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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Novemberheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Schweizerische Kunstchronik / Kunst- und Antiquitätenhandel / Neue Graphik / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0160

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Heckendorfs aparte „Flucht nach Ägypten“ und Josef
B a t o s malerisch gesehene „Ariadne“. Unter den eigenartigen
Blättern von D o m s „Kapital und Arbeit“, „Kentaurenkampf“ und
„zwei Köpfe“ ist die letztgenannte Radierung eine ganz vortreff-
liche Talentprobe. Den Freunden guter moderner Graphik werden
diese Blätter gewiß sehr willkommen sein.

JHeue Kunflbücbet?.

Der Orientteppich. Seine Geschichte und seine Kultur
von Werner Grote-Hasenbalg. Berlin, S c a r a -
baeus-Verlag G. m. b. H. 1922.

Jeder Teppich-Freund wird dieses groß angelegte dreibändige
Prachtwerk von Werner Grote-Hasenbalg besitzen
müssen. Denn es ist tatsächlich das erste populär-wissenschaft-
liche Werk über den orientalischen Teppich des 18. und 19. Jahr-
hunderts, das an Hand erstklassiger farbiger und schwarzweißer
Abbildungen einen genauen Überblick über diese Kunstgattung
bietet und selbst den eingefleischten Kennern und Sammlern man-
nigfache Anregungen gibt. Dabei ist diese Arbeit des teppich-
kundigen Werner Grote-Hasenbalg auch für den Forscher umso
dankenswerter, als sie das bisherige wissenschaftliche Material
sorgfältig berücksichtigt und bei den einzelnen, klar geschriebenen
Kapiteln auf die unterschiedtiche Literatur nachdrücklich hin-
weist.

In der Einleitung zu seinem Werke, das Professor Dr. Frie-
drich Sarre zugeeignet ist, hebt der Verfasser hervor, daß die
Teppiche nicht nur nach der vielfach irrigen Ortsbezeichnung,
sondern möglichst nach dem geographischen Gebiete ihrer Ur-
sprungsländer benannt und geordnet, daß aber die „die allgemein
üblichen Handelsnamen“ hinzugefügt sind. Der Verfasser geht
nun im ersten Kapitel auf das Technische zur Herstellung
der Teppiche ein, indem er sich in der Frage der „Farben, Farb-
stoffen und Färbungen in orientalischen Teppichen“ wesentlich an
die Ausführungen des berühmten Katalogs der Ausstellung des
österreichischen Handelsmuseums vom Jahre 1891 hält, und spricht
im zweiten Kapitel über die Ästhetik des Orienteppichs. In
der zweiten Auflage des Werkes, die hoffentlich nicht lange auf
sich warten läßt, Ikönnte auch schon der Aufsatz „Bild und Tep-
pich“ herangezogeti werden, den Dr. Rudolf Biach im Juni-
Doppelheft des „Kunstwanderers“ von 1921 veröffentlicht hat und
worin Biach, der lange Zeit im Orient war, durch die Gegenüber-
stellung von Bild und Teppich den orientalischen Teppich als
Kunstwerk dem europäischen Verständnis zu erschließen suchte.

In den weiteren Kapiteln beschäftigt sich der Verfasser mit
der Verwendung des orientalischen Teppichs im Innenraum,
wobei es uns höchst verdienstlich erscheint, daß er sowohl die
wichtigsten alten Meisterbilder, in denen der orientalische Teppich
als künstlerisch dekoratives Moment eine Rolle spielt, zu Ver-
gteichszwecken abbildet, als auch das moderne Interieur, dem der
orientalische Teppich erst seine Klangfarbe leiht. „Immer“, sagt
der Verfasser, „ist zu beachten, was mehr wirken soll, die Tep-
piche oder die Stoffe der Möbelbezüge, hiernach muß sich das eine
dem andern unterordnen. Dabei sei man recht vorsichtig in
der Wahl der Tapete und nehme bei starken, anspruchsvollen
Farben lieber einen neutralen, grauen, bräunlichen oder creme-
farbigen Ton, wobei Rot, das in den Tapeten eine besonders
starke Anilinwirkung zeigt, ganz zu vermeiden ist.‘. Auch über
die Formate des Teppichs verbreitet er sich in überzeugender

Weise, und nicht zuletzt über die Behandlung sowie über das
Reparieren der Stücke.

