Donath, Adolph [Hrsg.]: Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen (4./5.1922/23)

Auslandes, haben schon Bil-
der, Zeichnungen und Radie-
rungen des Künstlers in ihren
Besitz gebracht. Und alle
diese Arbeiten Kerns geben
uns den Beweis, daß ein aus-
gezeichneter Kunsthistoriker
auch ein ausgezeichneter
Künstler sein kann.

Seine künstlerische Arbeit
fußt auf M e n z e 1 s Kunst
und Art. „Hr hatte sich“,
sagt Rosenhagen, „wissen-
schaftlich so eingehend mit
ihm beschäftigt, daß er über-
zeugt sein mußte, in ihm
einem der größten Künstler
aller Zeiten zu folgen. Er
stand und steht mit dieser
Erkenntnis nicht allein. Wel-
chem hervorragenden deut-
schen Graphiker der Gegen-
wart wäre nicht nachzu-
weisen, daß er seine stärk-
sten Anregungen von Menzel
empfangen hat? Man denke
an Klinger und Greiner, an
Slevogt, Corinth und Meid. Ohne Menzel hätten sie
ihre Ziele vielleicht nicht einmal geahnt, sicher nicht
im vollen Umfange erreicht.“ Das stimmt. Und Rosen-

hagen erzählt auch, daß sich
Kern 1908 von einem Berufe-
nen, dem Maler-Radierer
Hermann S t r u c k , in der
Technik der Radierung un-
terweisen ließ. Ich kenne
übrigens viele Künstler,
denen Struck der weiseste
Wegweiser für die Kunst des
Radierens gewesen ist.

Daß Menzel aber auch auf
die Malerei des G. J. Kern
eingewirkt hat, möchte ich
verneinen. Die Bilder des
Künstlers, die ich bisher
sehen konnte, verraten ein
Naturtalent, das ohne Rück-
sicht auf Tradition und Tech-
nik nur auf sich selbst horcht,
nur auf den eigenen Atem.
Nichts Anempfundenes ist in
diesen Landschaftsauschnit-
ten. So rein, wie der Künst-
ler die Stimmung erlebt und
in sich aufnimmt, so unmittel-
bar rein verarbeitet er sie,
konzentriert er sie. Dabei
hat seiue Farbe Klang und Wirkung. Ein Stimmungs-
künstler spricht zu uns und einer, den keinerlei „Rich-
tung“ treibt, sondern der innere Drang, die Natur so

G. J. Kern. Birken. Ölgemälde

G. J. Kern. Regentag an der Ostsee. Zeichnung

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