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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Septemberheft
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Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Deutsche Kunst in Holland / Die Dresdner Jahresschau / Kunst- und Antiquitätenhandel / Londoner Kunstschau / Kleine Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0050

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4. fVERTIflEira.»

A b t e i 1 u n g

ANTIQIIITÄIEN

Berlin W 9, Bellewuesir. ‘rf 8

Deut(cbe Kunß m Jioüand.

Am 9. September wurde im Haag eine große deutsche
Kunstausstellung eröffnet, die von einem holländischen Komitee,
an dessen Spitze der Minister des Auswärtigen van Karnebeek
stand, angeregt und von der Deutsch-niederländischen Gesellschaft
in Berlin vorbereitet worden war. Eine Kommission, der Dr. Max
Osborn, Maler P. H. Ohmert und Archivrat Dr. Oszwald ange-
hörten, hat im Auftrag der Gesellschaft die Kunstwerke zusammen-
gebracht mit der Absicht, einen Überblick über die Entwicklung
der deutschen Malerei und Graphik während des letzten halben
Jahrhunderts, von Menzei bis auf die jüngsten Strömungen
darzubieten. Trotz vielfachen Schwierigkeiten gelang es, diesen
Plan zu verwirklichen. Durch das Entgegenkommen zahlreicher
deutscher Museen, vor allem der Nationalgalerie und des staat-
lichen Kupferstichkabinetts in Berlin, der Münchner Staatssamm-
lungen und der Düsseldorfer Kunsthalle, sowie durch Überlassung
wertvoller Stiicke aus Privatsammlungen konnte eine Kollektion
hergerichtet werden, die ausgewählte Werke von Menzel,
Leibl, Trübner, Klinger, Liebermann, Ury und
C o r i n t h, von Feuerbach und Marees und von den
besten deutschen Expressionisten, wie Paula Modersohn,
Pechstein, Heckei, Kirchner, Marc, Macke, Nolde und Feininger,
umfaßt. Die großen Säle der Haager Künstlergenossenschaft
„Pulchri Studio“ wurden voLlkommen gefüllt. Der Hauptraum
wurde der älteren Kunst gewidmet. Ein zweiter Saal enthält
mit Max Klingers Wandgemälden von der Villa Albers aus der
Nationalgalerie die Werke der nachimpressiönistischen Maierei,
und es zeigt sicli, daß diese durch Jahrzehnte getrennten Sch.öpfun-
gen sich vortrefflich miteinander vertragen. Ein dritter Saal ist
für Zeichnung und Graphik bestimmt; eine reiclie Sammlung
Menzeischer Handzeichnungen bildet hier den Hauptanziehungs-
punkt. Ein kleiner.es Kabinett enthält moderne Atjuarelle.

Die Eröffnung im Haag ging in feierlichen Formen vor sich.
Die holländische Kiinstlerschaft und Gesellschaft hatte dazu ihre
Vertreter entsandt, die niederländische Regierung war durch den
Kultusminister Dr'. d e V i s s e r und den Gesandten in Berlin
Baron G r e v e r s repräsentiert. Nach einer Ansprache des
Direktors der Haager Stadtmuseen Dr. van Gelder, der be-
tonte, daß eine derartige Ausstellung der vorzüglichsten deutschen
Kiinstler aus den letzten beiden Menschenaltern in Holland noch
nicht gezeigt worden sei, eröffnete Minister de Visser die Kunst-
schau mit einer iiberaus freundlichen Rede, die Deutschland als das
schöpferische Land der Kunst und der Wissenschaft pries. Von
den anwesenden Deutschen sprach Dr. Max 0 s b 0 r n einfüh-
rende Worte, die einen ü’berblick iiber die Ausstellung gaben,
während Dr. Oszwald in holländischer Fpraclie den Dank fiir das
Entgegenkommen und die Gastfreundschaft zum Ausdruck brachte,
die das Unternehmen im Haag gefunden hat.

Die Ausstellung, die zu Anfang Oktober nach Amsterdam
und dann nach R o 11 e r d a m übersiedeln soll, ist von der hol-
ländischen Presse überaus günstig aufgenommen worden. In aus-

führlichen Berichten wird darauf hingcwiesen, daß hier die erste
Gelegenheit geboten sei, die deutsche Kunst in ihrer Entwicklung
und in ihren führenden Meistern kennenzulernen, und daß derartige
Beziehungen der Kiinste und der Künstler am besten geeignet
seien, die Wiederannäherung und das gegenseitige Verständnis
der Völker nach den Jahren der Trennungen und Verstimmungen
anzubahnen.

Dte Dresdnec 7abt?esfcbau.

IV.

In der Jahresschau deutscher Arbeit Dresden zeigen die
Bürgehr kunstkeramischen Werkstätten Carl F i s c h e r recht ge-
schmackvolle Vasen mit einem eigenartigen Grundton in Grau-
braun, auf dem die Farben dezent zum Ausdruck kommen. Ganz
hervorragende Farbennuancen mit aparten Tönungen kann man
hier bewundern. Durch individuelle Entwürfe zeichnen sich die
Arbeiten des Kunstmalers und Keramikers Oswald Bach-
mann (Groß-Lichterfelde) aus: Originalarbeiten nach eigenen
Entwürfen, modern und antik anmutend, so z. B. Vasen mit orien-
talischen Motiven, mit altrömischen Motiven (Rennwagen, Reiter)
auf kirschrotem Grunde, mit Schwarz und Weiß dekoriert, sämt-
liche Erzeugnisse von künstlerischer Wirkung bei ebensolcher
Ausführung. Hervorzuheben sei hier noch eine Vase und ein Po-
kal mit Ägypterin. Daß man auch den Humor in der Keramik
recht hübsch zum Ausdruck bringen kann, davon zeugt die Aus-
stellung von dem Direktor der Sonneberger Industrieschule, K a r 1
Staudinger, der Figuren, auch Tiere, in karikierter Auffassung
ausstellt. Die Schramberger Majolikafabrik G. m. b.
H. zeigt neben großen Vasen mit Blumen auch einzelne expressio-
nistische Muster, denen man jedoch sonst in der ganzen Ausstell-
ung nur sehr wenig begegnet. Vasen und Krüge bis zu sehr be-
trächtlicher Größe, in allen Formen und Farben, teilweise in An-
lehnung an alte Motive (griechisch, ägyptisch), teils auch recht
modern und farbenfreudig stellt dieRadeberger Tonkunst-
waren-Industrie E. A. Bittcher aus. Der Berliner Bild-
hauer W. E. Schade bietet expressionistische Keramiken, wäh-
rend der Dresdner Edmund Möller Gruppen in bildhauerischer
Auffassung und Ausführung, mitunter allerdings in sonderbaren
Etellungen, ausstellt; recht ansprechend sind hier Mutter und Kind,
sowie Vater und Kind, beide in natürlicher Haltung, was man bei

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