„Ratschläge für das Studium und den Einkauf“ setzen seine
Darstellung fort. „Geschmack ist alles, Geld wenig“, das ist
einer seiner Hauptgrundsätze. Und auch das ist einleuchtend, daß
Grote-Hasenbalg in seinen Hinweisen für das Sammeln von
Teppichen die Anlage einer Sammlung von typischen Knüpf-
und Webeerzeugnissen Transkaspiens empfiehlt. Aber
diese vortrefflich orientierenden Kapitel müßten die Teppich-
freunde doch selbst genauer nachlesen. Und daß der Verfasser
neben den ausführlichen Angaben zu den wichtigsten Abbildungen
auch die Entwicklungsgeschichte der islamischen Kunst in präg-
nantester Form darstellt und hierbei die Produktion der gesamten
Teppichzentren ausführlich würdigt, scheint uns besonderer Er-
wähnung wert.

Schon der erste Band des' Werkes enthält eine stattliche
Reihe naturgetreuer farbiger Abbildungen nebst den notwendigen
Motiv- und Ornament-Tafeln. Band II und III führen dann in
brillanten farbigen Tafeln nicht weniger als 120 der typischen
und seltenen Exemplaren des Orientteppichs vor. D.

*

E. Voullieme: Die deutschen Drucker des fünf-
zehnten Jahrhunderts. Zweite Auflage. Berlin
1922. Verlag der Reichsdruckerei.

Man darf sich freuen, daß dieses hervorragende Buch des In-
kunabelforschers und -Kenners Ernst Voullieme, das 1916 als Text-
band zu Burgers Monumenta Germaniae et Italiae typographica
herausgekommen ist, bereits in zweiter Auflage vorliegt. und es
wäre zu wünschen, daß das mit intensivstem wissenschaftlichen
Ernst durchgearbeitete Werk es recht bald zu weiteren Neuauf-
lagen brächte. Voullieme hat, wie er auch im Vorwort betont, in
dieser zweiten Aufiage, die ihren „Zusammenhang mit den Monu-
menta aufgibt“, die nichtdeutschen Drucker und Druckorte weg-
gelassen, aber naturgemäß der deutschen Schweiz ihren Platz
bewahrt. Daß dem griindlichen und grundlegenden Buche charak-
teristische Druckproben usw. beigefügt wurden, macht es umso
wertvolier für den Forscher und Bücherfreund. Die Ausstattung
des Voulliemeschen Werkes und seine drucktechnische Durch-
führung verdienen uneingeschränkte Anerkennung.

sk * *

In der Meyerschen Hofbuchhandlung Detmold (gegriindet
1664) erscheint demnächst: Das Grabbe-Buch. Heraus-
gegeben von Paul F r i e d r i c h und Fritz E b e r s (mit reichem
Buchschmuck authentischen und modernen Grabbeporträts von
Pero, F. Coerken u. a., auch ein Bürglmüller-Porträt von Alfred
R e t h e 1, Bühnenbildern nach Grabbe u. a.

>k

Die von Professor Dr. Theodor Frimmel im Verlag Karl
ritephenson, Wien und Leipzig herausgegebenen „Neuen Blät-
ter für Gemäldekunde“ enthalten in Heft 3—4 besonders
wertvolles Material. Fred B e n z spricht über die wissenschaft-
liche Prüfung von Gemälden und die Aufdeckung von Fälschungen,
Hofrat Dr. Josef M e d e r bringt Notizen über Emanuel Peter und
der Herausgeber, Dr. Theodor F r i m m e 1 veröffentlicht u. a.
einen wichtigen Aufsatz iiber „Rubens und den Apoll von Bel-
vedere“.

Beziehen Sie sicn aul die inserate des „Kunstwanderersr

Redaktionsschiuss für das 1. Dezemberheft 7. Dezember. — Redaktionsschluss für das 2. Dezemberheft 16. Dezember.
Herausgeber u. verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer“, G. m. b H., Berlin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW. 68.

Dp. Fpitz Goldsehmidt ^ Dp. Vietop Wallepstein

ALfE □ iEUE P GEI*IÄEDE □ SKVEPflJREM □ BRONIEM

B E R L I N W 35 Schöneberger Ufer 36a (Privatstraße)

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