Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 4./5.1922/23
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0116
DOI issue:
1. Novemberheft
DOI article:Donath, Adolph: Die Russische Kunstausstellung in Berlin
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Fluidums typisch-russischer Yolksmalerei. G a u s c h
ist der Primitivist unter den Landschaftern, doch im
Grunde seiner Seele impressionist. Ebenso Tscher-
b i n o w s k i und Tourjanski. Bras ist der ele-
gante Maler des Stillebens. Typisch-russisch ist auch
Falk. Seine Technik hält sich aber ganz an das Pri-
mitive, er geht mit dem Pinsel temperamentvoll in die
Fläche, gibt mit dem Pinsel nur das Notwendigste im
Porträt und in der Landschaft. An die altrussische Pri-
mitivität erinnert der aparte F i 1 o n o w.
I)er Vater aller neueren Kunsttheorien scheint mir
Malewitsch zu sein. Neben ihm notiere ich
Sterenberg und A11 m a n n. Und eins noch
möchte ich besönders erwähnen: in dieser russischen
Ausstellung liegen auch die Ergebnisse der F r e i e n
Schule in Moskau vor. Auch hier tauchen alle
Richtungen auf, denn jeder Schüler (zumeist Arbeiter
und Bauern) hat das Reclit, sich seinen Lehrer zu wäh-
len. So will der eine Impressionist werden, der andere
Suprematist. Aber man kann beobachten, wie emsig
hier gearbeitet wird, wie die Freude an der Farbe all-
mählich sich entwickelt und wie mancher Schüler über
die Art seines Lehrers hinaus sich schon seinen eigenen
Weg bahnt. Zum Schlusse: die russische G r a p h i k ,
die in dieser Ausstellung zu seheu ist, zeigt weniger
typische Ziige als die Malerei. Schade, daß man nicht
M a s j u t i n aufgefordert hat, auszustellen. Er ist
doch einer von den Wenigen, der sich trotz allen „Rich-
tungen“ seine russische Eigenart bewahrt hat,
Pierre Anloine Baudouin
18. Jahrh.
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I ciniiiqn/u’i <( 'itau/cforl
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Aus der Auktion der
Albertina - Dubletten bei
C. G. Boerner, Leipzig
96
ist der Primitivist unter den Landschaftern, doch im
Grunde seiner Seele impressionist. Ebenso Tscher-
b i n o w s k i und Tourjanski. Bras ist der ele-
gante Maler des Stillebens. Typisch-russisch ist auch
Falk. Seine Technik hält sich aber ganz an das Pri-
mitive, er geht mit dem Pinsel temperamentvoll in die
Fläche, gibt mit dem Pinsel nur das Notwendigste im
Porträt und in der Landschaft. An die altrussische Pri-
mitivität erinnert der aparte F i 1 o n o w.
I)er Vater aller neueren Kunsttheorien scheint mir
Malewitsch zu sein. Neben ihm notiere ich
Sterenberg und A11 m a n n. Und eins noch
möchte ich besönders erwähnen: in dieser russischen
Ausstellung liegen auch die Ergebnisse der F r e i e n
Schule in Moskau vor. Auch hier tauchen alle
Richtungen auf, denn jeder Schüler (zumeist Arbeiter
und Bauern) hat das Reclit, sich seinen Lehrer zu wäh-
len. So will der eine Impressionist werden, der andere
Suprematist. Aber man kann beobachten, wie emsig
hier gearbeitet wird, wie die Freude an der Farbe all-
mählich sich entwickelt und wie mancher Schüler über
die Art seines Lehrers hinaus sich schon seinen eigenen
Weg bahnt. Zum Schlusse: die russische G r a p h i k ,
die in dieser Ausstellung zu seheu ist, zeigt weniger
typische Ziige als die Malerei. Schade, daß man nicht
M a s j u t i n aufgefordert hat, auszustellen. Er ist
doch einer von den Wenigen, der sich trotz allen „Rich-
tungen“ seine russische Eigenart bewahrt hat,
Pierre Anloine Baudouin
18. Jahrh.
'ij)h.,le WUictrfi
X'- '<e/lre Je Gm,- a„
ci //vj '?int’uuu c/cu/neur
I ciniiiqn/u’i <( 'itau/cforl
/. J /i'ini.r; f
't* G,„/. r.r ■J/ioya/ Gr,
Aus der Auktion der
Albertina - Dubletten bei
C. G. Boerner, Leipzig
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