441 Personalien — Wettbewerbe — Denkmäler — Ausgrabungen — Ausstellungen
Des kürzlich in Bonn verstorbenen Geh. Justizrats Pro-
fessor Dr. Hugo Loersch muß auch an dieser Stelle ge-
dacht werden, weil er sich um die Pflege der Kunstdenk-
mäler der Rheinprovinz durch eifrige und verständnisvolle
Tätigkeit verdient gemacht hat. Er war Vorsitzender der
Kommission für Denkmäler-Statistik der Rheinprovinz und
des geschäftsführenden Ausschusses für Denkmalpflege.
In Neuß starb der Bildhauer Bernhard Schewen,
der sich durch reizende Kindergruppen einen Namen ge-
macht hat. Auf der diesmaligen Deutsch-Nationalen Kunst-
ausstellung ist sein letztes Werk »Damara-Mädchen« aus-
gestellt.
PERSONALIEN
An Stelle des von der Leitung der Berliner Akademie
der Künste aus Altersrücksichten zurückgetretenen Geh. Bau-
rats Otzen ist der Maler Professor Arthur Kampf zum
Präsidenten der Berliner Akademie gewählt worden. Die
Berufung einer verhältnismäßig jüngeren Persönlichkeit,
die in ihrer Gesinnung etwa zwischen der alten Tradition
und der modernen Sezession die Mitte hält, wird allseitig
als ein gutes Zeichen lebhaft begrüßt. Arthur Kampf stammt
aus Aachen, ist jetzt 43 Jahre alt, studierte und wirkte
früher in Düsseldorf, bis er vor einer Reihe von Jahren
an der Berliner Akademie ein Meisteratelier bekam. Er
hat mit manchen seiner Einzelbilder große Ausstellungs-
erfolge gehabt (aus seiner ersten Zeit mit der »Letzten
Aussage«, neuerdings mit den »Beiden Schwestern«), und
insonderheit als Monumentalmaler viel Ruhm geerntet; auf
diesem Gebiet sind seine Wandgemälde in der Halle des
neuen Magdeburger Museums seine jüngste Schöpfung.
Mit dem Präsidium des deutschen Künstlerbundes wird
aller Wahrscheinlichkeit nach Franz von Stuck betraut
werden.
Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen, der zweite
Sohn des regierenden Herzogs, ist ein tüchtiger Maler;
gegenwärtig beschäftigt er sich mit der Ausführung eines
historischen Kolossalgemäldes für die Aula der Universität
Jena. Also nicht bloß das schwedische Königshaus hat
einen kunstbegabten Prinzen.
Der Geh. Baurat Walter Kyllmann in Berlin, der
Erbauer der Passage und vieler anderer bekannter Bauten
der Reichshauptstadt, beging am 16. Mai seinen 70. Ge-
burtstag.
Die deutsche Künstlerkolonie in Rom feierte festlich
den 70. Geburtstag der Malerin Emma Planck.
WETTBEWERBE
Die Berliner Akademie verteilte den großen Staats-
preis für Architektur in drei Prämien zu 1100 Mark an
die Architekten Edmund Körner-Berlin, Krause und Heinrich
Adam (zurzeit Malmö).
DENKMÄLER
In Argenau (Posen) soll ein Kaiser-Friedrich-Denk-
mal errichtet werden, dessen Ausführung dem Bildhauer
Professor Börmel übertragen worden ist.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Rom. Forschungen in den Katakomben der Priscilla.
Den Schluß der diesjährigen Tätigkeit der Commissione
ponliflcia d'Archeologia Sacra hat eine Versammlung in
der Katakombe der Priscilla an der Via Salaria gebildet.
Der Sekretär, Professor Orazio Marucchi, berichtete über
die neuen Forschungen in der Katakombe, welche zur
Entdeckung von verschiedenen wichtigen Grabstätten ge-
führt haben. So ist das Cubiculum von Papst Marcellinus
entdeckt worden, sowie das der Prisca und des Simetrius.
In einem Cubiculum hat man das Grab des Märtyrers
Crescentio gefunden mit dazu gehöriger Inschrift. Zu den
erfreulichsten Ergebnissen der Forschungen gehört die Auf-
findung der Überreste der Basilika des Heiligen Sylvester
und der großen Treppe, die zur Region der Katakombe
herabführt, in welcher sich das Baptisterium befindet.
