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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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Michel, W.: Die Winterausstellung der Münchener Sezession
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0126

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233

Nekrologe — Denkmalpflege — Heimatschutz — Funde

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strömte. Er ergriff einen Stoffkreis, zu dem er wohl inner-
lich allerlei Beziehung hatte, der aber seiner speziellen
künstlerischen Veranlagung keineswegs zusagte. Uhdes
biblische Bilder treten, obwohl ihnen in dieser Ausstellung
viel Raum zugestanden ist, hinter seinen realistischen Dar-
stellungen weit zurück. Das letzte Jahrzehnt bringt denn
auch ihm die Erkenntnis, daß sein Streben irre ging, als
es auf diese alten, längst entleerten Symbole zurückgriff,
und Arbeiten wie »Abendmusik«, »Im Garten«, »Lesendes
Mädchen«, »Hundeporträt« zeigen ihn wieder auf dem
alten Wege, der ihn zweifellos ernsteren und ehrlicheren
Erfolgen entgegenführt als es die sensationellen Erfolge
seiner biblischen Bilder waren. Uhde gehört zu den
Künstlern, die nur vor greifbarer, sinnlich vorhandener
Wirklichkeit zu Dichtern werden. —

Die Art Rudolf Schramm-Zittaus ist so bekannt und,
man möchte fast sagen: so sehr aller Entwickelung ent-
hoben, daß ich mir ein näheres Eingehen auf seine Schöp-
fungen hier ersparen kann. Es ist das altbewährte Zügeische
Rezept, nach dem er seine Bilder aufbaut, es ist der Gegen-
satz zwischen warmen und kalten Tönen, zwischen Licht
und Schatten, der seinen Bildern ihr persönliches, höchst
unpersönliches Gepräge gibt. Es ist eigentlich nur die
Eigenart des Stoffgebietes, was ihn von den zahlreichen
Jüngern Zügels unterscheidet, und auf diesem Gebiete,
nämlich der Schilderung der gefiederten Tierwelt, ist er
unbestrittenermaßen Meister. Es ist solide, tüchtige Arbeit,
was seine Kunst uns darbietet, wenngleich der Umkreis
ihrer Möglichkeiten nicht sehr groß ist.

Ein eleganter, aber unruhiger und experimentatorischer
Geist spricht aus der Kollektion Adolf Holzel (Dachau).
Ihm steht keine sehr sichere, verläßliche Sinnlichkeit zu
Gebote, deren Führung er sich hingeben könnte. Der
Wille und der Verstand fallen dem Künstler Holzel oft ins
Wort, und seinen stets sehr geschmackvollen und ungemein
talentierten Arbeiten fehlt daher der Adel organischer
Notwendigkeit. Das hindert nicht, daß er, besonders in
einigen Schneelandschaften, hervorragende Meisterwerke
geschaffen hat, Werke von großem koloristischen Wohl-
laut und sympathischer Gefaßtheit der Mache. Sehr schöne
Stücke enthält auch seine Serie landschaftlicher Kohle-
zeichnungen, die mit jedem radierten Schabblatt an Deli-
katesse und stimmungsvoller Gebundenheit wetteifern
können. w. MICHEL.

NEKROLOGE

Am 24. Januar starb Architekt Etatsrat / V. Dahlerup
in Kopenhagen. Er hat eine Reihe von Kopenhagens
öffentlichen Gebäuden errichtet, so die Zollkammer am
Hafen, das Königl. Theater (mit Ove Petersen), die Jesus-
kirche mit ihrem römischen Campanile in der Vorstadt
Valby, das Kunstmuseum, die Neu-Carlsberg-Brauerei mit
dem originalen Dipylon und dem Elefantenturm, die Ny-
Carlsberg-Glyptothek und zuletzt noch in ihrem Anbau die
imposante Kuppel tvergl. »Kunstchronik« Nr. 31 v. 27. 7. 06).
Vielleicht sein bestes Werk ist das stilvolle Portal des
»Tivoli« und darin das kleine Pantomimetheater für Frei-
luft-Zuschauer, mit einem gelungenen Pfauenschwanz-Vor-
hang. Seine Stärke, beruhend auf einem riesigen Zeichen-
talent, waren eben reiche Details und malerische Wirkungen.
Die Fertigstellung der Festschrift mit Zeichnungen aller
seiner Werke, die seine Schüler, nachträglich zu seinem im
Vorjahre gefeierten 70. Geburtstag, vorbereiteten, sollte er
nicht mehr erleben. bg.

