größere Format zielit uns nicht bloß durch seine licht-
kräftige Gestaltung an, sondern auch durch die abge-
klärte Ruhe des gedanklichen Vorwurfs. Willy
J a e c k e 1 s „Liebespaar“ ist mehr graphisch-dekora-
tiv, doch im Porträt bietet der Künstler manche Köst-
lichkeit Eugen S p i r o s „Selbstporträt mit Sohn“ zeigt
den brillanten Charakteristiker und auch seine Blühen-
den Kakteen“ zählen zum Besten seiner eindringlichen
Malerei. Charlotte B e r e n d - C o r i n t h bietet in
ihren Blumenstücken wundervoll vibrierendes kolori-
stisches Leben. Sehr echt in Ton und Stimmung ist
auch ihr „Walchensee“. Gino v o n F i n e 11 i zielt in
seinem „Jagdreiter“ und „Operettenduett“ intensiv auf
das impressionistische Ergreifen der Bewegung von
Körper und Farbe ab, Wilhelm Kohlhoff verrät in
seiner „Landschaft mit Brücke“ eine Zurückentwick-
lung zum Natiirlichen, indessen sein „Stilleben mit
Frau“ etwas vergothisiert erscheint. Geistreich in der
Malerei und dabei interessant ist Josef B a t o in sei-
nern „Tierbändiger“; die Gestalten seines „Sonnen-
untergangs“ schließen sich an Daumier an. Auch Erich
Klossowski französelt ein wenig, steckt noch
immer in der Art des Delacroix. Magnus Z e 11 e r
bleibt bei seiner holzschnittmäßigen Auffassung des
Malerischen, und Erich W a s k e übertrumpft noch
Schmidt-Rottluff an Geschmacklosigkeit, indem er
Landschaft und Figuren plakatgrob hinstreicht. Sehr
fein ist eine Zeichnung von Robert G e n i n. Schließ-
lich notieren wir noch die Bilder von Linde-Wal-
ther, Paul Paeschke, Flugo Krayn, Hans
G e r s o n und Carl Strathman n. Unter den
Plastiken fallen die von Ernst W e n c k, Alex-
ander 0 p p 1 e r und Johannes S c h i f f n e r be-
sonders auf.
Legros
Liegende Frau
Zeichnung
Gutekunst
und
Klipstein
Bern
Qlasfcbneidet? des Ifevz und Riefengebtt?ößs
tn dct? Smptrcs und Bicdccmcicrscit
Cine Studic oon
Qu{!aü e.
m
Jank dem reichen Nachlaßinventar lassen sich diese
drei Entwicklungsstufen, die wir bei anderen
Glasschneidern nicht nachzuweisen vermögen, noch
zweimal verfolgen, sogar bei etwas größeren Figür-
chen, nämlich einmal bei dem Zylinderbecher mit der
über die Zeichnung (Abb. 20) auf einen kleinen Kupfer-
stich von Jückel (Abb. 21) zurtickgreifenden Napo-
leon-Silhouette-Becher bei Frau Geheimrat
Toni Schumacher in Stuttgart (Abb. 22), wo von einer
Porträt-Annäherung nicht mehr gesprochen werden
kann, und bei einem ebenfalls farblosen Fußbecher der
Sammlung Pazaurek (Abb. 23) mit der „W ü r d e d e r
*) Siehe „Uer Kunstwanderer“ 1. und 2. Oktoberheft.
Pasautiek.
F r a u e n “ 1SI), cier vielleicht mit dem irn Rechnungs-
buch genannten „Lob der Frauen“ von 1837 und 1840
identisch ist (obwohl man einen höheren Preis erwarten
sollte); die Zeichnung (Abb. 24) ist gegenüber der litho-
graphierten, das Schillergedicht paraphrasierenden
Vorlage von August Kneisel in Leipzig (Abb. 25) nicht
nur wesentlich vereinfacht, sondern auch als Quer-
rechteckbild auseinandergezogen, während sich wenig-
stens das äbgebildete Glas-Exemplar mit den, dem
19) Dieses Glas ist bereits in E. Leischings Wiener Kongreß
S. 177 und in der Zeitschrift „Kunst und Kunsthandwerk“ XVIII,
1915. S. 22 abgebildet, jedoch irrtümlich als dem Nordböhmischen
Gewerbemuseum gehörend, was nie der Fall war.