Prof. Marucchi glaubt aus verschiedenen Zeichen schließen
zu können, daß die Katakombe der Priscilla eigentlich das
Cocmeteriutn ad nymphas Sancii Petri sei. Monsignor
Duchesne sprach auch die Meinung aus, daß der Pirscilla-
katakombc auch die altbekannte Bezeichnung zukomme:
Sedes ubi prius sedit sandus Petrus. F. H.
Praeiieste. Bei den Ausgrabungen ist ein Inschrift-
bruchstück gefunden worden, in welchem Marcus Terentius
Varro Lucullus, der im Jahre 73 vor Christus Konsul
war, genannt wird. Man glaubt, die Inschrift könnte sich
auf den Wiederaufbau der von Sulla zerstörten Stadt be-
ziehen. F. H.
Dr. Hofstede de Groot hat in London ein bisher un-
bekanntes Bild des Carel Fabritius entdeckt, das er im
Mauritshuis im Haag ausstellt. Es ist das Brustbild eines
alten Mannes mit graubraunem Haar und grauem Bart;
er trägt einen breiten schwarzen Hut, eine braune Jacke
mit schwarzem Schultermantel und einen Ringkragen um
den Hals. Man hat den Eindruck eines Charakterkopfes
von unzufriedenem Eigensinn.
AUSSTELLUNGEN
Der Leipziger Kunstverein hat zurzeit eine kleine
Ausstellung von Bildnissen Anton Graffs veranstaltet, die
um der Bedeutung willen, die diese Werke besitzen, nicht
nur für die Leipziger Kunstfreunde Interesse hat. Die
Leipziger Universitätsbibliothek besitzt seit 1787 als Ge-
schenk der Witwe des bekannten Leipziger Verlagsbuch-
händlers Philipp Erasmus Reich, Inhaber der damals noch
in Leipzig befindlichen Weidmannschen Buchhandlung, eine
kleine Galerie von Bildnissen geistig hervorragender Männer
aus Wissenschaft und Kunst, die mit Reich in persönlichem
oder geschäftlichem Verkehr gestanden hatten oder sonst
ihm nahegetreten waren. Dem Beispiele von Ludwig Gleim
in Halberstadt folgend, der für seine »Familienstiftung«
eine weit über hundert Nummern umfassende Sammlung
geistiger Kapazitäten seiner Zeit, meist allerdings von un-
bedeutenden und unbekannten Künstlern, sich hatte malen
lassen, hatte Reich eine gleiche Galerie sich gegründet,
deren Hauptmeister Anton Graff und Wilhelm Tischbein
in Kassel waren. Graff hat nicht weniger als 22 dieser
Bildnisse und zwar in den Jahren 1769 bis 1774 gemalt,
hauptsächlich in Leipzig, aber auch in Berlin, wohin er im
Auftrag von Reich ging, um Spalding, Ramler, Moses
Mendelssohn und Sulzer zu porträtieren. Diese 22 Bildnisse,
die nebst fünf anderen der Universitätsbibliothek gehörigen
Graffschen Porträts sowie ein Bildnis von Wilhelm Tisch-
bein sind neuerdings auf Anregung der Königlich Sächsischen
Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler im Auftrag
des sächsischen Kultusministeriums von dem Leipziger
Bilderrestaurator Walther Kühn vom alten Firnis und Schmutz
gereinigt und zweckmäßig restauriert worden. Viele dieser
Bildnisse, z. B. die von Reich selbst, von Ludwig von
Hagedorn, von Hiller, Ernesti und Morus zeigen Graffs Kunst,
die ja seit einigen Jahren mehr und mehr in der Wert-
schätzung unserer Zeit steigt, auf ihrer höchsten Höhe.
Die kleine Galerie, deren Besichtigung jedem Kunstfreunde
warm zu empfehlen ist, bleibt bis zum 9. Juni in den
Räumen des Leipziger Kunstvereins ausgestellt, um dann
in einem der Universitätsgebäude — hoffentlich wieder-
um der Bibliothek — als ein einheitliches Ganzes Auf-
stellung zu finden. j. v.
