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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Novemberheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Schweizerische Kunstchronik / Kunst- und Antiquitätenhandel / Neue Graphik / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0155

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Bergamo mit Gebetnische 19. Jahrh.

Aus Grote-Hasenbalgs „L’er Orientteppich“, Scarabaeus-Verlag, Berlin

Kunff auktio nen.

Dic A(bßt?tina=Dublßtten bei Boecnet? in teipsig.

Seit Jahr und Tag gab es keine interessantere internationale
Graphik-Auktion als die Versteigerung der Albertina-Dubletten bei
C. G. Bgerner in L e i p z i g. Schon das O b j e k t reizte
von vornherein: Dubletten der Albertina in Wien! Und dazu:
französische Kupferstiche des 18. Jahrhunderts! Blätter, deren
Erwerbung in/die gleiche Epoche zurückreicht, in der sie ent-
standen sind, und Blätter von tadelloser Erhaltung. Man durfte
danach auf diese Versteigerung gespannt sein, und man ist heute,
da wir aus Berlin hierherfuhren, um die Situation zu überblicken,
von den ersten Resultaten noch weitaus mehr iiberrascht, als man
im ersten Augenblick denken mochte. Denn schon der Beginn
dieser Auktion überstieg alle Erwartungen. Viele Preise, die er-
zielt wurden, übertrumpfen die Weltmarktspreise
für den französischen Meisterstich des 18. Jahrhunderts, und viele
Preise wieder, ja die meisten bisherigen, entsprechen völlig
den einstigen Friedenspreisen.

Das aber möchte ich allerdings hervorheben, daß der d e u t -
sche Kunsthandel und die deutsche Sammlerwelt in dieser
Auktion, deren Farbstiche iibrigens zum größten Teile nicht aus
den Dublettenbeständen der berühmten Wiener Kunstsammlung,
sondern aus norddeutschem Privatbesitz stammen, nicht gut ab-
schneiden. So viel Geld hat unser Kunsthandel leider nicht, um
mit den zahireichen ersten Vertretern aus England, Frank-
reich, Belgien und H o 11 a n d konkurrieren zu können.
Aber immerhin: manches schöne Biatt geht nicht über die deutsche
Grenze.

Es war eine hübsche Episode, ais Boerner am Vormittag den
hunderten von Interessenten wegen der Umrechnung die vorbörs-
lichen Kurse mitteilte. Um drei Uhr nachmittags wiederholte sich
dieser Vorgang. Die ausländischen Händler konnten dement-
sprechend sofort ihre Dispositionen treffen. Inzwischen waren
schon die ersten hohen Preise gezahlt worden. Die beiden Blätter

„Le Ba! pa-re“ und „Le Concert“ von Äugustin de S a i n t -
A u b i n haben zusammen 1 900 000 Mark erreicht. Das sind rund
4000 Fr. oder rund 1300 Goldfranken. Dieser Preis erscheint mir
jedoch nicht übermäßig, wenn ich daran denke, das Colnaghi in
London schon 1913 bloß für das Blatt ,,Le Concert“ 300 Pfund ge-
geben hat. Aber dieser Anfang war trotzdem anregend und um
so bemerkenswerter, als die beiden Biätter von Artaria in Wien
gekauft worden sind.

Hingegen ist der Preis von 3 200 000 Mark für die Biätter
Bartolozzis „Vertumnus und Pomona“ sowie „Zephyr und
Flora“ schon ein R e k o r d p r e i s. Vor rund hundert Jahren
waren diese Blätter noch für 3 bis 8 Francs zu haben und jetzt
stehen sie im Pariser Kunsthandel mit zirka 1500 Francs zum
Verkauf. Auch Pierre Antoine Baudouin ergab hohe Preise:
„Le Couche de la Mariee“ brachte es auf 1 250 000 Mark, „L’Enle-
vement nocturne“ auf 1 200 000 Mark und „Le Fruit de l’Amour
peeret“ wurde von Amsler und Ruthardt in Berlin für
1 550 000 Mark erworben. Dagegen ging L’Epouse indiscrete“ bloß
auf 750 000 Mark. Ein giciches Exemplar der Sammlung Goncourt
war nämlich 1897 mit 25 100 Franken bewertet worden.

Louis Marin-Bonnet, dessen „Dejeuner“ zum Beispiel
man 1920 in New York auf 2225 Doll. schätzte, wälirend hundert
Jahre vorher 70 seiner Drucke aus der Sammlung Potocki zusam-
men nicht mehr als — 14 Francs kosteten, erzielte jetzt in Leipzig
für sein Blatt „The fine Musetioners“ (zwei singende junge Mäd-
chen) 3 700 000 Mark, für sein „Brustbild eines jungen Mädchens“
(nach Boucher) 2 200 000 Mark. Und der niedrigste Preis für
Bonnet betrug 42 000 Mark. Manche Blätter von Boucher er-
gaben das 15 bis 20 fache der Schätzungspreise: 30 000 bis
1 050000 Mark, ja das von Demarteau nach Boucher ge-
stochene „Lesende junge Mädchen“ (in Crayanmanier in Schwarz,
Grün und Rot gedruckt) stieg auf 2 100 000 Mark.

Uber den weiteren Verlauf der denkwürdigen Auktion, deren
Ergebnis an 300 Millionen Mark betrug, soll noch gesprochen
werden. Ebenso von der Auktion der Aquarelle Rudolf von
A 11 s bei Boerner, die — es waren 34 Blätter, da drei der schön-
sten, darunter das bedeutendste „Die Tegukirche in Prag“ (von
1845) sowie „der Hof in Wien“ (1847) und „der Graben in Wien“
(1843) bei der Vorbesichtigung gestohlen worden sind — im
ganzen mehr als 40 Millionen Mark erzielt haben. A. D.

Beclmet? Det?(ieigetmngen.

Die Btichersammlung aus Literatur und Kunst, die am 3. und
4. November bei Max P e r 1 versteigert worden ist, zeigte ein
erhöhtes Interesse fiir dieses Gebiet. Die Preise waren zum Teil
der Markentwertung angepaßt, zum Teil der inter-
nationalen Bewertung. Die drei Bände der Tableaux
historiques de la Revolution francaise (Paris 1802/04) (in Kalb-
leder) mit Kupfern von Fragonard, Girardet u. a. erreichten
400 000 Mark, die Londoner Ausgabe des Horaz von 1733—1737 in
rotem Maroquin von Moullie erzielte 290 000 Mark, Claude Lorrains
Liber Veritatis (London 1777—1819) 250 000, Fenelons „Les aven-
tures de Telemaque“ von 1785 mit den Kupfern von Monnet

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