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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0206

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393

Wettbewerbe — Denkmäler

— Funde — Ausstellungen

394

sitzenden, den Geh. Baurat Professor Heinrich Kayser,
zum Ehrenmitglied ernannt.

WETTBEWERBE

Beim Wettbewerb um das Wissmanndenkmal in
Lauterberg hat die Jury den Berliner Bildhauern Prof.
Johannes Götz, Edmund Gomansky und Paul Becher Preise
in gleicher Höhe zuerkannt.

Für die Errichtung eines Kriegerdenkmals in Wies-
baden ist ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Preise:
1000 Mark und Ausführung; 1000 Mark und 500 Mark.
Einlieferungstermin 31. August dieses Jahres. Näheres
durch den Wiesbadener Magistrat.

Ein Liebieg-Museum wird die Stadt Reichenberg
demnächst erhalten, da für die Sammlung Liebieg, welche
der Stadt zugefallen ist, ein eigenes Haus errichtet werden
wird, wofür ein Wettbewerb ausgeschrieben ist.

Zur Erlangung von künstlerischen Entwürfen für ein
Plakat erläßt der »Verein der Plakatfreunde« zu Berlin
unter den deutschen Künstlern einen öffentlichen Wett-
bewerb. Preise: 1000, 500, 250 Mark. Der mit dem ersten
Preise ausgezeichnete Entwurf wird ausgeführt. Nähere
Bestimmungen durch den »Verein der Plakatfreunde«,
Berlin W. 62.

DENKMÄLER
Der Streit um die Gestaltung des Virchowdenkmals
in Berlin ist nunmehr beendigt. Fritz Klimsch hat die
Wünsche der Auftraggeber, soweit er es vermochte, be-
rücksichtigt, indem er die krönende Herkulesgruppe ver-'
kleinerte und dafür das Porträtrelief wesentlich vergrößerte.
Die krönende Gruppe wird, ebenso wie das Postament,
in Kalkslein ausgeführt, dagegen das Medaillon in Bronze,
um es hierdurch noch stärker zu betonen. Ferner hat
Klimsch auf der Rückseite des Sockels ein Bronzerelief
angebracht, auf dem man Virchow in ganzer Figur am
Sektionstisch sieht.

FUNDE

Der Maler A. F. Seeligmann in Wien signalisiert in
der »N. Fr. Presse« einen Rembrandt, den er entdeckt zu
haben glaubt. Das Bild stellt eine Prozession mit der
Bundeslade dar, vor der König David tanzt. Die Szene
ist umgeben von vielem Volk und wird abgeschlossen
durch ein Gebäude, aus dem Personen schauen. Das Bild
ist mit einer ganzen Sammlung mehr oder minder beträcht-
licher Bilder von einem Wiener Privatmann erworben
worden. Ein Urteil von Spezialkennern steht noch aus.

AUSSTELLUNGEN
Am 20. April ist die Berliner Sezessionsausstellung
und acht Tage darauf die Große Berliner Kunstaus-
stellung eröffnet worden. Da wir über beide Veranstal-
tungen im Juniheft der Zeitschrift für bildende Kunst einen
größeren Bericht bringen werden, wollen wir heute dem
Urteil des Referenten nicht vorgreifen. Nur soviel sei ge-
sagt, daß die »Große« diesmal einen Aufschwung in der
Anordnung und Dekorierung zeigt, der Hochachtung ab-
fordert; zumal wenn man sich vor Augen hält, daß diese
Ausstellung nicht nur den Geschmack der Kunstfreunde
zu befriedigen hat, sondern auch ernsthaften Lebensinter-
essen der Künstler dienen muß. Die Art, wie die Bilder
luftig, einreihig gehängt sind; die geradezu reizende Unter-
brechung durch die intimen Räume der Schwarz-Weiß-
Ausstellung; die zum erstenmal durchgeführte Anordnung
des^Katalogs nicht nach dem Alphabet, sondern nach der
Reihenfolge der Hängung und die diskrete und noble
Tönung und Gliederung der Wände gereichen der Leitung

der Ausstellung zur Ehre. Je größer ein Ausstellungs-
unternehmen ist, desto mehr legen sich Vorsichten, Rück-
sichten, Absichten hindernd auf seine Bahn. Wenn dann
eine solche Leistung herauskommt, wie wir sie diesmal
in der Großen Berliner Kunstausstellung begrüßen, so ist
öffentliche Anerkennung Pflicht. — Die Berliner Sezessions-
Ausstellung ist ebenso gut, interessant und anregend wie
jede ihrer Vorgängerinnen, und sie hat, so wie immer,
wieder einen besonderen Clou, diesmal ist das die Aus-
stellung von etwa sechzig malerischen und zeichnerischen
Werken Max Liebermanns, aus verschiedenen Stufen seines
Lebens ausgewählt.