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kräftige Gestaltung an, sondern auch durch die abge-
klärte Ruhe des gedanklichen Vorwurfs. Willy
J a e c k e 1 s „Liebespaar“ ist mehr graphisch-dekora-
tiv, doch im Porträt bietet der Künstler manche Köst-
lichkeit Eugen S p i r o s „Selbstporträt mit Sohn“ zeigt
den brillanten Charakteristiker und auch seine Blühen-
den Kakteen“ zählen zum Besten seiner eindringlichen
Malerei. Charlotte B e r e n d - C o r i n t h bietet in
ihren Blumenstücken wundervoll vibrierendes kolori-
stisches Leben. Sehr echt in Ton und Stimmung ist
auch ihr „Walchensee“. Gino v o n F i n e 11 i zielt in
seinem „Jagdreiter“ und „Operettenduett“ intensiv auf
das impressionistische Ergreifen der Bewegung von
Körper und Farbe ab, Wilhelm Kohlhoff verrät in
seiner „Landschaft mit Brücke“ eine Zurückentwick-
lung zum Natiirlichen, indessen sein „Stilleben mit
Frau“ etwas vergothisiert erscheint. Geistreich in der
Malerei und dabei interessant ist Josef B a t o in sei-
nern „Tierbändiger“; die Gestalten seines „Sonnen-
untergangs“ schließen sich an Daumier an. Auch Erich
Klossowski französelt ein wenig, steckt noch
immer in der Art des Delacroix. Magnus Z e 11 e r
bleibt bei seiner holzschnittmäßigen Auffassung des
Malerischen, und Erich W a s k e übertrumpft noch
Schmidt-Rottluff an Geschmacklosigkeit, indem er
Landschaft und Figuren plakatgrob hinstreicht. Sehr
fein ist eine Zeichnung von Robert G e n i n. Schließ-
lich notieren wir noch die Bilder von Linde-Wal-
ther, Paul Paeschke, Flugo Krayn, Hans
G e r s o n und Carl Strathman n. Unter den
Plastiken fallen die von Ernst W e n c k, Alex-
ander 0 p p 1 e r und Johannes S c h i f f n e r be-
sonders auf.
Legros
Liegende Frau
Zeichnung
Gutekunst
und
Klipstein
Bern
Qlasfcbneidet? des Ifevz und Riefengebtt?ößs
tn dct? Smptrcs und Bicdccmcicrscit
Cine Studic oon
Qu{!aü e.
m
Jank dem reichen Nachlaßinventar lassen sich diese
drei Entwicklungsstufen, die wir bei anderen
Glasschneidern nicht nachzuweisen vermögen, noch
zweimal verfolgen, sogar bei etwas größeren Figür-
chen, nämlich einmal bei dem Zylinderbecher mit der
über die Zeichnung (Abb. 20) auf einen kleinen Kupfer-
stich von Jückel (Abb. 21) zurtickgreifenden Napo-
leon-Silhouette-Becher bei Frau Geheimrat
Toni Schumacher in Stuttgart (Abb. 22), wo von einer
Porträt-Annäherung nicht mehr gesprochen werden
kann, und bei einem ebenfalls farblosen Fußbecher der
Sammlung Pazaurek (Abb. 23) mit der „W ü r d e d e r
*) Siehe „Uer Kunstwanderer“ 1. und 2. Oktoberheft.
Pasautiek.
F r a u e n “ 1SI), cier vielleicht mit dem irn Rechnungs-
buch genannten „Lob der Frauen“ von 1837 und 1840
identisch ist (obwohl man einen höheren Preis erwarten
sollte); die Zeichnung (Abb. 24) ist gegenüber der litho-
graphierten, das Schillergedicht paraphrasierenden
Vorlage von August Kneisel in Leipzig (Abb. 25) nicht
nur wesentlich vereinfacht, sondern auch als Quer-
rechteckbild auseinandergezogen, während sich wenig-
stens das äbgebildete Glas-Exemplar mit den, dem
19) Dieses Glas ist bereits in E. Leischings Wiener Kongreß
S. 177 und in der Zeitschrift „Kunst und Kunsthandwerk“ XVIII,
1915. S. 22 abgebildet, jedoch irrtümlich als dem Nordböhmischen
Gewerbemuseum gehörend, was nie der Fall war.
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