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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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1. Dezemberheft
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Aus der Museumswelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Bibliographische und bibliophile Notizen / Schweizerische Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0188

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Kunstwerten einen eigenen Rang zugestehen müssen und auch
ihre Originalität nicht leugnen wollcn, handelt es sich doch bei
solchen getreuen Wiedergaben von Zeichnungen um nichts anderes
als um die mit manuellen Verfahren von zweiter Hand vorge-
nommenen Übertragungen in den Holzschnitt oder Kupferstisch, die
als Originale geschätzt werden, obschon sie es in einem engsten
Sinne auch nicht sind. Dic außerordentliche Kostspieligkeit jencr
mechanischen Rcproduktionen erster Qualität macht sie nun aller-
dings von vornherein zu Sammlerstücken und nur wenigen zu-
gänglich. Indessen, Originalität und Qualität kann auch deu billi-
geren Reproduktionstechniken zukommen und wenn das, ihrer
Quantität wegen, noch immer unterschätzt wird, darf sich gerade
der Buchfreund hiermit abfinden. Stellt er Ansprüche, die be-
rechtigt sind, so wird er auch das kiinstlerische Feingefühl für die
jeweilige beste Anwendung der Ausdrucksmittel der modernen
Reproduktionstechniken stärken, wird fiir die Erhöhung ihrer
selbständigen Werte sorgen. Es gibt Meisterwerke der Autotypie,
die einem Kenner sehr viel mehr zu sagen wissen als andere
Leistungen der Reproduktionstechnik, die geschätzt sind, weil sie
teuer waren, die durchaus einer minderwertigen „Originalgraphik“
vorzuziehen sind. Das alles gehört in ein bisher etwas vernach-
lässigt gewesenes Buchkunstkapitel. „Klassisch ist fehlerfrei“
schrieb Grillparzer 1835 in sein Tagebuch. Weshalb soll man nicht
auch von klassischen Leistungen der Reproduktionstechnik reden
dürfen, ohne sich der Gefahr auszusetzen, von Dingen zweiten
Ranges zu reden zu scheinen? Man muß nur, wie das aucli sonst
bei Kunstangelegenheiten geschieht, die Maßstäbe richtig anlegen.
Ist es nicht ein unschätzbarer Gewinn, daß zu einem sehr wohl-
feilen Preise, dank der klug ausgenutzten Reproduktionstechnik,
die Diirer- und Rembrandt-Graphik iri vollständigen Werken weiten
Kreisen zugänglich geworden sind? (Albrecht Dürer
Kupferstiche. In getreuen Nachbildungen m.it
einer Einleitu.ng von Jaro Sringer. München,
Holbein Verlag: 1920; Rembrandts sämtliche
Radierungen. In getreuen Nachbildungen. Her-
ausgegeben mit einer Einleitung versehen von
H a n s W. Sniger. München, Holbein Verlag.
Mappe I—III). Gewiß, ein Orignalblatt mittlerer Oualität, das
sehr viel teurer sein würde, als alle diese Mappen zusammen, ist
seiner Reproduktion vorzuziehen. Aber es gibt doch eigentlicli
keinen Grund, auf die guten Reproduktionen verzichten zu wollen,
weil die guten Originale unerreichbar geworden sind. Dächten so,
wie es in ähnlicher Lage häufig die Buch- und Griffelkunstfreunde
tun, die Sunstfreunde schlechthin, sie müßten aufhören den Kunst-
genuß zu pflegen und verzweifelt alles Sammeln aufgeben. Kom-
men wir aber zu einer besseren Einschätzung der Reproduktions-
technik, so wird das Buch ihre bessere Anwendung für die Buch-
kunst fördern und eine Reiclitumsquelle erschließen, die in einerri
nicht versiegenden Stromlaufe weite brachliegende Buchkunstge-
biete fruchtbar machen wird. Man darf dazu freilich in der Repro-
duktion nicht lediglich ein Ersatzmittel selien wollen, das aus
Mangel mangelhaft schlechteres an die Stelle des erreichbaren
Guten setzt, sondern man muß sie als etwas in ilirer Art selb-
ständiges und selbstwertiges betrachten.

G. A. E. B o g e n g.

*

Aus Großvaters Tagen. Für den Weihnachtstisch
hat der Verlag Julius H o f f m a n n in S t u 11 g a r t ein schmuckes

Büchlein unter obigem Titel herausgegeben, das in 60 Bildern
nach Theodor Hosemann uns die gute alte Zeit wiedergibt.
Das gemütvolle Empfinden, die frohe Stimmung des Berliner Alt-
meisters in seinen Schilderungen hier vor sich zu sehen, tut in
unserer Zeit besonders wohl. Jung und Alt mag in dem Büchlein
ein Vergessen der Gegenwart und eine Wiedererinnerung schönerer
Tage finden. Zum Geleit hat Franz Weinitz eine kurze vor-
züglich orientierende Einleitung geschrieben. Die Mehrzahl der
Abbildungen geht zurück auf Originale, die der eifrige Berliner
Sammler Karl Schweidler Hosemannscher Gemälde und
Zeichnungen dem Verleger zur Verfügung gestellt hatte. Möge
das kleine Buch freundliche Aufnahme finden.

*

Unter den Publikationen der letzten Zeit ragt der im P r o -
pyläen-Verlag, Berlin, erschienene „Pieter Bruegel“
von Max J. Friedlaender hervor. Wir kommen auf das
bedeutende Werk des internationalen Kenners noch ausführlich
zuriick.

*

Amsler & Ruthardt geben soeben eine kostbare
Mappe. heraus: Martin Schongauer, Kupferstiche. Über
diese Auswahl von 25 Hauptblättern des Meisters in originalge-
treuen Handkupferdrucken wird noch zu sprechen sein.

*

Der Verlag Otto Wigand in Leipzig bringt zwei Map-
pen E x I i b r i s. Die erste Mappe zeigt Blätter von Adolph
K u n s t, mit Genauigkeit hingesetzte Blumenmotive, die zweite
Exlibris von Georg E r 1 e r , die in ihrer Neigung zum groteskem
Schwung beachtenswert scheinen.

Scf)toefeet?t(cbe KurtflchtoniK*

Theodor Fischer, Luzern und Dr. Störi, Zürich veran-
stalten seit d. 11. November in den Räumen der Möbelwerkstätten
Adolphe F a i g 1 e , Zürich, eine Ausstellung von Gemäiden
erster Meister. Es befinden sich Werke darunter von:
Pieter de Hooch, Jakob v. Ruisdael, Simon de Vlieger, Dirk Hals,
J. B. Weenix, Pieter. Potter, Palma Vecchio, Francesco Furini,
Garofalo, Canaletto, Antoine Pesne, J. B. Greuze, J. C. Bourgig-
non, Anton C.raff, Albert Anker, Ad. Stäbii, A. Böcklin usw. Die
Ausstellung, die bis 31. Dezember dauert, begegnet lebhaftestem
Interesse.

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Redaktionsschluss für das 2. Dezemberheft 16. Dezember. — Redaktionsschluss für das 1. Januarheft 7. Jamuar.
Herausgeber u. verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer“, G. m. b H., Beriin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW. 68.

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