In Neapel starb der Maler Geremia di Scanno im
Alter von 67 Jahren. Im Nationalmuseum von Neapel
befinden sich von dem Künstler zwei Bilder: »Pompejanische
Szenen« und »Hof in Pompeji«. Ein größeres Werk »Jahr-

hundertfest in Pompeji« hängt im Musee de l'Opera in
Paris.

DENKMALPFLEGE
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und
Heimatschutz. Wir konnten bereits vor einigen Monaten
melden, daß sich in Köln ein Verein für rheinische
Denkmalpflege begründet habe, dessen Bestrebungen in
weiten Kreisen lebhafte Sympathien finden dürften. Mit
dem 1. Januar dieses Jahres hat der genannte Verein seine
eigene Zeitschrift unter dem Titel »Mitteilungen des
rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz«
erscheinen lassen, die reich illustriert ist und sich äußer-
lich als ein stattliches Heft darstellt. Die Redaktion dieser
Mitteilungen liegt in den Händen des Provinzialkonservators
Professor Clemen in Bonn. Aus dem Inhalt des ersten
Heftes seien ein Artikel über Denkmalpflege auf dem
Lande von O. Hopfeld und ein Einführungsartikel von
Paul Clemen unter dem Titel »Was wir wollen. Ziele
und Aufgaben« genannt. Ein Aufruf erklärt im Detail
noch die besonderen Bestrebungen des Vereins, der sich
vor allem der kleinen Städte und des Hinterlandes an-
nehmen will, da die großen Monumente, die Dome, die
Stadt- und Klosterkirchen, die wichtigsten Burgen und
profanen Denkmäler bereits durch die Fürsorge des Staates
hinreichend sichergestellt sind. Neben der Denkmalpflege
soll ein Hauptaugenmerk auf die Erhaltung der Land-
schaftsbilder des Rheinlandes gerichtet werden, die in
ihrer alten Schönheit zu bewahren und möglichst vor
allem Störenden zu schützen sind. Ein prächtiger Farben-
druck mit der Genovefaburg in Mayen nach einem Aquarell
von Fritz von Wille ist dem Heft als Kunstbeilage bei-
gegeben.

HEIMATSCHUTZ
Chemnitz. Ein beherzigenswertes Preisausschreiben
hat die »Bauhütte« zur Erlangung künstlerischer Fassaden-
entwürfe für die Gemeinde Einsiedel bei Chemnitz erlassen.
Es handelt sich um einen neu erschlossenen Ortsteil, der
sich infolge seiner Lage besonders zur Bebauung mit
Land- und kleinen Geschäftshäusern eignet. Um diesem
Teil ein ländliches und volkstümliches Gepräge zu geben,
ist die Bedingung gestellt worden, daß sämtliche Häuser
mit ihren Giebeln nach der Straße zu stehen müssen. Auch
soll nach Möglichkeit eine reiche Mannigfaltigkeit der Um-
rißformen und der malerischen Gruppen angestrebt werden,
damit so Landschaftsbilder ähnlich wie in Rothenburg,
Hildesheim und Goslar entstehen. Alle Verzierungen in
Zement, Stuck und dergleichen sind zu vermeiden. Dieser
Wettbewerb zeigt den erfreulichen Erfolg, den die Be-
strebungen des Bundes »Heimatschutz« in Sachsen und
Thüringen haben.

FUNDE

Unter dem Titel »Ein unbekanntes Lutherbildnis von
Albrecht Dürer« macht eine Notiz durch die Zeitungen
die Runde des Inhalts, daß in der alten Kirche zu Wege-
leben im Bistum Halberstadt ein bisher so gut wie un-
beachtet gebliebenes Bild des Reformators neu entdeckt
worden sei. Inwieweit diese Nachricht den Tatsachen
entspricht, ist bislang nicht festzustellen. Ein Irrtum da-
gegen ist es, zu behaupten, daß das fragliche Werk eine
Arbeit Albrecht Dürers sei, da sich der Meister in
seinem Tagebuche der niederländischen Reise bestimmt
dahin ausgesprochen hat, daß er Luther niemals por-
trätiert habe.

Die Fresken im Palast der Päpste zu Avignon.

Wenn sich auch die »Chronique des Arts« (Nr. 4 v. 26. Jan.)
 
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