Die Leser der Zeitschrift für bildende Kunst werden
sich erinnern, daß wir ihnen vor etwa zwei Jahren in
Willi Wolf Rudinoff eine sehr merkwürdige und eigen-
artige Persönlichkeit vorgestellt und mit zwei pikanten
Originalradierungen die große Begabung dieses Künstlers
dokumentiert haben. In diesen Tagen hat nun Rudinoff
in Emil Richters Hofkunsthandlung in Dresden eine Aus-
stellung seines gesamten bisherigen Lebenswerkes als
bildender Künstler veranstaltet. — Über diese Ausstellung
zu sprechen, ist nicht leicht, weil man ihr Unrecht täte,
sie mit der Laune und dem Maßstab, mit denen man ge-
wöhnlich Kunstausstellungen zu betreten pflegt, zu messen.
Rudinoff ist im schönsten Sinne des Wortes Dilettant.
Die Kunst ist ihm kein Metier, und er scheint deshalb
auch nicht den Zwang empfunden zu haben, die Kunst
als Metier zu erlernen. Er ist eine Persönlichkeit von
vielen Graden, ein Mann von schillernder Begabung, die
getragen wird von einer unendlichen Freude an den Dingen
dieser Welt. Die Erde zu durchstreifen, seine Mitmenschen
durch seine musikalischen und sonstigen erstaunlichen
Fähigkeiten darstellerisch zu erfreuen, Land und Leute zu
beobachten, in sich aufzunehmen und nach Lust und Laune
malerisch festzuhalten und so sich selbst ein inneres
Weltenpanorama zu schaffen — all das ist ihm Passion,
nicht Beruf. Die Ausstellung bei Emil Richter ist groß
und reich; sie umfaßt 74 Ölbilder und Pastelle, 188 Zeich-
nungen und Aquarelle und 53 Radierungen, im ganzen
also mehr als 300 Nummern, ein imposanter Aufwand
von Begabung und Fleiß! Unter den radierten und ge-
zeichneten Blättern sind viele von einer geradezu entzücken-
den Unmittelbarkeit der Erfassung des flüchtigen Augen-
blicks und angeborener Grazie der Nadelführung. Was
die Gemälde anlangt, so scheint uns die Ruhe des festen
Wohnsitzes der letzten zwei Jahre dem Künstler gut be-
kommen zu sein; uns wenigstens haben die aus dieser
Zeit stammenden Blumenstücke und einige der Elbstudien
am besten gefallen. Aus ihnen spricht eine schöne, freie
und gesunde Naturbeobachtung und die volle Fähigkeit,
das Gewollte bildlich wiederzugeben. — Die Ausstellung
hat in Dresden Eindruck gemacht.

X München. Wilhelm Träbner veranstaltet im Kunst-
verein eine Kollektivausstellung, die einen Überblick über
sein gesamtes Schaffen ermöglicht. Seine Darbietung zählt
zu den bedeutendsten Kunstereignissen, die München in
letzter Zeit aufzuweisen hatte. Man geht wohl nicht fehl,
wenn man sie als eine Folge der Berliner jahrhundert-
ausstellung betrachtet, die ja mit einem Male den Namen
Trübner wieder in aller Munde gebracht hat. Man hegte
von dieser Ausstellung große Erwartungen; die außer-
gewöhnliche Anteilnahme des Publikums beweist, daß keine
dieser Erwartungen enttäuscht wurde. Es ist in der Tat
ein imponierendes Bild, das sich da erhebt, das Bild einer
von Anfang an mit bedeutenden Leistungen einsetzenden
und geraden Weges ihre Bahn verfolgenden Entwickelung.
Der vielberedete »Bruch« in Trübners Entwickelungsgang,
den man etwa ums Jahr 1890 ansetzt, erweist sich hier
 
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