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Vereine —
Vermischtes
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teilung, in welcher man auch die schönsten alten Gläser
bewundern kann. Es folgen dann die Sammlungen der
Funde aus Palestrina, Norba und Veji. In der Nähe des
Saales, welcher die Fragmente der Nernischiffe enthält,
sind dann die Uberreste des Schatzes aus dem Tempel
der Diana Nemorensis ausgestellt. Besonders beachtens-
wert ist ein neuerworbener Deckel einer bronzenen Cista
aus Palästrina, dessen Henkel aus zwei Kriegern, die einen
dritten, verwundeten tragen, gebildet ist. Dieser Deckel
ist ein Stück aus einem Praenestiner Funde; die Regierung
hat dasselbe für sich reserviert, während ein Teil der
anderen Gegenstände für die Berliner Museen angekauft
worden ist. Ein besonderes Zimmer enthält den neu auf-
gefundenen Diskuswerfer aus Castet Porziano. Eine schwie-
rige Frage, die der Aufstellung der großen Sammlungen
von Terrakotten, welche das Thermenmuseum besitzt und
die seit Jahren in den Magazinen für jeden unsichtbar
waren, hat Professor Rizzo befriedigend gelöst, indem er
die kostbaren Fragmente auf drehbaren Gestellen befestigt
hat, so daß es jedem leicht ist, sie in richtiger Beleuch-
tung sehen zu können. Für einige Zeit bleibt im Thermen-
museum auch die riesige Dioskurenstatue polikleteischer
Art sichtbar, die vor einiger Zeit in Bajae gefunden worden
und nun für das Museum von Neapel bestimmt ist.
STIFTUNGEN
Der Professor der Kunstgeschichte Dr. Lorenz Diet-
richson und seine Gattin haben der Universität Kristiania,
an der er wirkt, 60000 Kronen geschenkt für ein Legat,
dessen Zinsen zur Förderung kunstgeschichtlicher Forschung
verwendet werden sollen, und zwar in erster Linie zur
Veröffentlichung von Arbeiten kunsthistorischer, klassisch-
archäologischer oder vorhistorisch-archäologischer Art, die
wegen ihres streng wissenschaftlichen Inhalts, teuren Tafel-
werks oder dergleichen, ohne Unterstützung nicht würden
erscheinen können. In Ermangelung solcher Arbeiten
können für wissenschaftliche Reisen oder Forschungen auf
diesen Gebieten Beiträge gestiftet werden. Nur akade-
mische Bürger der Universität Kristiania dürfen jedoch in
den Genuß der Zinsen treten. bg.
Ein bayerischer Kunstfreund schenkte der Kunstsamm-
lung der Universität zu Erlangen 25000 Mark zur Erwer-
bung von Werken griechischer Kleinkunst für die Archäo-
logische Lehrsammlung und die Vermehrung der vorhan-
denen Abgußsammlung.
VEREINE
Der Kunstverein für die Rheinlande und West-
falen in Düsseldorf hat für die Ausschmückung der Aula
der neuen Realschule in Hamm durch ein Monumenfal-
gemälde die Summe von 15000 Mark bewilligt. Es ist
sehr erfreulich, daß etwas auf dem bei uns in Deutschland
noch fast unbebauten Feld der künstlerischen Schulaus-
schmückung geschieht.
VERMISCHTES
Menzels Atelier in der Siegismundstraße 3 in Berlin
wird demnächst verschwinden, da das Haus einem Neubau
Platz machen soll.
In Amerika geht man damit um, neue Goldmünzen
anzufertigen und hat einige amerikanische Künstler mit
der Herstellung von Entwürfen beauftragt.
Der Dom von Modena. Das Komitee für die Acht-
jahrhundertfeier des Doms von Modena beschloß ein ge-
schichtliches illustriertes Werk über den Dom herauszugeben,
das über hundert große Reproduktionen aus dem Innern
des Doms und seiner Kunstschätze enthalten soll.
