207
Literatur
208
stärken und endlich die Schonung der zu reproduzierenden
Handschrift, Abbildung, Miniatur sind die Vorteile des
Arnhardschen Verfahrens. Die historisch - philologischen
Wissenschaften, bei denen die Photographie nun zu einem
höchst wichtigen Hilfsfaktor geworden ist, wie dies der
Münchener Byzantinist K. Krumbacher jüngst in seiner
Schrift »Die Photographie im Dienste der Geisteswissen-
schaften« so anregend dargelegt hat, — für die Kunst-
geschichte ist dies schon längst der Fall — können zweifel-
los von einem derartig einfachen und billigen Verfahren
außerordentlich profitieren. Für die kunstgeschichtlichen
Studien erwähnen wir z. B. die Leichtigkeit, mit der in
älteren Werken enthaltene Abbildungen durch die Arnhard-
sche Photographie oder Lichtkopie reproduziert werden
können. m.
Berlin. Die Oeneraldirektion der Kgl. Museen trägt
sich, Zeitungsnachrichten zufolge, mit der Absicht, für das
Kaiser-Friedrich-Museum und die Nationalgalerie an be-
stimmten Tagen Eintrittsgeld zu erheben. Oedacht ist an ein
Eintrittsgeld von 50 Pfennig für die Person, das an zwei
Wochentagen und allein für die beiden genannten Institute
erhoben werden soll. Man geht bei diesem Plan nicht
ganz zu unrecht von dem Gedanken aus, daß die beiden
Museen die besuchtesten von allen kgl. Sammlungen sind
und es sich deshalb empfiehlt, den Künstlern und Gelehr-
ten, die sie zum Zweck ernster Studien besuchen wollen,
Gelegenheit zu schaffen, in denen sie dies mit mög-
lichster Muße vermögen. Besonders für die Künstler, denen
das Kopieren gestattet ist, erscheint eine solche Einrichtung
empfehlenswert. Die Erlaubnis znm Kopieren, die heute
für alle Tage gilt, würde dann auf die Tage beschränkt
werden, an denen ein Eintrittsgeld zu entrichten ist, da
dann mit einem schwachen Besuch gerechnet werden kann.
Geplant ist gleichzeitig auch eine Ausdehnung der Be-
suchszeit, die jetzt im Winter bis 3 Uhr und im Sommer
bis 4 Uhr nachmittags festgesetzt ist. Der Kunstforscher,
welcher in den Museen eine Stätte zu emsiger Arbeit sieht,
wird einen solchen Plan nicht ohne Sympathie begrüßen
können.
Die Kunst im neuen preußischen Etat. Aus der
langen Reihe von Forderungen, die der neue Etat des
Unterrichtsministeriums zur Förderung der Kunst aufstellt,
seien folgende auf Berlin bezügliche hervorgehoben. Es
sollen für Lehrer höherer Schulen Kurse zur Einführung
in die Geschichte neuerer Kunst eingerichtet werden. Zur
Bestreitung der Kosten dieser Kurse und zur Gewährung
von Beihilfen zu den Kosten werden 12000 M. gefordert. —
An der Akademie der Künste, an welcher zurzeit neben
drei Meisterateliers für Maler, zwei solchen für Architekten
und einem für Kupferstecher nur ein Meisteratelier für
Bildhauer vorhanden ist, soll ein zweites Meisteratelier für
Bildhauer errichtet werden. — Für außerordentliche Er-
werbungen für das Kaiser Friedrich-Museum ist eine Million
Mark in Aussicht genommen. Es gilt große Lücken aus-
zufüllen, vor allem die deutsche Schule auszubauen, sowie
nächstdem dafür zu sorgen, daß auch die spanische Schule
und die bis jetzt fast fehlende englische Schule einiger-
maßen würdig vertreten sind. Die Erwerbung guter Kunst-
werke vergangener Jahrhunderte wird durch die strengen
Ausfuhrverbote und die Konkurrenz des Auslandes, sowie
durch die hiermit im Zusammenhang stehende fortgesetzte
Steigerung der bisher schon sehr hohen Preise immer
schwieriger. Dazu kommt, daß in zunehmendem Maße
bedeutende Kunstsammlungen aus deutschem Privatbesitz
an das Ausland verkauft werden. Angesichts dessen er-
scheint es als nationale Pflicht, von den noch im Lande be-
findlichen hervorragenden und historisch wertvollen Stücken
soviel als möglich zu retten und außerdem vorhandene
Lücken durch Ankäufe auf dem internationalen Markt aus-
zufüllen. — Infolge Abhaltung der deutschen Jahrhundert-
ausstellung in dem Gebäude der Nationalgalerie ist eine
Neuaufstellung der Werke notwendig geworden. Diese
Neuordnung macht es erwünscht, den im Innern herrschen-
den Raummangel dadurch zu mildern, daß eine Anzahl
hierfür geeigneter Skulpturen ihren Standort künftig in der
Umgebung des Gebäudes erhalten. Demgemäß ist be-
absichtigt, sieben Bronzewerke in den Gartenanlagen und
zehn Marmorwerke in der Säulenhalle aufzustellen. Der
zur Durchführung dieses Planes erforderliche Bedarf ist
auf 25 000 M. veranschlagt.
