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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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1. Septemberheft
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Kunstsammler Christian Langaard † / Pflichten gegen die Kunst / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Wirtschaftskartell / Jahresschau Deutscher Arbeit Dresden / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstleben in Holland / Londoner Kunstschau / Neue Kunstbücher / Aus der Künstlerwelt / Auktion Chillingworth
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0023

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Porzellan zu iibertragen und durch ein besonderes Glasverfahren
unverwüstlich einzubrennen. Die ausgestellten Biider auf Broschen,
Anhängern, Vasen, Dosen usw. zeugen von der hochkünstlerischen
Wirkung und zugleich von der naturgetreuen Wiedergabe dieses
Verfahrens, das eine dezente Vereinigung von Bild und Material,
eine kunstvolle Harmonie schafft.

Die Erste böhmische Porzellan-Industrie
A.-G. (Epiag) in Karlsbad hat ebenfalls eine vornehme Vertretung
auf der Jahresschau gefunden, vor allem mit ihren Epiag-Cabinet-
Porzellanen. Eine hervorragende Spezialität sind die Vasen mit
Laufglasur, charakterisiert durch verschwimmende Musterung, da-
runter eine herrliche Vase von ca. 80 cm. Höhe, mit Weinmuster
und Schmetterlingen (Wert ca. 18 000 Mark). Bemerkenswert
ist ein aus 78 Teilen — wovon nur ein Teil ausgestellt ist — be-
stehendes Empire-Prunkservice in Kobaltblau mit reicher Gold-
auflage und in Purpur, zum Teil mit Vollgoldhenkeln, ferner die
Papstteller, darunter solche für Papst Benedikt hergestellte, die
diversen Vasen mit Papageien, Libellen, Schmetterlingen, weiter-
hin Zinntassen, darunter als recht originell solche, die durchlöchert
und dann wieder mit Glasur verschlossen wurden, aus feinstem
durehscheinenden Porzellan, die besonderen Anklang finden.

In einem Sonderbau wurde die Werkstätte für Por-
zellanerzeugung von der Jahresschau errichtet, deren Be-
trieb in Händen der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen liegt,
der auch die in der Werkstätte Arbeitenden entstammen. Hier
sind in anschaulicher Weise die Rohmaterialien, Bestandteile und
einzelnen Herstellungsstadien des IJorzellans und von Porzellan-
gegenständen dargestellt, z. B. aucli die verschiedenen Brandzu-
stände, sowie Fehlbrände, Schwindungen, Glasurfehler, Über-
hitzungserscheinungen usw. In einzelnen Abteilungen wird die Por-
zellanformerei und -bossiererei, Porzellanmalerei unter Glasur,
solche auf Glasur vorgeführt. In einem Glasschrank wird der
Werdegang einer Tierfigur vor Augen geführt: fertig bossiert, nach
dem Vergliihbrand, vergltihte Figur mit aufgetragenen Unterglasur-
farben in verschiedenen Bearbeitungszuständen, bemalte und gla-
surte Figur, vor dem Scharffeuerbrand und schließlich die fertige
Figur. Dies alles gewährt einen lehrreichen Einblick in die Ge-
heimnisse der Porzellankunst.

Gegeniiber dem Porzellan tritt in der Jahresschau das
S t e i n g u t zwar quantitativer wie qualitativ zuriick, aber hier
und da doch auch in erfolgreiche Konkurrenz. Von der einfachen
J'öpferkunst, wobei auch eine Töpferwerkstatt im Betrieb vorge-
fiihrt wird, bis zur prächtigen Majolikakunst ist dieses keramische
Gebiet auf der Jahresschau vertreten. Auch hier ist die iibersicht-
liche Anordnung zu loben. Neben viel Gebrauchsgeschirr, das hier
am meisten vertreten ist, sieht man auch manches kiinstlerische
Erzeugnis, und man kann die Beobachtung machen, daß das Kiinst-
lerische vielfach auf die Gebrauchskeramik iibergeht, daß selbst
einfache Gebrauchsgegenstände kunstvollen Entwiirfen ent-
stammen vor allem bei Kaffeegeschirren und Tellern.