Über Ferd. von Rayski, den auf der Berliner Jahr-
hundertausstellung rehabilitierten sächsischen Porträtmaler
(1S06—1890) liefert Ernst Siegismund in den Mitteilungen
des Vereins für die Geschichte Dresdens, 20. Heft, einen
biographischen Versuch. Der Künstler wurde schon 1842
von Nagler signalisiert, und Fr. von Boetticher hat über
ihn in den »Malerwerken des 19. Jahrhunderts« einiges ver-
öffentlicht. F. von Rayski kam (nach der sorgfältig zu-
sammengestellten Monographie) am 23. Oktober 1806 in
Pegau zur Welt, lebte als Kind in Lützen, dann in Dresden
und Pirna; sein Vater war als Oberst dem napoleonischen
Heere nach Rußland zugeteilt und starb im Januar 1813
in russischer Gefangenschaft. Der kleine Franz wurde
von Verwandten in Obhut genommen und kam in das
sog. Freimaurerinstitut, eine heute noch bestehende Er-
ziehungsanstalt Dresdens. Wie frühreif der Knabe war,
beweist ein 1818 ausgeführtes Ölgemälde, welches zwei
sächsische Reiter darstellt. 1821 kam der Jüngling als
Kadett auf die Offiziersschule, meldete sich aber außerdem
bei der Kunstakademie, wo er auch zugelassen wurde.
Später führte ihn das Schicksal als Leutnant nach Baden-
stedt, wo damals die durch Goethe bekannte Malerin Ca-
roline Bardua beliebt war. Rayski lebte dort in gedrückten
Verhältnissen etwas sorglos, geriet in Schulden, verlor die
Gnade des Fürsten und mußte auch sein Bündel schnüren.
Sein Weg führte über Hannover nach Dresden zurück,
wo er nochmals in die Akademie, diesmal in die oberste
Klasse, eintrat. Seit 1833 erscheint der Künstler als Por-
trätmaler in den Adreßbüchern von Dresden, doch pflegte
er auch das Sittenbild, außerdem sind Tierstücke von seiner
Hand bekannt. 1832 wurde ein solches Bild, das zugleich
Genre- und Tierbild war, vom Dresdener Kunstverein für
drei Friedrichsdor angekauft. Im Jahre 1834 ging Rayski
nach Paris; er scheint sich besonders zu Horace Vernet
und Delaroche hingezogen gefühlt zu haben. Schlachten-
und Historienbilder sind nun sein Traum. Etwa zu An-
fang des Jahres 1837 befindet er sich in Frankfurt a. M.,
später in Würzburg. Aus dieser Zeit ist ein Verzeichnis
der Porträts erhalten, die er damals schuf (zwanzig Num-
mern, abgedruckt in der Monographie). Dann wandte sich
der junge Meister nach München, wo er von Stieler, da-
maligem Hofmaler, Anregungen empfing; Koburg und
Düsseldorf waren die letzten Stationen seiner Wanderjahre.
Als reifer Künstler kehrte er nach Dresden zurück. Als
seine Hauptwerke führt sein Biograph an: ein Brustbild
des Freiherrn Erich von Schönberg auf Herzogswalde (jetzt
in Czonak in Ungarn); ein Bildnis Minna Pompilias von
Rayski, Schwester des Künstlers. Das große Porträt des
Domherrn von Schroeter in ganzer Figur, und das Bildnis
A. H. Schletters im Leipziger Museum. Bemerkenswert
sind noch die Wandbilder, die Rayski (auf Leinwand) auf
dem Schlosse Bieberstein bei Nossen für den Domherrn
von Bieberstein ausführte, dort befindet sich auch das
Hauptwerk unter den Tierbildern: »Die Wildschweine«.
Rayski war ein fleißiger, bescheidener Künstler, der sich
selten genug tat, wie man an den Wandlungen seiner
Malweise erkennen kann. Gegen die siebziger Jahre ver-
liert sich seine künstlerische Kraft. Er starb am 23. Ok-
tober 1890.
