörd-
lingen und in Aschersleben zeichnen sich einerseits
aus durch sicheres Stilgefühl und durch vorzügliche
Einfügung in das Straßenbild wie in den architekto-
nischen Rahmen der umgebenden Gebäude, andererseits
durch reizvoll poetische Auffassung und volkstümlichen
Personalien
182
österreichische archäologische Forschung in den letzten
Jahren mit an erste Stellen gerückt haben. — Vorbildlich
war endlich Benndorfs Tätigkeit als Mitredakteur zuerst der
»Archäologisch-epigraphischen Mitteilungen aus Österreich-
Ungarn« (1879/80—1898), dann der an ihre Stelle getretenen
»Jahreshefte des österreichischen archäologischen Instituts in
Wien«, die heute an Gediegenheit des Inhalts wie der
Ausstattung alle anderen dahin gehörigen Publikationen
erreicht, ja fast übertroffen haben. Welches hohe Ansehen
der Archäologe Otto Benndorf bei Schülern, Freunden und
Fachgenossen genoß, zeigt die Festschrift zu seinem
60. Geburtstage (13. Sept. i8g8), mit der ihm die Kory-
phäen seiner Wissenschaft aus allen Kulturländern ge-
huldigt und zu der 54 Fachgenossen Beiträge geliefert
haben, gewiß die in den einschlägigen wissenschaftlichen
Werken am öftesten zitierte» Melanges«-Publikation von allen
derartigen Sammelsurien: wegen der Gediegenheit ihres In-
halts. Als ich jüngst an dieser Stelle Benndorfs »Forschungen
in Ephesos« besprach (Kunstchronik 1906/7 Sp.25ff.), konnte
ich die Bescheidenheit der österreichischen Archäologen lo-
bend betonen, die nur »Forschungen« angaben, wo sie doch
hochbedeutende Resultate verkündeten. Vornehm und
zurückhaltend war Benndorf auch in der Polemik, in der
er manchen Kampf — ich erinnere nur an Adamklissi —
mit nicht immer liebenswürdigen Gegnern auszukämpfen
hatte. Von Benndorfs übrigen Publikationen, abgesehen
von Ephesos, Adamklissi und den Vorlegblättern, die wir
schon erwähnten, seien noch genannt: die antiken Bild-
werke des Lateranmuseums; über das Kultusbild der Athena
Nike; Metopen von Selinunt; über die Epigramme der
griechischen Anthologie, die auf Kunst Bezug haben (la-
teinisch); das Heroon von Gjölbaschi; Griechische und
sizilische Vascabilder; Reisen in Lykien, Karen usw.; Antike
Gesichtshelme und Sepulcralmasken; Beiträge zur Kenntnis
des attischen Theaters und andere mehr. Benndorf hat
im eigentlichen Sinne keine großen systematischen Werke
geschrieben, welche der archäologischen Forschung neue
Bahnen gewiesen oder die Kunstbetrachtung in der Antike
beeinflußt haben, wie Brunn und Furtwängler dies getan;
sein Werk ist vor allem das des archäologischen Organi-
sators. Darin hat er Unvergängliches geleistet. — Benn-
dorf hat ein Alter von 69 Jahren erreicht; er war 1838
zu Greiz geboren. m.
In Düsseldorf ist im 84. Lebensjahre der Medailleur
Carl Hupp, einer der letzten bisher noch lebenden Mit-
begründer des »Malkastens«, gestorben.
Der französische Maler Albert Louis Cordier ist im
Alter von fünfunddreißig Jahren in La Ferte-sous-Jouarre
gestorben. Er hatte seit Jahren regelmäßig bei den Un-
abhängigen ausgestellt, und war bei dieser Gelegenheit
des öfteren bemerkenswert hervorgetreten. — In Budapest
ist der Bildhauer Lajos Gyoergi Matrai gestorben.
PERSONALIEN
Graf Kalckreuth hat sein Amt als Präsident des
Deutschen Künstlerbundes niedergelegt. Entgegen ver-
schiedenen Gerüchten in der Presse, die den Rücktritt in
Zusammenhang mit den letzten Vorgängen in Weimar
bringen, dürfte den Grafen, der sich bereits seit längerem
mit der Absicht eines Rücktritts trug, allein ein jüngst er-
littener schwerer Verlust in seiner Familie zur Amtsnieder-
legung veranlaßt haben.
Dem Berliner Maler Alfred Mohrbutter, der auch
durch seine Verdienste um die kunstgewerbliche Bewegung
der letzten Jahre bekannt geworden ist und früher mit
dem verstorbenen Otto Eckmann sich als erster der Weberei
der Scherrebecker Wandteppiche angenommen hat, ist der
Professortitel verliehen worden.
