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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Dezemberheft
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Das Kunstgewerbe und die Geldentwertung / Die Preise für die russische Bilder / Rasenspiel und Kunst / Kunstausstellungen / Aus der Museumswelt / Kunstauktionen / Neue Kunstbücher / Neues vom Antiquariat / Etwas über Bildnisse und Bildnismaler vergangener Zeit / Kleine Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0216

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i.

An dcr großen Menge von Bildnissen, die sich in öffentlichen,
wie in Privatsammlungen befinden, die in altem Familienbesitz
und schileßlich immer wieder im Kunsthandel und auf den Auk-
tionen zu finden sind, kann man das starke Interesse, welches der
Bildniskunst früher entgegengebracht wurde, erkennen.

Da sieht man Porträts von Herrschern, Fürstlichkeiten, be-
riihmten Männern und Künstlern, steife Familienbildnisse, die einst
tiber eben so steifen Sofas gehangen haben mögen, in allen mög-
lichen Techniken der Kunst und des Kunstgewerbes ausgeführt.

Die Bildnismalerei wurde oft als eine Kunst minderen Ranges
betrachtet, von vielen Künstlern nur zum Broterwerb ausgeübt und
doch besitzen wir an den Bildnissen der Vergangenheit, vor allem
natürlich an den Werken hervorragender Meister, ein Vermächtnis
von unschätzbarem Wert. Andere Bilder, insbesondere die Sit-
tenbiider sind kulturhistorisch gewiß nicht geringer einzuschätzen,
sie geben uns hauptsächlich Aufschluß über den Charakter der
Entstehungzeit; aus den Bildnissen ersieht man mehr das Wesen,
die Denkart der Dargestcllten und dies mag auch oft der Bewe-
gungsgrund zur Anlage von Bildnissammlungen gewesen sein.

Eine umfangreiche, in ihrer Art vielleicht einzig dastehende,
deren Entstehung auf das Jahr 1578 zurückgeht, ist die Porträt-
sammlung des Erzherzogs Fredinand von Tirol, früher im Schloß
Ambras, jetzt in den Wiener kunsthistorischen Sammlungen be-
findlich. Es sind die Bildnisse damais regierender Fiirsten und ihrer
Ahnen, sowie die hervorragender Zeitgenossen, berühmter Feld-
herrn, Künstler, Dichter des XV. und XVI. Jahrhunderts.

Für den fürstlichen Busteller war das Zusammcnbringen einer
derartigen Sammlung freilich leichter, wie für einen gewöhnlichen
Sterblichen; er wendete sich an alle befreundeten und verwandten
Höfe und auch die Wiener diplomatischen Vertreter in den ver-
schiedenen Ländern mußten vieles beitragen. Die Qualität der
Bildnisse ist nicht gleich, doch gibt es Werke bertihmter Meister
darunter, wie Tintoretto, der einen Prokurator von S. Marco und
zwei Dcgen von Venedig malte, ferner 50 Porträts der sächsischen
Fürstenhäuser von Lukas Cranach dem Jiingeren, im Auftrag des
Kurfürsten August von Sachsen, das Stück für 3 Thaler, gemalt
und im Jahre 1580 dem Erzherzog zum Geschenk iibersandt. Es
ist nicht meine Absicht näher auf diese allgemein bekannte Samm-
lung einzugehen, sie sollte nur erwähnt werden, so wie auch eine
gewiß sehr interessante Galerie, die sich im Schlosse Leopoldskron
bei Salzburg befand, von der schon Meusel in seinen artistischen
Miscelaneen berichtet, es sei „eine sehr merkwürdige Kunstsamm-
lung“ und über welche Karl Julius Weber, der Verfasser des De-
mokritos, in seinem Werke „Deutschland, oder Briefe eines in
Deutschland reisenden Deutschen“ schreibt: „Weit interessanter
als Hellbrunn ist daher Leopoldskrone mit einer Gemälde Galerie
in der sich die Bildnisse von 287 Thahlern auszeichnen.“ — Es
sollen aber nach einem alten Verzeichnis (österreichisch. Kunst-
topogr. Bd. XI.) 304 Porträts von Malern sich dort befunden haben,
die trotz einer testamentarischen Bestimmung des Besitzers, des
Grafen Saktanz Firmian, gestorben 1786, bedauerlicherweise in
alle Winde zerstreut worden sind. Der Auszug aus dem ob-
erwähnten Testament lautete: „bestimme alle meine gute und
theure in der Leopoldskrone befindliche Gemälde, besonders die

