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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Januarheft
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Pazaurek, Gustav Edmund: Künstlerspende für das deutsche Buchmuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0256

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worferie Porträtkopf Albert Einsteins von Max Lieber-
rnann können dauernder Geltung sicher sein. Cissarz
entwirft das erschiitternde Bild eines Gefangenen, der
vergeblich an den Gitterstäben seines Gefängnisses
riittelt. Corinth sucht mit wenigen Strichen den Kopf
der Henny Porten festzuhalten, der im seltsamen Kon-
trast zu den üblichen Pfeifenkopfschönheiten der ge-
feierten Filmdiva steht. Der lebhaft bewegte in seiner
Hell-dunkel-Wirkung treffliche Überfall von Robert
Engel kontrastiert mit der klassischen Ruhe, die aus
Ludwig von Hofmanns Komposition spricht. Die Skizze
zu dem Monumentalbild „Hektors Abschied von Andro-
mache“ von Max Slevogt wechselt mit sorgfältig ausge-
fiihrten Akten von Walter Tiemann oder Alois Kolb
ab; Genrebilder, wie „Der Bücherfreund“ von Emil
Orlik, „Die Halluzination“ von Alfred Kubin, den rnan
in dieser Arbeit am wenigsten erkannt hätte, stehen
neben der schlicht-ernsten Bauernfamilie von Rudolf
Schiestel oder neben den flotten Radierungen des
„Schnitters“ von Erich Grumer, der „Ackerpferde“ von
Walter Klemm, der „Haubentaucher“ von Emil Pottner
oder den mystisch-stimmungsvollen „Zwei Geschöp-
fen“ von Gustav Wolf. Hugo Steiner-Prag schafft mit
wenigen aber festen Strichen das Bild einer alten Allee,
das ein zartes Gegenstück im „Nahenden Frühling“ von
Hans von Volkmann findet. Jedenfalls eine reiche
Sammlung der verschiedensten Entwürfe und Stim-
mungen in tadellosen Reproduktionen, welche von den
Künstlern selbst noch' handschriftlich signiert sind, um

ihnen einen besonderen Sarnmlerwert zu sichern. Und
all diese Arbeit, wie auch die sehr erheblichen Material-
kosten, wurde von allen Seiten vollständig unentgelt-
lich dem schönen Zwecke zurn Opfer gebracht. Da die
Mappe, die bis auf wenige Exemplare bereits vergriffen
ist, nur als Ganzes abgegeben wird, ist es aussichtslos,
einzelne Blätter daraus erwerben zu wollen, so sehr
dies aucli manche Sammler, denen der heute schon für
diese Mappe gezahlte Preis unerschwinglich ist, wün-
schen würden.

Bei dieser Aktion darf aber das Verdienst von Pro-
fessor Dr. Albert Schramm nicht vergessen werden.
Ist es doch gerade dem derzeitigen Direktor des Deut-
schen Buchmuseums hauptsächlich zu verdanken, daß
er in persönlicher Fühlungnahme mit den einzelnen
Künstlern deren Bereitschaft weckte, für eine so schöne
Idee einzutreten, ja daß es ihm sogar gelungen ist, noch
verschiedene andere Kiinstler für den gleichen Gedan-
ken zu werben, so daß auch eine zweite ähnliche
Mappe nachfolgen wird. Das Leipziger Buchmuseum
ist aber besonders zu beglückwünschen, daß durch ein
so großzügiges Unternehmen, das sämtliche frühere
„Wohltätigkeitsalbums“, die meist nur Abschnitzel aus
den Künstlerwerkstätten zu bringen pflegen, weit in
den Schatten stellt, seine Zukunft gesichert erscheint
und nicht mehr zu einer ultimo ratio, wie es der Ver-
zweiflungsverkauf der Gutenberg-Bibel gewesen wäre,
Zuflucht zu nehmen gezwungen ist.

..

A

Benvenuto Cellini, 1500—1571.

Großer Anhänger aus emailliertem
Gold, Diamanten, Rubinen, Smarag-
den und Perlen. Vorne aufgelegt auf
Edelsteinsockeln drei vollrund model-
lierte, weiße Goldfigiirchen: In der
Mitte Herkules, seitlich Fortuna mit
einem Segel und Fortitudo mit einer
Lanze. Zwei Obelisken aus Rubinen,

darauf hinten in Email die gekürzten
Inschriften:

Invidia Nos Vexat
Cupido Mentem Inflamat.

Höhe 8 cm, Breite 6 cm

Besitzer: Galerie Bachstitz
den Haag — München — Berlin

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