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Zur Neuverteilung der Staatlichen Sammlungen in Berlin
wendig erklärt und bedaure nur, daß man fie nicht fchon länglt durdigeführt
hat —, fo Ichädlich wird die weite räumliche Trennung für beide Teile fein.
Die Schaufammlung würde, fobald fie einmal aufgeßellt iß, den gelehrten
Stab des Völkermufeums, der mit der Studienfammlung nach Dahlem über*
fiedeln foll, fuherlidi nicht mehr allzufehr intereffieren. Sie würde infolge*
delfen einer Erßarrung verfallen und dadurch allmählich ihre wiflenfchaftliche
Bedeutung wie ihre Anziehung für das Publikum einbüßen. Denn eine
Schaufammlung darf fo wenig ßabil bleiben wie die Wilfenfchafi, deren Er*
gebnilfe fie darßeilen foll. Sie muß vielmehr dem Fortfehritte der Forfchung
(tetig folgen, die Auswahl und die Anordnung ihrer Gegenfiände dem je*
weiligen Stande der WilTenfchaft gemäß ändern, mit einem Worte fich lebendig
entwickeln,- — und dies iß nur möglich, wenn fie im engßen Zufammenhange
mit den Männern der wilfenfchafilichen Arbeit bleibt. — Für die Studien*
fammlung würde die Ifolierung noch fchlimmere Folgen haben. Sie würde
nicht nur von dem großen Publikum völlig vernachläffigt und vergelfen wer*
den — was am Ende für kein öffentliches Inßitut vorteilhafi iß/ fondern
auch von jenen Befuchern der Schaufammlung, die fich dort zu einer leb*
hafteren Teilnahme an ethnologifchen Dingen angeregt fühlen, würden ver-
mutlich nur recht wenige den Weg zu dem entlegenen Magazine in Dahlem
finden, — befonders in unferer gefegneten Zeit, die den meifien geißigen
Arbeitern den Luxus der Verkehrsmittel nicht mehr erlaubt. Die Studien*
fammlung wäre dann alfo in der Hauptfache nur noch für die an ihr ange*
ßellten wilfenlchafilichen Beamten da, und felbß diefen würde das Stilleben
in Dahlem auf die Dauer nicht gut bekommen, weil bei dem Mangel an
Anregung durch frifche, von außen kommende Teilnahme auch ihre Arbeits*
freude und Tätigkeit fchließlich erlahmen müßten. — Schau* und Studien*
fammlung können in der Tat nur in unmittelbarer Verbindung gedeihlich
wachfen und wirken. Diefe Verbindung aber läßt fich nach meiner Über*
zeugung innerhalb des Völkermufeums herßellen, das für beide Teile, für
die Schau* und für die Studienfammlung völlig genügenden Raum bietet,
wenn es von der prähißorifchen und der afiatifchen Abteilung, vor allem
aber von dem Ballaße feiner Dubletten und anderer überflüffiger Dinge be*
freit wird.
Es iß einer der beßen organifatorifchen Gedanken W. v. Bodes gewefen,
die Sammlungen aus den Gebieten der afiatifchen Hochkulturen in einem
Mufeum zu vereinigen, — nicht etwa nur deshalb, weil diefe Schätze bis
jetzt in fehr unzulänglicher Weife untergebracht find, fondern hauptfächlich
weil ihr fachlicher Zufammenhang ihre räumliche Zufammenßellung fordert.
Man hat allerdings behauptet, daß die weftafiatifchen islamifchen Kulturen
in viel engeren Beziehungen zu denen des Mittelmeerkreifes ßänden als zu
Zur Neuverteilung der Staatlichen Sammlungen in Berlin
wendig erklärt und bedaure nur, daß man fie nicht fchon länglt durdigeführt
hat —, fo Ichädlich wird die weite räumliche Trennung für beide Teile fein.
Die Schaufammlung würde, fobald fie einmal aufgeßellt iß, den gelehrten
Stab des Völkermufeums, der mit der Studienfammlung nach Dahlem über*
fiedeln foll, fuherlidi nicht mehr allzufehr intereffieren. Sie würde infolge*
delfen einer Erßarrung verfallen und dadurch allmählich ihre wiflenfchaftliche
Bedeutung wie ihre Anziehung für das Publikum einbüßen. Denn eine
Schaufammlung darf fo wenig ßabil bleiben wie die Wilfenfchafi, deren Er*
gebnilfe fie darßeilen foll. Sie muß vielmehr dem Fortfehritte der Forfchung
(tetig folgen, die Auswahl und die Anordnung ihrer Gegenfiände dem je*
weiligen Stande der WilTenfchaft gemäß ändern, mit einem Worte fich lebendig
entwickeln,- — und dies iß nur möglich, wenn fie im engßen Zufammenhange
mit den Männern der wilfenfchafilichen Arbeit bleibt. — Für die Studien*
fammlung würde die Ifolierung noch fchlimmere Folgen haben. Sie würde
nicht nur von dem großen Publikum völlig vernachläffigt und vergelfen wer*
den — was am Ende für kein öffentliches Inßitut vorteilhafi iß/ fondern
auch von jenen Befuchern der Schaufammlung, die fich dort zu einer leb*
hafteren Teilnahme an ethnologifchen Dingen angeregt fühlen, würden ver-
mutlich nur recht wenige den Weg zu dem entlegenen Magazine in Dahlem
finden, — befonders in unferer gefegneten Zeit, die den meifien geißigen
Arbeitern den Luxus der Verkehrsmittel nicht mehr erlaubt. Die Studien*
fammlung wäre dann alfo in der Hauptfache nur noch für die an ihr ange*
ßellten wilfenlchafilichen Beamten da, und felbß diefen würde das Stilleben
in Dahlem auf die Dauer nicht gut bekommen, weil bei dem Mangel an
Anregung durch frifche, von außen kommende Teilnahme auch ihre Arbeits*
freude und Tätigkeit fchließlich erlahmen müßten. — Schau* und Studien*
fammlung können in der Tat nur in unmittelbarer Verbindung gedeihlich
wachfen und wirken. Diefe Verbindung aber läßt fich nach meiner Über*
zeugung innerhalb des Völkermufeums herßellen, das für beide Teile, für
die Schau* und für die Studienfammlung völlig genügenden Raum bietet,
wenn es von der prähißorifchen und der afiatifchen Abteilung, vor allem
aber von dem Ballaße feiner Dubletten und anderer überflüffiger Dinge be*
freit wird.
Es iß einer der beßen organifatorifchen Gedanken W. v. Bodes gewefen,
die Sammlungen aus den Gebieten der afiatifchen Hochkulturen in einem
Mufeum zu vereinigen, — nicht etwa nur deshalb, weil diefe Schätze bis
jetzt in fehr unzulänglicher Weife untergebracht find, fondern hauptfächlich
weil ihr fachlicher Zufammenhang ihre räumliche Zufammenßellung fordert.
Man hat allerdings behauptet, daß die weftafiatifchen islamifchen Kulturen
in viel engeren Beziehungen zu denen des Mittelmeerkreifes ßänden als zu