Den Münchener Malern Fritz Erlerund Angelojank,
beide Mitglieder der Scholle, ebenso dem Architekten
Richard Riemerschmid ist der Professortitel verliehen
worden.
Dem Direktor der Handwerker- und Kunstgewerbe-
schule zu Krefeld Carl Wolbrandt wurde der Titel Pro-
fessor verliehen.
Der Bildhauer Stanislaus Cauer in Berlin ist als
Nachfolger des verstorbenen Prof. Reusch an die König-
liche Akademie in Königsberg (Preußen) berufen worden.
Johannes Schilling — Georg Wrba. Der Dresdener
Bildhauer Johannes Schilling hat am 1. Oktober 1906 sein
Amt als Professor an der Königlichen Kunstakademie und
als Mitglied des akademischen Senates niedergelegt und
ist, 78 Jahre alt, in den Ruhestand getreten. Beim Scheiden
aus den Ämtern, die er 38 Jahre inne gehabt hat, verlieh
ihm der König von Sachsen den Titel Exzellenz. Eine
Sorge des greisen Künstlers ist noch das Schicksal seines
Museums, das heißt der Sammlung der Originalgipsmodelle
seiner plastischen Werke. Im ganzen sind es ungefähr
204 Werke, das ist etwa der vierte Teil von allem, was
Johannes Schilling im Laufe von 60 Jahren geschaffen hat.
Das Museum hat seinem Besitzer nicht viel Freude ge-
macht. Es liegt weitab vom Mittelpunkte der Stadt in der
Vorstadt Striesen und teilt das Schicksal der meisten Einer-
museen, daß es wenig besucht wird. Jüngst allerdings, als
es einmal einige Tage lang ausnahmsweise bei freiem Ein-
tritt offen stand, war es stark besucht: viele Dresdener sahen
das Museum bei dieser Gelegenheit zum erstenmal.
Es läßt sich aber nicht erwarten, daß diese Anziehungs-
kraft anhalten werde. Dazu enthält das Schilling-Museum
denn doch zu viele minderwertige Werke, teils aus der
Zeit, da Schilling mit vielen Gehilfen und Schülern
Bildwerke auf Bestellung fabrizierte, teils aus seinen
späteren Jahren. Noch dazu sind die Bildwerke so ge-
drängt aufgestellt, daß sie einander in der Wirkung stören.
Sollte die Stadt Dresden sich entschließen, das ihr
zum Kauf angebotene Museum wirklich zu kaufen, so müßte
man in Aussicht nehmen, den Bestand zu sichten, nur eine
beschränkte Anzahl der wirklich wertvollen Werke Schillings
im Museum zu lassen und die Lücken durch Werke anderer
zeitgenössischer Bildhauer Dresdens auszufüllen. Damit
erwiese man Schillings Künstlerruhm selbst einen Gefallen
und dadurch würde das Museum überhaupt erst lebens-
fähig, das heißt zugkräftig für die Besucher. — Für die
Stelle Schillings ist nunmehr nach längerem Suchen ein
Ersatz gefunden worden. Nachdem Lederer, Tuaillon, Her-
mann Hahn abgelehnt haben, hat sich Georg Wrba bereit
finden lassen, das akademische Atelier Schillings zu über-
nehmen und in den Senat der Dresdener Kunstakademie
einzutreten. Von den Dresdener Bildhauern wäre Hans
Hartmann-Maclean in Frage gekommen. Der akademische
Senat hat aber offenbar das Bedürfnis einer Blutauffrischung
für die Dresdener Plastik empfunden. Sicherlich wird der
erst 34jährige Münchener Künstler eine neue Note in das
Dresdener Kunstleben bringen. Wrba ist 1875 'n München
geboren, er hat die dortige Akademie und besonders das
Atelier von Eberle besucht. Später hat er die Leitung
der städtischen Bildhauerfachschule übernommen. Von
seinen Werken sind besonders einige Brunnen und
Brunnendenkmäler und das kraftvolle Reiterstandbild Ottos
von Wittelsbach für die Wittelsbacher Brücke in Mün-
chen bemerkenswert, die Brunnen in Kempten, in Nörd-
lingen und in Aschersleben zeichnen sich einerseits
aus durch sicheres Stilgefühl und durch vorzügliche
Einfügung in das Straßenbild wie in den architekto-
nischen Rahmen der umgebenden Gebäude, andererseits
durch reizvoll poetische Auffassung und volkstümlichen