Einen eigentümlichen Weg, um der Kirchennot zu
steuern, verfolgt man zu Kopenhagen. Auch Kopenhagen
ist viel zu groß und wächst fortwährend. Anstatt zu warten,
bis das Bedürfnis zum Himmel schreit und dann, stets
hinter ihm herhinkend, großartige Prachtbauten aufzuführen,
die riesige Mittel fordern und allemal nicht entfernt aus-
reichen, wenn sie endlich fertig geworden sind, sammelt
man ganz kleine Gemeinden und baut ihnen sogleich Not-
kirchen. Sind sie nachher erstarkt, so mag sich, nach
Vereine —
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teilung, in welcher man auch die schönsten alten Gläser
bewundern kann. Es folgen dann die Sammlungen der
Funde aus Palestrina, Norba und Veji. In der Nähe des
Saales, welcher die Fragmente der Nernischiffe enthält,
sind dann die Uberreste des Schatzes aus dem Tempel
der Diana Nemorensis ausgestellt. Besonders beachtens-
wert ist ein neuerworbener Deckel einer bronzenen Cista
aus Palästrina, dessen Henkel aus zwei Kriegern, die einen
dritten, verwundeten tragen, gebildet ist. Dieser Deckel
ist ein Stück aus einem Praenestiner Funde; die Regierung
hat dasselbe für sich reserviert, während ein Teil der
anderen Gegenstände für die Berliner Museen angekauft
worden ist. Ein besonderes Zimmer enthält den neu auf-
gefundenen Diskuswerfer aus Castet Porziano. Eine schwie-
rige Frage, die der Aufstellung der großen Sammlungen
von Terrakotten, welche das Thermenmuseum besitzt und
die seit Jahren in den Magazinen für jeden unsichtbar
waren, hat Professor Rizzo befriedigend gelöst, indem er
die kostbaren Fragmente auf drehbaren Gestellen befestigt
hat, so daß es jedem leicht ist, sie in richtiger Beleuch-
tung sehen zu können. Für einige Zeit bleibt im Thermen-
museum auch die riesige Dioskurenstatue polikleteischer
Art sichtbar, die vor einiger Zeit in Bajae gefunden worden
und nun für das Museum von Neapel bestimmt ist.
STIFTUNGEN
Der Professor der Kunstgeschichte Dr. Lorenz Diet-
richson und seine Gattin haben der Universität Kristiania,
an der er wirkt, 60000 Kronen geschenkt für ein Legat,
dessen Zinsen zur Förderung kunstgeschichtlicher Forschung
verwendet werden sollen, und zwar in erster Linie zur
Veröffentlichung von Arbeiten kunsthistorischer, klassisch-
archäologischer oder vorhistorisch-archäologischer Art, die
wegen ihres streng wissenschaftlichen Inhalts, teuren Tafel-
werks oder dergleichen, ohne Unterstützung nicht würden
erscheinen können. In Ermangelung solcher Arbeiten
können für wissenschaftliche Reisen oder Forschungen auf
diesen Gebieten Beiträge gestiftet werden. Nur akade-
mische Bürger der Universität Kristiania dürfen jedoch in
den Genuß der Zinsen treten. bg.
Ein bayerischer Kunstfreund schenkte der Kunstsamm-
lung der Universität zu Erlangen 25000 Mark zur Erwer-
bung von Werken griechischer Kleinkunst für die Archäo-
logische Lehrsammlung und die Vermehrung der vorhan-
denen Abgußsammlung.
VEREINE
Der Kunstverein für die Rheinlande und West-
falen in Düsseldorf hat für die Ausschmückung der Aula
der neuen Realschule in Hamm durch ein Monumenfal-
gemälde die Summe von 15000 Mark bewilligt. Es ist
sehr erfreulich, daß etwas auf dem bei uns in Deutschland
noch fast unbebauten Feld der künstlerischen Schulaus-
schmückung geschieht.
VERMISCHTES
Menzels Atelier in der Siegismundstraße 3 in Berlin
wird demnächst verschwinden, da das Haus einem Neubau
Platz machen soll.
In Amerika geht man damit um, neue Goldmünzen
anzufertigen und hat einige amerikanische Künstler mit
der Herstellung von Entwürfen beauftragt.
Der Dom von Modena. Das Komitee für die Acht-
jahrhundertfeier des Doms von Modena beschloß ein ge-
schichtliches illustriertes Werk über den Dom herauszugeben,
das über hundert große Reproduktionen aus dem Innern
des Doms und seiner Kunstschätze enthalten soll.
