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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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Koegler, Hans: Vorläufiger Bericht über neue Blätter des Meisters D. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0154

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße 13

Neue Folge. XVIII. Jahrgang 1906/1907 Nr. 19. 15. März

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatt« monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Kunst« erhalten die Kunstchronik kostenfrei. — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und
Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13. Anzeigen 30 Pf. für
die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse usw. an.

VORLÄUFIGER BERICHT ÜBER NEUE BLÄTTER
DES MEISTERS D. S.

Als Anhang einer Zusammenstellung der Holz-
schnitte von Urs Graf im Anzeiger für Schweizer
Altertumskunde 1907 (datiert und der Redaktion über-
geben Dezember 1906) habe ich neben einigen stil-
kritischen Untersuchungen über den Meister D. S.
auch alle mir aus Basler Drucken bekannten Holz-
schnitte desselben zusammengestellt, wobei ich von
den so charakteristischen Illustrationen zu Wimphe-
lings »de fide concubinarum« als Grundlage ausging
und den Meister auch danach nannte, trotzdem seine
Identität mit dem Schöpfer des wahrscheinlich D. S.
bezeichneten Dornacher Schlachtholzschnittes und des
mit D. S. signierten Basilisken hervorgehoben wurde,
Die Zusammenstellung geschah auch ohne Kenntnis
von L. Kaemmerers Referat, um so mehr freut mich,
in vier Fällen zu dem gleichen Resultat gekommen
zu sein, nämlich bezüglich der de fide Illustrationen,
derer von Etterlins Chronik, der Statuta synodalia von
1503 und des Astronomen, von welchem übrigens
Kaemmerer und Dodgson nicht das früheste Vor-
kommen im Jahre 1535 kennen (Margarita philoso-
phica des Georg Reisch, Basel bei Henricpetri) und
der wahrscheinlich für die zweite Auflage dieses
Werkes bei Furter und Schott 1508 gezeichnet wurde,
obwohl er darin nicht vorkommt. Daß er aber schon
zu Anfang 1508 vorhanden war, beweist die Kopie
von der Hand des Urs Graf in den Illustrationen von
Kungspergers Kalender, Zürich 1508. (Exemplar
Zürich St. B.)1). Aus Unkenntnis des nicht leicht
zugänglichen kurzen Referats von Kaemmerer erklärt
sich, daß in der eingangs erwähnten Studie diese
Zuweisungen als Neuzuschreibungen aufgeführt sind,
während natürlich der Vorrang jenem Forscher ge-
bührt. Anders gestaltet sich das Verhältnis zu Camp-
bell Dodgsons kürzlich im Jahrbuch der Preußischen
Kunstsammlungen erschienenen Arbeit über den Meister
D. S., der sich mit mir in das kleine Verdienst der
Priorität bei dreien seiner Neuzuweisungen teilen muß,
denn in obengenannter Zusammenstellung habe ich
den Ambrosius von 1506, den anderen nicht signierten

1) Wenn keine anderen Exemplare angegeben, sind
immer die der Basler Univ.-Bibl. gemeint, ebenso Basel
als Druckort, wenn nichts anderes gesagt ist.

Basilisken und das Kanonbild (Dodgson, Abb. 4) dem
D. S. zugewiesen, das Kanonbild war mir allerdings
nur aus dem Missale speciale des Th. Wolff von
1521 (Exemplar Pruntrut) bekannt. Ferner wies ich,
und aus guten Gründen, dem Meister D. S. den Dor-
nacher Schlachtholzschnitt zu, sowie das Titelblatt und
fünf Illustrationen der Etterlin Chronik (Tellschuß, so-
genannter Eidgenossenbund, zwei Schlachten, Ansicht
von Luzern). — Ferner von 1506 oder 1507 zwei
kleine Holzschnitte: a) Madonna zwischen knieendem
Mönch und Kardinal, b) Augustin und das am Wasser-
rand sitzende Christkind. Dann drei weitere Blätter,
nämlich das Titelblatt der Furter-Schott Ausgabe der
Margarita philosophica von 1508, eine Illustration
»Guilhelmus rainaldi« der Karthäuserstatuten von
1510, und das Titelblatt mit dem Reichsapfel der
Passio domini Furters von 1511.

Von einzelnen Spuren in Basler Drucken zwischen
1496 und 1499, die mir noch nicht sicher genug
erscheinen, abgesehen, füge ich hier noch folgendes
hinzu: a) Einige Illustrationen aus Nicolaus Schradins
Reimchronik des Schwabenkrieges1) (Sursee 1500),
z. B. die zehn Boten der Eidgenössischen Orte mit
den zehn Schildchen, — b) Signet des Jac. von Pfortz-
heim, 149g (Heitz 7), — c) Skandierender und Harfen-
spielerin, 1501 in Prasbergers musica choralis, Furter,
4°, — d) Sankt Bernhard kniet betend vor Seeland-
schaft nach rechts, in Bernhards Predigt von der
menschlichen Hartseligkeit, Furter 1507? 8° (Weller,
Rep. 352), — e) Julius II. sitzt segnend, von vorn
gesehen, in: Johann Stellas Vite ducentorum et triginta
pontificum, Furter 1507, 40 (Exemplar Zürich St. B.),
— f) Vielleicht eine kleine Familienszene, Elternpaar
und drei Kinder, 1512 in Geilers christlicher Pilger-
schaft, A. Petri, fol. — Ein einzelnes Blatt der Basler
Kunstsammlung, einen Jüngling auf Kugel an Baum-
stamm gelehnt vor weiter Seelandschaft darstellend,
umgeben von Löwen und Ungeheuern (br. 0,212,
h- °>^5)> gehört mindestens zu des Meisters nächster
Verwandtschaft. Wichtiger ist, daß wir, wenn auch
nicht bezeichnet, so doch deutlich erkennbar, eine
schön ausgeführte Miniatur von der Hand des Meisters

1) Die Hinweise auf den nahen Zusammenhang der
Illustrationen von Schradin mit dem Dornacher Schlacht-
holzschnitt findet man bei Josef Zemp, die Schweizerischen
Bilderchroniken, Zürich 1897.
 
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