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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Septemberheft
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Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Deutsche Kunst in Holland / Die Dresdner Jahresschau / Kunst- und Antiquitätenhandel / Londoner Kunstschau / Kleine Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0052

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londonee Kun{f{cbaiu

Die jüngtien Bücbecpceife im englißben Ut?tei(.

Unser Londoner Referent schreibt uns: Preise, die
bei Sothebys gelegentlich der literarischen Versteigerungen
gezahit worden sind, wurden von einem englischen Kunstkritiker
folgendermaßen beschrieben: — „Der arme Harry Widener, jener
junge Lycidas, der mit der Titanic unterging, ist nicht umsonst
gestorben. Die Rosenbachs in Amerika und die Ouaritchs in
Europa wissen nur zu gut, wie sehr sein Beispiel nicht nur die
jungen, sondern auch die älteren Sammler in Amerika angeregt
liat, alle Schätze der englischen Literatur zn annektieren, die sicli
außerhalb des festen Oewahrsams des Britischen Museums, des
Bodleian usw. befinden.

Buckingham Grafschaft ist stets als bibliophile Fundgrube
berühmt gewesen. Wer erinnert sich nicht der dortigen Shakc-
speare Quartausgaben zu Beginn des Jahrhunderts? In der
soeben beendeten Saison gab es wieder eine herrliche Sammlung
winziger Werke aus Britwell Court bei Sothebys zu schen, die
insgesamt 80 000 Pfd. einbrachte, von welcher Summe Dr. A.
Rosenbach in einer kleinen Kiste Werte von 65 000 Pfd. nach
Philadelphia entführte. Die erste Britwell Versteigerung i. J. 1919
ergab 110 356 Pfd. für 108 Bücher, von denen der verstorbene
George Smith, New York, fiir 80 000 Pfd. kaufte. Er ließ sich
filmen mit der vierten Ausgabe von „Venus und Adonis“ und der
damit zusammengebundenen Erstausgabe des „Passionate Pil-
grim“. Preis damals 15100 Pfd.

Soweit ging Dr. A. Rosenbach doch nicht. Er zahlte fiir
sechs Bücher der Britwell Sammlung 12 810; sein Bruder Philip
mußte aber etwas später 14 000 Pfd. fiir zwei der Shake-
speare’schen Erstfolianten in der Burdett Coutts Auktion
14 000 Pfd. geben. Die erste davon war das wundervolle Daniels
Exemplar (8 600 Pfd.), für welches die Baronin 1864, als sie es
aufkaufte, um es vor Abwanderung zu schützen, 682 Guineen
zahlte, Das zweite Exemplar war der sogenannte „Sheldon“,
fiir den Phiiip Rosenbach 5 400 Pfd. zahlte.

Dann steht dem Preise nach an dritter Stelle die Britweli
Ausgabe von Sonnetten aus dem elisabethanischen Zeitalter der
Dichter Barnfield, Griffen, Tofte und eines anonymen „Esquier“,
3 600 Pfd. Die „Towneley Mysteries“, eine Art Passionsspiele,
die im 15. Jahrhundert zu Wakefield in Yorkshire ausgetragen
wurden und sehr kräftige Dialogstellen zwischen Noah und seiner
Frau enthielten, wanderten um 3 400 Pfd. nach Philadelphia ab.
Für die Britwell’sche Ausgabe von Chester’s „Love’s Martyr“,
v. J. 1601, ein Sammelwerk zu dem Shakespeare mit seiner Dich-
tung „Phoenix and Turtle“ beitrug, wurde 3100 Pfd. gezahlt.
Dann kommt die Erstausgabe des „Pilgrim’s Progress“ v. J. 1678
mit 2 010 Pfd.; die Britwell'sche Willobie, „His Avisa“, v. J. 1594,
1 950 Pfd., Marlowe’s „Hero and Leander“, fünf Jahre nach
seinem allzufrühen Tod i. J. 1594, herausgegeben, 1810 Pfd.; eine
Erstausgabe von Shakespeare’s Gedichten, 1640, 1400 Pfd„
Chancer’s „Mars and Venus“, 1 250 Pfd., ging nach Amerika.