Thahlersammlung zu einem Familien-Fideicommis, also daß hier-
über besonders Inventarium errichtet, solche niemalen zertheilet,
am mindesten etwas davon veräußert werde.“ Von den andern
„guten und theuren“ Gemälden sind auch nur wenige mehr im
Schlosse vorhanden. In der Malersammlung gabe es viele Selbst-
bildnisse von Künstlern, die sich um diese Zeit ständig in Saizburg
und den umliegenden Gegenden aufgehalten haben

Für ein derartiges Bildnis des Johannhepr. de la Croce, ge-
boren Pressano in Tirol 1736, gest. 1819, eines Malers, der unter
anderem 5000 Porträts geschaffen haben soll, zahlte Graf Firmian
200 Gulden Graf Firmian, selbst Maler und Kupferstecher, war
ein leidenschaftlicher Kunstliebhaber, sammelte die verschieden-
sten Altertümer und war, nach Pillwein „vorzüglich glücklich in
Porträten. Mit seinem diamantnen Ringe schnitt er oft mit vieler
Feinheit in wenigen Strichen sehr gut geratene Porträts in die Fen-
ster, wovon man moch so manche in Gebäuden findet, wo seine
geschätzten Bekannten wohnten“. Sein eigenes Bildnis in der Ga-
lerie war von der Hand des, 1724 zu Wangen im Allgau geborenen,
Malers Johann Durach, dessen Selbstbildnis sich ebenfalls dort
befand. I d a K ö h 1 e r.

Kletne Kunftcbeonik.

Die Kunsthandlung Heinrich Trittler (Inhaber: Paul
Schiltz) in Frankfurt a. M. versendet soeben ihren reich illustrierten
Katalog IV, der Sammler-Graphik, Luxusdrucke und
Mappenwerke anzeigt. Reich vertreten sind Boehle, Corinth, Sepp
Frank, Willi Geiger, Käthe Kollwitz, Leibl, Liebermann, Meid,
Menzel, Nolde, Oppler, Orlik, Paeschke, Pechstein, Slevcgt, Struck,
Johannes Thiel, Thoma, Ury.

*

Nach der vor Kurzem abgehaltenen diesjährigen Haupt-
versammlung des Sächsischen Künstlerrats setzt sich der neue
Vorstand folgendermaßen zusammen: Max Feldbauer 1. Vor-
sitzender, Otto Lange Stellvertreter, Albinker, Berndt, Dorsch,
Dreher, Dülfer, Fraaß, K. Groß, Gußmann, Jahn, Kaltwasser, A.
Lange, Ch. Müller, R. Müller, v. Muschke, Schanze, Schubert,
Tessenow, Zschille. Säckelwart: Dr. Arnhold.

Dte tbronende Qöttin im Atten ivtufeitm, Berltn.

Der im 1. Dezemberheft des „Kunstwanderers“ veröffentlichte
Aufsatz von Professor Dr. Hans Schrader, Frankfurt a. M.,
enthielt eine Reihe von Druckfehlern, die, wie folgt, zu berichtigen
sind: S. 151 links Zeile 3 von oben lies statt doch : d a ß. — S. 151
rechts Zeile 15 von unten lies statt Milch und Didymu : M i 1 e t
und Didyma. — S. 151 rechts Zeile 3 von unten lies statt
Kargotischen : K a r y a t i d e n. — S. 152 links Zeile 2 von unten
lies statt Skopos : S k o p a s. — S. 153 links Zeile 11 von oben
lies statt Insektionen : Invektiven. — S. 152 links Zeile 15
von unten lies statt Eretrin zweimal : Eretria. — S. 153 links
Zeile 9 von unten lies statt nun : m a n. — S. 153 rechts Zeile 3
von oben lies statt welches : welche.

Das „Berliner Tageblatt“ vom 16. September 1922 nennt
den „Kunstwanderer“ die „auch Jm weiten Aus-
larut anerkaiinte Sammler - Zeitschrift.“


<r

Redaktionsschluss für das 1. Jaruarheft 8. Jamuar. — Redaktionsschluss für das 2. Januarheft 22 Januar.
Herausgeber u. verantwortlicher Leiter: Adolph Donath, Berlin-Schöneberg. — Verlag „Der Kunstwanderer“, G. m. b H., Berlin.
Redaktion: Berlin-Schöneberg, Hauptstraße 107. — Druck: Pflaume & Roth, Berlin SW. 68.

Dp. Fpitz Goldsehmidt ^ Dp. Vietop Wallepstein

ALIE □ NEKJK □ GEI*IÄLOE □ SKUEOTIJREM □ BRONZEN

B E R L I N W 35 Schöneberger Ufer 36a (Privatstraße)

184

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