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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Februarheft
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Baum, Julius: Neue Veröffentlichungen über mittelalterliche Bildnerkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0316

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nicht Vollzähligkeit erstrebt, wie die Elfenbeinver-
öffentlichung Goldschraidts und Rosenbergs Publi-
kation, so sind doch alle wichtigen lypen veitreten,
und die Auswahl könnte nicht besser getroffen sein.

Während Brauns Veröffentlichung, trotz der
Knappheit des Textes, durchaus den wissenschaftlichen
Charakter wahrt, wendet sich ein neues Buch von
W. Hausenstein, „Romanische Bildnerei“ (Das
Bild, Band 5/6, München, R, Piper u. Co., 1922) an brei-
teste Kreise. Weit über hundert vorzügliche, besonders
schün gedruckte Netzätzungen, hauptsächlich Aus-
schnitte im großen Maßstabe, der besten romanischen
Bildwerke aus ganz Europa, zwar für den Fachmann
keine Überraschungen bietend, aber eine verhältnis-
mäßig billige Sammlung teilweise schwierig beschaff-
barer Abbildungen. Wünschenswert wäre, daß Bilder,
die gar nichts mit romanischer Kunst zu tun haben,
wie die Darstellung der Regensburger Verkündigungs-
maria (Tafel 44) oder die Abbildungen der Bam-
berger Figuren (Tafel 126, 128, 132, 135) bei einer Neu-
auflage aus dem Buche entfernt würden. Sie stören
die Einheitlichkeit und sind andererseits doch nicht ge-
nügend typische Vertreter der Gotik, um etwa zur Ver-
gleichung der Gegensätzlichkeit zu dienen.

Die Wenduug zur Plastik des frühen Mittelalters ist
. sehr erfreulich. Schwere Unterlassungssünden sind
gutzumachen. K a r 1 i n g e r s bevorstehende Ver-
öffentlichung der romanischen Bildwerke Baycrns wird
zeigen, welche Schätze noch im Verborgenen schlum-
mern. Eine Übersicht iiber „Tiroler romanische Bild-
hauerkunst“ gibt eine Schrift von H. Waschgler,
die als Band 18 der „Kunst in Tirol“ (Wien, Ed. Hölzel
u. Co., 1922) erschienen ist. Jn großzügiger Weise
unterzieht Richard H a m a n n das ganze europäische
Material erneuter vergleichender Betrachtung. Der
erste Band des Werkes „Deutsche und französische
Kunst im Mittelalter“, die Ausbreitung der französischen
Protorenaissance behandelnd, erschien 1922 im Verlage
des kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Mar-
burg; ein zweiter Band „Lehnin und die normannische
Invasion“ ist im Druck.

Eine etwas akademische Untersuchung über die
„Kompositionsgesetze französischer Reliefplastik im 12.
und 13. Jahrhundert“ von Johannes Jahn (Leipzig,
Hiersemann, 1922) leitet, wie auch A. L. Mayers

„Mittelalterliche Plastik in Spanien“ (München, Delphin-
verlag, 1922) aus dem Romanischen ins Gotische.

Unter den neuen Schriften über die Gotik liest man
D e h i o s Buch über das „Straßburger Münster" (Mün-
chen, R. Piper u. Co., 1923) mit tiefster Ergriffenheit.
Eingehender befaßt sich mit der Formanalyse der Straß-
burger Plastik und mit ihren Beziehungen zur ober-
rheinischen Bildnerei eine Abhandlung von Otto
S c h m i 11 im zweiten Bande des Städeljahrbuches
(Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt a. M„ 1922). Eine
großartige Veröffentlichung in Lichtdrucktafeln er-
fährt der Marburger Elisabethschrein durch H a -
m a n n und Kohlhaußen (Marburg, Elwert, 1922).
Der niedersächsischen Kunst gilt eine neue Folge
kleiner gediegener Monographien vou V. C. H a b i c h t
(Angelsachsenverlag, Bremen, 1922). Bisher sind
Büchlein über den Roland zu Bremen, die Lüneburger
Goldene Tafel und die Kunst Bernwards erschienen.

Über Nürnberg, dessen monumentale Steinplastik
noch der Bearbeitung harrt, sind gleichzeitig nicht
weniger als drei Veröffentlichungen herausgekommen.
Der Münchner Malerradierer Hubert Wilm gibt, an-
stelle des vergriffenen großen Kataloges von Josephi,
einen guten Führer durch die „Mittelalterliche Plastik
im Germanischen Museum“ (Miinchen, Holbeinverlag,
1922) heraus, der an Wissenschaftlichkeit nichts zu
wünschen übrig läßt und den bekannten Netzätzungen
aus dem Kataloge eine große Anzalil guter neuer Abbil-
dungen anfügt. Über die „Nürnbergisch-fränkische
Bildnerkunst“ ist (bei Fr. Cohen in Bonn, 1922) ein Atlas
von 80 Abbildungen mit Text von Justus B i e r , tiber
die „Nürnberger gotische Plastik“ (bei J. L. Schrag in
Nürnberg, 1922) ein Buch mit 112 Bildern, einer gründ-
lichen Einführung und erschöpfenden Erläuterungen
von Heinrich H ö h n erschienen. Der Arbeit Höhns
gereicht die bessere Vertrautheit ihres Verfassers mit
der Nürnberger Kunst zum Vorteil.

G r ö b e r s „Schwäbische Skulptur der Spätgotik“
verbindet eine vortreffliche Auswahl der Abbildungen
mit einer warmherzig geschriebenen Einleitung (Mün-
chen, Riehn und Reusch, 1922). Einer der letzten gro-
ßen schwäbischen Bildhauer endlich hat in einem
Werke von Ph. M. Halm, „Adolf Daucher und die
Fuggerkapelle bei S. Anna“ (Studien zur Fuggerge-
schichte, Band 6, Miinchen, Duncker und Humblot, 1921)
eine ausgezeichnete monographische Behandlung ge-
funden.

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