Die Shelley Parodie, die er i. J. 1810, als er noch Oxforder
Student, herausgab und das ganze literarische England irreführte,
kaufte, wie berichtet, Sabin Ende Juli um 1 210 Pfd. Es fand sich
in einem Musikstapel aus dem Besitze der Baronin Burdett-Coutts
vor und hatte dreimal den Besitz gewechselt, bevor es entdeckt
wurde. Weiter muß ausgeführt werden: Webb’s „Discourse of
English Poetrie“ aus dein Jalire 1586, von dem das andere be-

kannte Exemplar in der Bodleian Bibliothek sich befindet. Preis
1 100 Pfd.

Bei Christie’s waren die Hauptpreise: Dicken’s Manuskript des
„Haunted Man“, für welches Rosenbach 3 700 Pfd. zahlte, und
eine Sammlung Briefe des großen englischen Schriftstellers, die
ebenfalls mit 2150 Pfd. an Herrn Barrett nach Amerika ging.
Weiter, das Stundenbucii, das die Melbourne Nationalgallerie um
I 600 Pfd. ankaufte.

Um die Abwanderung zu verhüten, fragte neulich im eng-
lischen Unterhause Sir Philip Sassoon an, ob es nicht möglicli
wäre, die zehn bis zwölf wirklichen Meisterwerke, die sich noch in
England in Privatbesitz befänden, irgendwie zu schützen. Er
wandte sich an den Scliatzmeister Sir Robert Horne um Wie-
dereinführung der früheren Maßregel dttrch Parlamentsbeschluß
mit Geldzuschüssen einzuspringen, falls nun Verkaufsverhand-
lungen mit dem Auslande angebahnt würden. Jahrelang waren die
schönsten Meisterwerke Englands langsam aber sicher dem Lande
entzogen worden. Sir Robert Horne erklärte, er stiinde im Prinzip
der Anregung sehr sympathisch gegenüber und würde gern von
Fali zu Fall dahinzielende Vorschläge im Unterhause unterstützen.

*

Das wunderschöne Gemälde des Holländers Mathew M a -
ris, der vierzig Jahre in London ansässig war, „Die Schwestern“
ist für eine schottische Sammlung zu sehr hohem Preise ange-
kauft worden. Ursprünglich gehörte es der Westmacott Sammlung
an und wurde nach dem Tode des Besitzers von Christies zum
Preise von 6 200 Guineen i. J. 1918 verkauft. Maris war eine ein-
siedlerische Natur, der in seiner Zurückgezogenheit weder Gelder
noch große Ehren trotz seines hohen Könnens einheimste. Den
jetzigen Verkauf hat Croal Thomson vermittelt.

Kletne Kun{!d)t?onik.

Die allgemein bekannte Kupferdruckerei O. Felsing in
Berlin-Charlottenburg, beging vor Kurzem die Feier ihres 125 jäh-
rigen Bestehens.

*

Im 2. Heft der von Professor Dr. Theodor F r i m m e 1 lier-
ausgegebenen „Neuen Blätter für Gemäldekunde“
(Verlag Carl Stephenson, Wien) bespricht Dr. Heinrich L e p o r i n i
die Schmutzerausstellung der Albertina. Frimmel selbst setzt
seine interessanten Rundgänge durch die Wiener Galerien fort
und bringt unter anderem kunstwissenschaftlich feselnde Bemer-
kungen zu dem Schaffen von Joseph Heinz, K. F. Lessing, F.
Gauermann.

Erstklassi«e Grläser

kunstvoll geschnittene Rubin-, Schaper-,
marmorierte und Zwischengoldgläser

sucht zu hohen Preisen

Dr. Herrmann Schiftan, Bresiau V, Gartenstr. 52

Die Inseratc des „Kunstwanderers11
haben nachhaltigen Erfolg!

Redaktionsschluss für das 1. Oktoberheit 9. Oktober. —■ Redaktionsschluss für das 2. Oktoberheft 20. Oktober.
Herausgeber u. verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer“, G. m. b H., Berlin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW. 68.

Dr. Fnitz Goldsehmidt Dp. Vietor Wallepstein

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