LITERATUR
Bauernkrieg. Radierungen von Käthe Kollwitz. Verlag
von Emil Richters Hofkunsthandlung, Dresden. Blatt I
M. 75.—, Blatt II M. 50 -, Blatt III M. 50.—.
Die Verbindung für historische Kunst, in deren Auf-
trag Max Klinger die zweite Reihe seines Zyklus »Vom
Tode« geschaffen hat, ist seit einigen Jahren auch mit
Käthe Kollwitz in Verbindung getreten. Und wie es diese
Künstlerin ehrt, auf solche Weise neben Max Klinger ge-
stellt zu werden, so hat mit dieser zweiten Wahl wieder
die auflraggebende Gesellschaft dokumentiert, wie hoch
sie sich ihre Ziele gesteckt hat. Die Arbeit der Frau
Kollwitz ist ebenfalls eine ganze Radierungsfolge, und
zwar über das Thema »Bauernkrieg«. Geplant sind sechs
Blätter, von denen drei bisher fertiggestellt sind. Das
erste und durch vielfache Ausstellungen schon allgemein
unter dem Namen »Bauernkrieg« bekannte, schuf die
Künstlerin im Jahre 1904, die beiden anderen in den
beiden darauf folgenden Jahren. Unsere Leser werden
sich erinnern, daß die »Zeitschrift für bildende Kunst« im
Januar 1905 gelegentlich eines größeren Aufsatzes über
Frau Kollwitz den in Leipziger Privatbesitz befindlichen
Kohleentwurf zu dieser großen Radierung in Lichtdruck
reproduzierte. Die Ausführung hat sich dem Entwürfe
im allgemeinen angeschlossen, nur sind die Einzelheiten
zugunsten der großen Massenwirkung noch weiter unter-
drückt worden, ist die Horde rasender Männer, von noch
rasenderen Weibern angeführt, im argen Vorwärtsdrängen
noch verstärkt worden; in diesem Punkte übertrifft die
Ausführung die von uns damals wiedergegebene Studie
noch bei weitem, dagegen scheint uns die Hauptfigur,
das heißt das den Sturm anfeuernde Weib im Vorder-
grunde, im Entwurf ganz wesentlich über der schließlichen
Ausführung zu stehen.
Das zweite Blatt, viel kleineren Formates, zeigt das
Brustbild eines Weibes, das kampfbereit eine Sense
schleift. Das Blatt ist ein fabelhaftes Stück Radiertechnik
— von dem eigentlich untrennbar mit der Technik ver-
bundenem inneren Gehalte ganz zu schweigen.
Schließlich bleibt noch das dritte und letzte Blatt zu
erwähnen: eine wilde Horde stürmt mit Sichelmessern
bewaffnet in fürchterlichem Gedränge die finstere Treppe
eines Herrenhauses. — Alle drei Blätter, besonders das
letzte, sind Meisterwerke ersten Ranges, die nicht be-
sprochen, sondern gesehen sein wollen. Es ist eine Ehre
für die deutschen Frauen, daß sie ein solches Talent den
männlichen Künstlern entgegenzustellen haben. o. k.
Inhalt; Neues über Leonardo. Von Emil Jacobsen. — August Delfs f; Theodor Verstraete fj Julien Renevier f; Alphonse van Ryn f. — Per-
sonalnachrichten. — Wettbewerbe. - Lionardos Abendmahl; Brüssel, Bilderveriall. — Denkmäler für Leo XIII. und Fragonard. — Der
Schongauerfund; Ausgrabungen auf der Saalburg; zwei Arbeiten van Dycks gefunden; Wandgemälde in der Basler Peterskirche aufgedeckt.
Ausstelluncen in Leipzig, Stuttgart, Elberfeld, München, Köln, Berlin, Dessau, Brüssel, Wien und Kopenhagen. — Paris, Luxembourg-
Museum; Wien, Goethe-Museum; Berlin, Verein für das märkische Provinzialmuseum; Erlangen, Universität; Antwerpen, Folklore-Museum;
Posen, Kaiser-Friedrich-Museum. — Stiftungen in Prag und Darmstadt. — Vermischtes. — Bauernkrieg (Radierungen).
Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., q. m.b.H., Leipzig
Literatur
208
stärken und endlich die Schonung der zu reproduzierenden
Handschrift, Abbildung, Miniatur sind die Vorteile des
Arnhardschen Verfahrens. Die historisch - philologischen
Wissenschaften, bei denen die Photographie nun zu einem
höchst wichtigen Hilfsfaktor geworden ist, wie dies der
Münchener Byzantinist K. Krumbacher jüngst in seiner
Schrift »Die Photographie im Dienste der Geisteswissen-
schaften« so anregend dargelegt hat, — für die Kunst-
geschichte ist dies schon längst der Fall — können zweifel-
los von einem derartig einfachen und billigen Verfahren
außerordentlich profitieren. Für die kunstgeschichtlichen
Studien erwähnen wir z. B. die Leichtigkeit, mit der in
älteren Werken enthaltene Abbildungen durch die Arnhard-
sche Photographie oder Lichtkopie reproduziert werden
können. m.
Berlin. Die Oeneraldirektion der Kgl. Museen trägt
sich, Zeitungsnachrichten zufolge, mit der Absicht, für das
Kaiser-Friedrich-Museum und die Nationalgalerie an be-
stimmten Tagen Eintrittsgeld zu erheben. Oedacht ist an ein
Eintrittsgeld von 50 Pfennig für die Person, das an zwei
Wochentagen und allein für die beiden genannten Institute
erhoben werden soll. Man geht bei diesem Plan nicht
ganz zu unrecht von dem Gedanken aus, daß die beiden
Museen die besuchtesten von allen kgl. Sammlungen sind
und es sich deshalb empfiehlt, den Künstlern und Gelehr-
ten, die sie zum Zweck ernster Studien besuchen wollen,
Gelegenheit zu schaffen, in denen sie dies mit mög-
lichster Muße vermögen. Besonders für die Künstler, denen
das Kopieren gestattet ist, erscheint eine solche Einrichtung
empfehlenswert. Die Erlaubnis znm Kopieren, die heute
für alle Tage gilt, würde dann auf die Tage beschränkt
werden, an denen ein Eintrittsgeld zu entrichten ist, da
dann mit einem schwachen Besuch gerechnet werden kann.
Geplant ist gleichzeitig auch eine Ausdehnung der Be-
suchszeit, die jetzt im Winter bis 3 Uhr und im Sommer
bis 4 Uhr nachmittags festgesetzt ist. Der Kunstforscher,
welcher in den Museen eine Stätte zu emsiger Arbeit sieht,
wird einen solchen Plan nicht ohne Sympathie begrüßen
können.
Die Kunst im neuen preußischen Etat. Aus der
langen Reihe von Forderungen, die der neue Etat des
Unterrichtsministeriums zur Förderung der Kunst aufstellt,
seien folgende auf Berlin bezügliche hervorgehoben. Es
sollen für Lehrer höherer Schulen Kurse zur Einführung
in die Geschichte neuerer Kunst eingerichtet werden. Zur
Bestreitung der Kosten dieser Kurse und zur Gewährung
von Beihilfen zu den Kosten werden 12000 M. gefordert. —
An der Akademie der Künste, an welcher zurzeit neben
drei Meisterateliers für Maler, zwei solchen für Architekten
und einem für Kupferstecher nur ein Meisteratelier für
Bildhauer vorhanden ist, soll ein zweites Meisteratelier für
Bildhauer errichtet werden. — Für außerordentliche Er-
werbungen für das Kaiser Friedrich-Museum ist eine Million
Mark in Aussicht genommen. Es gilt große Lücken aus-
zufüllen, vor allem die deutsche Schule auszubauen, sowie
nächstdem dafür zu sorgen, daß auch die spanische Schule
und die bis jetzt fast fehlende englische Schule einiger-
maßen würdig vertreten sind. Die Erwerbung guter Kunst-
werke vergangener Jahrhunderte wird durch die strengen
Ausfuhrverbote und die Konkurrenz des Auslandes, sowie
durch die hiermit im Zusammenhang stehende fortgesetzte
Steigerung der bisher schon sehr hohen Preise immer
schwieriger. Dazu kommt, daß in zunehmendem Maße
bedeutende Kunstsammlungen aus deutschem Privatbesitz
an das Ausland verkauft werden. Angesichts dessen er-
scheint es als nationale Pflicht, von den noch im Lande be-
findlichen hervorragenden und historisch wertvollen Stücken
soviel als möglich zu retten und außerdem vorhandene
Lücken durch Ankäufe auf dem internationalen Markt aus-
zufüllen. — Infolge Abhaltung der deutschen Jahrhundert-
ausstellung in dem Gebäude der Nationalgalerie ist eine
Neuaufstellung der Werke notwendig geworden. Diese
Neuordnung macht es erwünscht, den im Innern herrschen-
den Raummangel dadurch zu mildern, daß eine Anzahl
hierfür geeigneter Skulpturen ihren Standort künftig in der
Umgebung des Gebäudes erhalten. Demgemäß ist be-
absichtigt, sieben Bronzewerke in den Gartenanlagen und
zehn Marmorwerke in der Säulenhalle aufzustellen. Der
zur Durchführung dieses Planes erforderliche Bedarf ist
auf 25 000 M. veranschlagt.