Die A.-G. Ludwig Wessel (Bonn) zeigt u. a. ausge-
zeichnete Weindekore auf Vasen , Körben, Kiibeln, teils mit Bil-
dern von Rheinschlössern (blau-weiß). Die Steingutfabrik
Elsterwerda G. m. b. H. stellt Wandteller mit Hundeköpfen,
sonstige Wandbilder mit Seemotiven, große Vasen mit prächtigen
Blumendekoren, auch eine recht gut gelungene Deckelvase mit
japanischen Motiven aus. Eine wunderbare Farbenwirkung bringen
die Vasen in Dunkelblau mit Hellblau und Weiß hervor, wobei
Blumendekore und Landschaften hervorrager.d zur Geltung koin-
men, ausgestellt von den Annaburger Steingutfabriken
A.-G., die auch noch Figuren und Tiere in rein Weiß, auch farbig,
ni feinster Ausführung zeigen. Durchbrochene Teller und Schalen,
teils weiß, teils mit Blumenmuster, teils auch in aparter Ausfüh-
rung mit Golddekor bringt dieWächtersbacherSfeingut-
f a b r i k G. m. b. H. zur Ausstellung, auch einige große und kleine
Vasen mit Blatt- und geometrischen Ornamenten von feinster
künstlerischer Wirkung. Die Feinsteingutfabrik Max
R o e s 1 e r (Rodach, Coburg) zeigt in durchbrochener Feinkeramik
Vasen, Schalen, Teller, Beleuchtungsschalen, Körbe, Lam-
pen, elfenbeinfarben, zum Teil nur ganz dezent mit farbigen oder
Golddekoren, in äußerst exakter und geschmackvoller Ausführung.

Bei der Steingutfabrik Sörnewitz fallen drei mächtige,
über 1 m große Vasen auf, grün, blau und rot, mit goldenen Hen-
keln, Golddekoration und Bildmedaillons; ferner sind hier schöne
Wandteller mit Landschaften in frischen, natiirlichen Farben be-
merkenswert. Den größten Ausstellungsstand nimmt in dieser Ab-
teilung wohl die Firma Villeroy & Boch ein, die mit Por-
zellan, Steingut und Glas vertreten ist. Während bei dem letzteren
zu sehr das Fabrikmäßige in die Erscheinung tritt, verdienen die
Steinguterzeugnisse um so mehr Anerkennung; die Vasen, Teller
usw. weisen eine feinkünstlerische Technik auf. An einem großen
Bilde wird die Engobe-Technik, gemalt mit farbiger Masse und
eine Landschaft mit drei spielenden Kindern darstellend, veran-
schaulicht. Besonderes Interesse beansprucht ein Schrank mit
Erzeugnissen der Firma aus drei Jahrhunderten (1742—1922),
hauptsächlich aus Mettlach, Sepfontaines und Wallerfangen. Aus
dieser Zusammenstellurig ersieht man, was fiir feine Arbeiten
schon friiher von dieser Firma hergestellt wurden, anderseits
auch, wie die neue Kunst sich wieder immer mehr den alten Mus-
tern nähert

Hervorragende Kunstkeramiken zeigt Kurt Feuerriegel
(Frohburg), u. a. große Krüge und Vasen in eigenartigen Ausftih-
rungen, wie man hier iiberhaupt an jedem Stiick die Eigenart einer
kiinstlerischen Uand entdeckt. Originell ist auch das Modell eines
Brunnens fiir die Stadt Kohren. Schöne Vasen bemerkt man bei
Max Plasnick (Bischofswerda) mit überlaufenden Glasuren
und Blattmustern, braun auf weißem Grunde, bei RichardRich-
t e r j u n. (Hohenleipisch), dessen Vasen bei aller Buntheit nicht so
aufdringlich wirken, wie sonst oft bei der sog. Bauernmalerei zu
konstatieren ist, bei C. & A. Carstens (Gräfenroda), die ihrem
Steingut künstlerisch wirkende Farbenkompositionen, wie Blau
mit Gelb und Grün, Handmalerei und Unterglasur, alles Blumen-
motive, hervorbringen, ferner bei Paul & S o h n (Bunzlau), deren
Tiergestalten allerdings zu verschwcmmen aussehen, bei E m i 1
P a b s t (Meuselwitz) u. a. P a u 1 S o r g e n f r e i.

Norbert Fischmann / München

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