Über Ferd. von Rayski, den auf der Berliner Jahr-
hundertausstellung rehabilitierten sächsischen Porträtmaler
(1S06—1890) liefert Ernst Siegismund in den Mitteilungen
des Vereins für die Geschichte Dresdens, 20. Heft, einen
biographischen Versuch. Der Künstler wurde schon 1842
von Nagler signalisiert, und Fr. von Boetticher hat über
ihn in den »Malerwerken des 19. Jahrhunderts« einiges ver-
öffentlicht. F. von Rayski kam (nach der sorgfältig zu-
sammengestellten Monographie) am 23. Oktober 1806 in
Pegau zur Welt, lebte als Kind in Lützen, dann in Dresden
und Pirna; sein Vater war als Oberst dem napoleonischen
Heere nach Rußland zugeteilt und starb im Januar 1813
in russischer Gefangenschaft. Der kleine Franz wurde
von Verwandten in Obhut genommen und kam in das
sog. Freimaurerinstitut, eine heute noch bestehende Er-
ziehungsanstalt Dresdens. Wie frühreif der Knabe war,
beweist ein 1818 ausgeführtes Ölgemälde, welches zwei
sächsische Reiter darstellt. 1821 kam der Jüngling als
Kadett auf die Offiziersschule, meldete sich aber außerdem
bei der Kunstakademie, wo er auch zugelassen wurde.
Später führte ihn das Schicksal als Leutnant nach Baden-
stedt, wo damals die durch Goethe bekannte Malerin Ca-
roline Bardua beliebt war. Rayski lebte dort in gedrückten
Verhältnissen etwas sorglos, geriet in Schulden, verlor die
Gnade des Fürsten und mußte auch sein Bündel schnüren.
Sein Weg führte über Hannover nach Dresden zurück,
wo er nochmals in die Akademie, diesmal in die oberste
Klasse, eintrat. Seit 1833 erscheint der Künstler als Por-
trätmaler in den Adreßbüchern von Dresden, doch pflegte
er auch das Sittenbild, außerdem sind Tierstücke von seiner
Hand bekannt. 1832 wurde ein solches Bild, das zugleich
Genre- und Tierbild war, vom Dresdener Kunstverein für
drei Friedrichsdor angekauft. Im Jahre 1834 ging Rayski
nach Paris; er scheint sich besonders zu Horace Vernet
und Delaroche hingezogen gefühlt zu haben. Schlachten-
und Historienbilder sind nun sein Traum. Etwa zu An-
fang des Jahres 1837 befindet er sich in Frankfurt a. M.,
später in Würzburg. Aus dieser Zeit ist ein Verzeichnis
der Porträts erhalten, die er damals schuf (zwanzig Num-
mern, abgedruckt in der Monographie). Dann wandte sich
der junge Meister nach München, wo er von Stieler, da-
maligem Hofmaler, Anregungen empfing; Koburg und
Düsseldorf waren die letzten Stationen seiner Wanderjahre.
Als reifer Künstler kehrte er nach Dresden zurück. Als
seine Hauptwerke führt sein Biograph an: ein Brustbild
des Freiherrn Erich von Schönberg auf Herzogswalde (jetzt
in Czonak in Ungarn); ein Bildnis Minna Pompilias von
Rayski, Schwester des Künstlers. Das große Porträt des
Domherrn von Schroeter in ganzer Figur, und das Bildnis
A. H. Schletters im Leipziger Museum. Bemerkenswert
sind noch die Wandbilder, die Rayski (auf Leinwand) auf
dem Schlosse Bieberstein bei Nossen für den Domherrn
von Bieberstein ausführte, dort befindet sich auch das
Hauptwerk unter den Tierbildern: »Die Wildschweine«.
Rayski war ein fleißiger, bescheidener Künstler, der sich
selten genug tat, wie man an den Wandlungen seiner
Malweise erkennen kann. Gegen die siebziger Jahre ver-
liert sich seine künstlerische Kraft. Er starb am 23. Ok-
tober 1890.
Einen eigentümlichen Weg, um der Kirchennot zu
steuern, verfolgt man zu Kopenhagen. Auch Kopenhagen
ist viel zu groß und wächst fortwährend. Anstatt zu warten,
bis das Bedürfnis zum Himmel schreit und dann, stets
hinter ihm herhinkend, großartige Prachtbauten aufzuführen,
die riesige Mittel fordern und allemal nicht entfernt aus-
reichen, wenn sie endlich fertig geworden sind, sammelt
man ganz kleine Gemeinden und baut ihnen sogleich Not-
kirchen. Sind sie nachher erstarkt, so mag sich, nach