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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Aprilheft
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Aus der Museumswelt / Vom holländischen Kunstmarkt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0421

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Besser als die Italiener sind die Niederländer in der Sammlung ver-
treten. Die beiden Ostade, Corn. v. Poelenburgh (zwei feine,
porzellanartig hart gemalte Bildchen), ein J. J. v. Goyen, eine
wunderbare silbrige Landschaft aus der Friihzeit des Salomon
v. Ruysdael, eine dramatische norwegische Fjördlandschaft von
Everdingen aus dem Jahre 1647 und eine feine Replik des weil.i-
schwarz gefleckten Pferdes von Potter in Schwerin mögen von den
Holländern genannt sein. Von den Vlamen ist eine kleine Skizze
aus der Werkstatt von Rubens intakter als das große Brustbild der
Isabella Braut, das im Katalog dem Rubens selbst zugeschrieben
ist. Bei diesem Bild ist wohl nur das Gesicht alt und in der Nähe
von Rubens entstanden, alles andere ist iibermalt oder hinzugeftigt.
Sehr interessant ist ein frtihes Bild von Adriaen Brouwer, das noch
ganz in der Art Brueghels gemait ist. Wunderbar fein in den
Farben ist ein großes Schenkenbild des jüngeren Teniers. Zuletzt
sei noch das große Stilleben von F. Sniyders erwähnt, das in seiner
frischen und flotten Malweise schon in den Räumen des Schlosses
unter den tibrigen Biidern der Sammlung auff.iel.

Im westlichen Anbau der Kunsthalle und in einem Tcile der
großen Oberlichthalle ist die Ausstellung von Meisterblhättern des
Kupferstichkabinetts untergebracht. Diese Sammlung, die irn
wesentlichen um 1800 herum von einem hervorragenden Mann-
lieimer Bürger, dem Geheimrat v. Klein zusammengetragen worden
ist, zeigt alle Schwächen und alle Vorteile eines Kupferstich-
kabinetts jener Tage. Das 18. Jahrhundert ist natürlich am stärk-
sten vertreten. Endlose Folgen von radierten Landschaften,
Schäferszenen, Tierbiidern, Stiche nach Berghem, Roos und wie sie
alle heißen, sind ftir geduldige Spezialisten wohl ein Feld unbe-
grenzter Forschungen, zumal da diese Folgen sogar meist in
Drucken vor der Schrift und in verschiedenen Zuständen erhalten
sind. Für die Ausstelung haben sie den kleinsten Teil geliefert.
Hier sind nur Blätter herausgezogen worden, die die Entwicklung
der graphischen Kiinste vom 15. bis 18. Jahrhundert fast lückenlos
verfolgen lassen. Die feinen Stiche des M. Z. (Zasinger, Zagel oder
wie man ihn nennen will), ein paar Blätter des älteren Albert
Glockendon und der Christophorus des Israel v. Meckenem reprä-
sentieren das 15. Jahrhundert. Von Dürer sind einige Kupferstiche
und Holzschnitte in ausgezeichneten Drucken zu sehen. Holz-
schnitte und Stiche von Lucas Cranach und Hans Baldung Grien
vervollständigen die Auswahl für dieses erste Kabinett. Es folgen
zwei Kojen, in denen L. v. Leyden die Kleinmeister und Meister
der Donauschule untergebracht sind. Goltzius, von dem ein paar
wunderbare große Blätter aus der Serie ausgewählt sind, die er
dem Herzcg Wilhelm V. von Bayern widmete, beherrscht die
nächste Koje. Zwei Blätter von Claude Mellan seien daneben er-
wähnt. Von frühen Italienern sind nur wenige, dafür aber sehr
schöne Proben zu sehen. Ein Blatt von Robetta, zwei Farbenholz-
schnitte von Andrea Andreani, das beriihmte große „Gerippe“
von Agostino Veneziano und die Schindung des Marsyas von dem
deutschen Italiener Melchior Meyer sind wohl die wichtigsten
Blätter der nächsten Koje. Reicjier vertreten sind die späteren
Italiener. Größeren Raum nirnrnt die französische Kunst ein.

Manche Anregung für den Fachmfenn wie für den Laien bietet
die große Ausstellung, die ja nur den ersten Schritt bedeutet auf
dem Wege zur Erforschung und Bearbeitung all der Schätze, die
im Mannheimer Schloß aufbewahrt werden. Viele Fragen sind
noch zu beantworten, viele Konservierungs- und Restaurierungs-
arbeit ist noch zu leisten, bis die Sammlung ihrem Wert ent-
sprechend gewürdigt werden kann. Was in diesen Frühlings-
tagen — die Ausstellung bleibt bis zum 15. Mai geöffnet — in den
Räumen der Kunsthalle zur Schau gestellt ist, ist ja nur ein kleiner
Teil des Vorhandenen. Nur wenige Bilder konnten in den zur
Verfügung stehenden Räumen untergebracht werden. Nicht der
hundertste Teil der Bestände des Kupferstichkabinetts konnte
hervorgezogen werden. Der Aufgabenkreis fiir die Kunsthalle
wächst mit der Angliederung dcr Schloßgalerie weit über den eincs
kleinen Museums mit zeitlich beschränktem Sammelplan hinaus.

S t r ü b i n g.

KLEINE GrALERIEi:!:

llKUIJN N>V 7, NEÜE TVILIIELHSTR. 0-11

STÄNDIGE AUSSTELLÜNG

GEMÄLDE ERSTER MODERNER MEISTER
HANDZEICIINUNGEN AQÜARELLE

Oom boüändtfcbcn Kunffmat’kt-

Über die Versteigerung von Antiquitäten bei Fred.
M u 11 e r & C o. in Amsterdam (29. II.—1. III.) geht uns von
unserem Amsterdamer Kunstreferenten nachstehen-
der Bericht zu: Die Hauptmasse der Möbel und Antiquitäten ent-
stammte der Antiquitätenhandlung von Andries Davids in Rotter-
dam, hierzu kamen noch Möbel und Antiquitäten aus verschiedenen
Nachlässen, und last not least einige Wandbekleidungen (gemalte
Tapeten und Plafonds) und Holzvertäfelungen aus abgebrochenen

holländischen Patrizierhäusern des XVIII. Jahrhunderts,

I. Sammlung Andries Davids, Rotterdam.

No. fl.

1. Holländischer Renaissanceschrank, XVII. Jahrh., Eiche 1 2)0

2. Holländischer Schrank des XVII. Jahrlr., Eiche . . 825

3. Holländischer Schrank des XVII. Jahrh., Eiche . . 775

4. Holländischer Schrank des XVII. Jahrh.,Eiche . . 650

7. Holländischer Schrank, XVII. Jahrli., Eiche, mit Eben-

holz eingelegt.600

8. Danziger Schrank, Nußbauni, 18. Jahrh.575

10. Gotischer Schrank, restauriert.925

21. Buffet-dressoir, Marqueteriearbeit mit Lack-Panneaux,

18. Jahrh. 800

23. Buffet-dressoir, Rosenholz mit Marqueteriearbeit;

Stil Ludwigs XVI.825

26. Große Rokoko-Kommode aus Rosenholz. Marquete-

riearbeit -mit Bronzebeschlägen.2 1000

27. Rokoko-Kommode, rot lackiert, mit Chinoiserieen in

Gold .1 750

29. Kommode aus Rosenholz; Regentschaft .... 550

30. Rokoko-Kommode aus Rosenholz, Marqueteriearbeit 3 400
36. Zwei rote Lackkabinette mit Decor von Hühnern in

rotem und gold; Messingbeschläge; XVIII. Jahrh. 2 600

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