LITERATUR
Bauernkrieg. Radierungen von Käthe Kollwitz. Verlag
von Emil Richters Hofkunsthandlung, Dresden. Blatt I
M. 75.—, Blatt II M. 50 -, Blatt III M. 50.—.
Die Verbindung für historische Kunst, in deren Auf-
trag Max Klinger die zweite Reihe seines Zyklus »Vom
Tode« geschaffen hat, ist seit einigen Jahren auch mit
Käthe Kollwitz in Verbindung getreten. Und wie es diese
Künstlerin ehrt, auf solche Weise neben Max Klinger ge-
stellt zu werden, so hat mit dieser zweiten Wahl wieder
die auflraggebende Gesellschaft dokumentiert, wie hoch
sie sich ihre Ziele gesteckt hat. Die Arbeit der Frau
Kollwitz ist ebenfalls eine ganze Radierungsfolge, und
zwar über das Thema »Bauernkrieg«. Geplant sind sechs
Blätter, von denen drei bisher fertiggestellt sind. Das
erste und durch vielfache Ausstellungen schon allgemein
unter dem Namen »Bauernkrieg« bekannte, schuf die
Künstlerin im Jahre 1904, die beiden anderen in den
beiden darauf folgenden Jahren. Unsere Leser werden
sich erinnern, daß die »Zeitschrift für bildende Kunst« im
Januar 1905 gelegentlich eines größeren Aufsatzes über
Frau Kollwitz den in Leipziger Privatbesitz befindlichen
Kohleentwurf zu dieser großen Radierung in Lichtdruck
reproduzierte. Die Ausführung hat sich dem Entwürfe
im allgemeinen angeschlossen, nur sind die Einzelheiten
zugunsten der großen Massenwirkung noch weiter unter-
drückt worden, ist die Horde rasender Männer, von noch
rasenderen Weibern angeführt, im argen Vorwärtsdrängen
noch verstärkt worden; in diesem Punkte übertrifft die
Ausführung die von uns damals wiedergegebene Studie
noch bei weitem, dagegen scheint uns die Hauptfigur,
das heißt das den Sturm anfeuernde Weib im Vorder-
grunde, im Entwurf ganz wesentlich über der schließlichen
Ausführung zu stehen.
Das zweite Blatt, viel kleineren Formates, zeigt das
Brustbild eines Weibes, das kampfbereit eine Sense
schleift. Das Blatt ist ein fabelhaftes Stück Radiertechnik
— von dem eigentlich untrennbar mit der Technik ver-
bundenem inneren Gehalte ganz zu schweigen.
Schließlich bleibt noch das dritte und letzte Blatt zu
erwähnen: eine wilde Horde stürmt mit Sichelmessern
bewaffnet in fürchterlichem Gedränge die finstere Treppe
eines Herrenhauses. — Alle drei Blätter, besonders das
letzte, sind Meisterwerke ersten Ranges, die nicht be-
sprochen, sondern gesehen sein wollen. Es ist eine Ehre
für die deutschen Frauen, daß sie ein solches Talent den
männlichen Künstlern entgegenzustellen haben. o. k.
Inhalt; Neues über Leonardo. Von Emil Jacobsen. — August Delfs f; Theodor Verstraete fj Julien Renevier f; Alphonse van Ryn f. — Per-
sonalnachrichten. — Wettbewerbe. - Lionardos Abendmahl; Brüssel, Bilderveriall. — Denkmäler für Leo XIII. und Fragonard. — Der
Schongauerfund; Ausgrabungen auf der Saalburg; zwei Arbeiten van Dycks gefunden; Wandgemälde in der Basler Peterskirche aufgedeckt.
Ausstelluncen in Leipzig, Stuttgart, Elberfeld, München, Köln, Berlin, Dessau, Brüssel, Wien und Kopenhagen. — Paris, Luxembourg-
Museum; Wien, Goethe-Museum; Berlin, Verein für das märkische Provinzialmuseum; Erlangen, Universität; Antwerpen, Folklore-Museum;
Posen, Kaiser-Friedrich-Museum. — Stiftungen in Prag und Darmstadt. — Vermischtes. — Bauernkrieg (Radierungen).
Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., q. m.b.H., Leipzig