Des kürzlich in Bonn verstorbenen Geh. Justizrats Pro-
fessor Dr. Hugo Loersch muß auch an dieser Stelle ge-
dacht werden, weil er sich um die Pflege der Kunstdenk-
mäler der Rheinprovinz durch eifrige und verständnisvolle
Tätigkeit verdient gemacht hat. Er war Vorsitzender der
Kommission für Denkmäler-Statistik der Rheinprovinz und
des geschäftsführenden Ausschusses für Denkmalpflege.
In Neuß starb der Bildhauer Bernhard Schewen,
der sich durch reizende Kindergruppen einen Namen ge-
macht hat. Auf der diesmaligen Deutsch-Nationalen Kunst-
ausstellung ist sein letztes Werk »Damara-Mädchen« aus-
gestellt.
PERSONALIEN
An Stelle des von der Leitung der Berliner Akademie
der Künste aus Altersrücksichten zurückgetretenen Geh. Bau-
rats Otzen ist der Maler Professor Arthur Kampf zum
Präsidenten der Berliner Akademie gewählt worden. Die
Berufung einer verhältnismäßig jüngeren Persönlichkeit,
die in ihrer Gesinnung etwa zwischen der alten Tradition
und der modernen Sezession die Mitte hält, wird allseitig
als ein gutes Zeichen lebhaft begrüßt. Arthur Kampf stammt
aus Aachen, ist jetzt 43 Jahre alt, studierte und wirkte
früher in Düsseldorf, bis er vor einer Reihe von Jahren
an der Berliner Akademie ein Meisteratelier bekam. Er
hat mit manchen seiner Einzelbilder große Ausstellungs-
erfolge gehabt (aus seiner ersten Zeit mit der »Letzten
Aussage«, neuerdings mit den »Beiden Schwestern«), und
insonderheit als Monumentalmaler viel Ruhm geerntet; auf
diesem Gebiet sind seine Wandgemälde in der Halle des
neuen Magdeburger Museums seine jüngste Schöpfung.
Mit dem Präsidium des deutschen Künstlerbundes wird
aller Wahrscheinlichkeit nach Franz von Stuck betraut
werden.
Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen, der zweite
Sohn des regierenden Herzogs, ist ein tüchtiger Maler;
gegenwärtig beschäftigt er sich mit der Ausführung eines
historischen Kolossalgemäldes für die Aula der Universität
Jena. Also nicht bloß das schwedische Königshaus hat
einen kunstbegabten Prinzen.
Der Geh. Baurat Walter Kyllmann in Berlin, der
Erbauer der Passage und vieler anderer bekannter Bauten
der Reichshauptstadt, beging am 16. Mai seinen 70. Ge-
burtstag.
Die deutsche Künstlerkolonie in Rom feierte festlich
den 70. Geburtstag der Malerin Emma Planck.
WETTBEWERBE
Die Berliner Akademie verteilte den großen Staats-
preis für Architektur in drei Prämien zu 1100 Mark an
die Architekten Edmund Körner-Berlin, Krause und Heinrich
Adam (zurzeit Malmö).
DENKMÄLER
In Argenau (Posen) soll ein Kaiser-Friedrich-Denk-
mal errichtet werden, dessen Ausführung dem Bildhauer
Professor Börmel übertragen worden ist.
AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Rom. Forschungen in den Katakomben der Priscilla.
Den Schluß der diesjährigen Tätigkeit der Commissione
ponliflcia d'Archeologia Sacra hat eine Versammlung in
der Katakombe der Priscilla an der Via Salaria gebildet.
Der Sekretär, Professor Orazio Marucchi, berichtete über
die neuen Forschungen in der Katakombe, welche zur
Entdeckung von verschiedenen wichtigen Grabstätten ge-
führt haben. So ist das Cubiculum von Papst Marcellinus
entdeckt worden, sowie das der Prisca und des Simetrius.
In einem Cubiculum hat man das Grab des Märtyrers
Crescentio gefunden mit dazu gehöriger Inschrift. Zu den
erfreulichsten Ergebnissen der Forschungen gehört die Auf-
findung der Überreste der Basilika des Heiligen Sylvester
und der großen Treppe, die zur Region der Katakombe
herabführt, in welcher sich das Baptisterium befindet.
