Zur Neuverteilung der Staatlichen Sammlungen in Berlin
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den übrigen afiatifdien. In der Tat läßt ftdt für diefe Auffafiung ungefähr
ebenfoviel fagen wie dagegen, — ausgenommen in der einen Beziehung, die
in unferem Falle die entfcheidende iß. Die Kuftlt der afiatifdien Völker
bildet trotz ihrer Mannigfaltigkeit eine unverkennbare Einheit, die man nicht
ohne Willkür auflöfen kann. So verfchieden die Kunfi des islamifchen Perfiens
von der des buddhifiifchen China ilt, beide erfdieinen innerlich!! verwandt, fo-
bald man fte mit der Kunlt irgendeines europäifchen Volkes vergleicht. Es
ilt gewiß nicht leicht, die gemeinfame Eigenart der afiatifdien Kunßformen
im Gegenfatze zu der europäifchen in eine präzife Formel zu fallen,• aber
fie drängt ftdi der Anfdiauung und dem Gefühle fo unmittelbar und (tark
auf, daß fie kaum jemand im Ernlte zu leugnen vermag. Sie würde denn
auch ohne Zweifel fchon viel klarer erkannt und allgemeiner anerkannt fein,
wenn man die verfdiiedenen Zweige der afiatifdien Kunlt in einem afiatifdien
Mufeum nebeneinander ßudieren und miteinander hätte vergleichen können.
Die Gründung eines foldien Mufeums, wie es W. v. Bode geplant hat, ilt
geradezu eine Vorbedingung für eine richtigere und tiefere Erkenntnis der
afiatifdien Kunlt und damit auch der afiatifdien Kultur. Man follte deshalb
einen Plan von fo hoher Bedeutung wahrlich nicht fallen lallen, folange noch
irgendeine Möglichkeit zu feiner Ausführung belteht. — Indelfen das Finanz-
und das Kultusminißerium verfichern ja eben, daß die Mittel dafür nicht aus-
reichen. Aber auch die Einrichtung des Dahlemer Baues zu einem Magazine
für die ethnologifdie Studienfammlung würde doch einige Millionen kolten,
und ilt die Differenz zwifdien diefer Summe und der anderen, welche die
Vollendung des Afiatifdien Mufeums erfordern würde, wirklich fo uner-
fdiwinglidi groß? — Man darf mindeßens daran zweifeln, folange noch keine
genaueren Angaben und Berechnungen vorliegen. Übrigens wäre ein nicht
unbeträchtlicher Teil bereits gedeckt gewefen, wenn man das von W. v. Bode
angebotene Gefdienk von 3 Millionen nicht zurückgewiefen hätte. Der Reit
ließe fidi meines Erachtens ohne Schwierigkeit durch den Verkauf der maßen»
haften Dubletten und fonftiger nutzlofen Dinge, die fidi im Völkermufeum
angehäuft haben, befdiaffen. Man wird mir zwar wahrfcheinlidi entgegnen,
daß es im Völkermufeum gar keine Dubletten gäbe. Wenn man unter
Dubletten abfolut gleiche Gegenltände verfteht, fo muß ich allerdings zuge»
liehen, daß es in dem Völkermufeum ebenfowenig Dubletten gibt wie in
dem Laube eines Baumes, von deflen Blättern auch keines dem andern genau
gleicht. Trotzdem wird es fdiwerlidi ein Botaniker für nötig halten, fämt-
liehe Blätter eines Baumes in fein Herbarium zu legen. Gewöhnlich verlieht
man jedoch unter einer Dublette einen Gegenlland, der einem andern fo
ähnlich iß, daß er nichts wefentlich Neues zeigt, und von folchen befitzt das
Völkermufeum, wie mir fcheint, mehr als genug. Ich weiß wohl, daß für
Nr. 36. 2. VI. 22
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den übrigen afiatifdien. In der Tat läßt ftdt für diefe Auffafiung ungefähr
ebenfoviel fagen wie dagegen, — ausgenommen in der einen Beziehung, die
in unferem Falle die entfcheidende iß. Die Kuftlt der afiatifdien Völker
bildet trotz ihrer Mannigfaltigkeit eine unverkennbare Einheit, die man nicht
ohne Willkür auflöfen kann. So verfchieden die Kunfi des islamifchen Perfiens
von der des buddhifiifchen China ilt, beide erfdieinen innerlich!! verwandt, fo-
bald man fte mit der Kunlt irgendeines europäifchen Volkes vergleicht. Es
ilt gewiß nicht leicht, die gemeinfame Eigenart der afiatifdien Kunßformen
im Gegenfatze zu der europäifchen in eine präzife Formel zu fallen,• aber
fie drängt ftdi der Anfdiauung und dem Gefühle fo unmittelbar und (tark
auf, daß fie kaum jemand im Ernlte zu leugnen vermag. Sie würde denn
auch ohne Zweifel fchon viel klarer erkannt und allgemeiner anerkannt fein,
wenn man die verfdiiedenen Zweige der afiatifdien Kunlt in einem afiatifdien
Mufeum nebeneinander ßudieren und miteinander hätte vergleichen können.
Die Gründung eines foldien Mufeums, wie es W. v. Bode geplant hat, ilt
geradezu eine Vorbedingung für eine richtigere und tiefere Erkenntnis der
afiatifdien Kunlt und damit auch der afiatifdien Kultur. Man follte deshalb
einen Plan von fo hoher Bedeutung wahrlich nicht fallen lallen, folange noch
irgendeine Möglichkeit zu feiner Ausführung belteht. — Indelfen das Finanz-
und das Kultusminißerium verfichern ja eben, daß die Mittel dafür nicht aus-
reichen. Aber auch die Einrichtung des Dahlemer Baues zu einem Magazine
für die ethnologifdie Studienfammlung würde doch einige Millionen kolten,
und ilt die Differenz zwifdien diefer Summe und der anderen, welche die
Vollendung des Afiatifdien Mufeums erfordern würde, wirklich fo uner-
fdiwinglidi groß? — Man darf mindeßens daran zweifeln, folange noch keine
genaueren Angaben und Berechnungen vorliegen. Übrigens wäre ein nicht
unbeträchtlicher Teil bereits gedeckt gewefen, wenn man das von W. v. Bode
angebotene Gefdienk von 3 Millionen nicht zurückgewiefen hätte. Der Reit
ließe fidi meines Erachtens ohne Schwierigkeit durch den Verkauf der maßen»
haften Dubletten und fonftiger nutzlofen Dinge, die fidi im Völkermufeum
angehäuft haben, befdiaffen. Man wird mir zwar wahrfcheinlidi entgegnen,
daß es im Völkermufeum gar keine Dubletten gäbe. Wenn man unter
Dubletten abfolut gleiche Gegenltände verfteht, fo muß ich allerdings zuge»
liehen, daß es in dem Völkermufeum ebenfowenig Dubletten gibt wie in
dem Laube eines Baumes, von deflen Blättern auch keines dem andern genau
gleicht. Trotzdem wird es fdiwerlidi ein Botaniker für nötig halten, fämt-
liehe Blätter eines Baumes in fein Herbarium zu legen. Gewöhnlich verlieht
man jedoch unter einer Dublette einen Gegenlland, der einem andern fo
ähnlich iß, daß er nichts wefentlich Neues zeigt, und von folchen befitzt das
Völkermufeum, wie mir fcheint, mehr als genug. Ich weiß wohl, daß für
Nr. 36. 2. VI. 22