Prof. Marucchi glaubt aus verschiedenen Zeichen schließen
zu können, daß die Katakombe der Priscilla eigentlich das
Cocmeteriutn ad nymphas Sancii Petri sei. Monsignor
Duchesne sprach auch die Meinung aus, daß der Pirscilla-
katakombc auch die altbekannte Bezeichnung zukomme:
Sedes ubi prius sedit sandus Petrus. F. H.
Praeiieste. Bei den Ausgrabungen ist ein Inschrift-
bruchstück gefunden worden, in welchem Marcus Terentius
Varro Lucullus, der im Jahre 73 vor Christus Konsul
war, genannt wird. Man glaubt, die Inschrift könnte sich
auf den Wiederaufbau der von Sulla zerstörten Stadt be-
ziehen. F. H.
Dr. Hofstede de Groot hat in London ein bisher un-
bekanntes Bild des Carel Fabritius entdeckt, das er im
Mauritshuis im Haag ausstellt. Es ist das Brustbild eines
alten Mannes mit graubraunem Haar und grauem Bart;
er trägt einen breiten schwarzen Hut, eine braune Jacke
mit schwarzem Schultermantel und einen Ringkragen um
den Hals. Man hat den Eindruck eines Charakterkopfes
von unzufriedenem Eigensinn.
AUSSTELLUNGEN
Der Leipziger Kunstverein hat zurzeit eine kleine
Ausstellung von Bildnissen Anton Graffs veranstaltet, die
um der Bedeutung willen, die diese Werke besitzen, nicht
nur für die Leipziger Kunstfreunde Interesse hat. Die
Leipziger Universitätsbibliothek besitzt seit 1787 als Ge-
schenk der Witwe des bekannten Leipziger Verlagsbuch-
händlers Philipp Erasmus Reich, Inhaber der damals noch
in Leipzig befindlichen Weidmannschen Buchhandlung, eine
kleine Galerie von Bildnissen geistig hervorragender Männer
aus Wissenschaft und Kunst, die mit Reich in persönlichem
oder geschäftlichem Verkehr gestanden hatten oder sonst
ihm nahegetreten waren. Dem Beispiele von Ludwig Gleim
in Halberstadt folgend, der für seine »Familienstiftung«
eine weit über hundert Nummern umfassende Sammlung
geistiger Kapazitäten seiner Zeit, meist allerdings von un-
bedeutenden und unbekannten Künstlern, sich hatte malen
lassen, hatte Reich eine gleiche Galerie sich gegründet,
deren Hauptmeister Anton Graff und Wilhelm Tischbein
in Kassel waren. Graff hat nicht weniger als 22 dieser
Bildnisse und zwar in den Jahren 1769 bis 1774 gemalt,
hauptsächlich in Leipzig, aber auch in Berlin, wohin er im
Auftrag von Reich ging, um Spalding, Ramler, Moses
Mendelssohn und Sulzer zu porträtieren. Diese 22 Bildnisse,
die nebst fünf anderen der Universitätsbibliothek gehörigen
Graffschen Porträts sowie ein Bildnis von Wilhelm Tisch-
bein sind neuerdings auf Anregung der Königlich Sächsischen
Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler im Auftrag
des sächsischen Kultusministeriums von dem Leipziger
Bilderrestaurator Walther Kühn vom alten Firnis und Schmutz
gereinigt und zweckmäßig restauriert worden. Viele dieser
Bildnisse, z. B. die von Reich selbst, von Ludwig von
Hagedorn, von Hiller, Ernesti und Morus zeigen Graffs Kunst,
die ja seit einigen Jahren mehr und mehr in der Wert-
schätzung unserer Zeit steigt, auf ihrer höchsten Höhe.
Die kleine Galerie, deren Besichtigung jedem Kunstfreunde
warm zu empfehlen ist, bleibt bis zum 9. Juni in den
Räumen des Leipziger Kunstvereins ausgestellt, um dann
in einem der Universitätsgebäude — hoffentlich wieder-
um der Bibliothek — als ein einheitliches Ganzes Auf-
stellung zu finden. j. v.