Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

DOI Heft:
1. Maiheft
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0454

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
€pilog zrn füüfy'abt’smuffeümeffe
tn tcipcig.

i.

Wie die Kunst im allgemeinen auf den Leipziger Muster-
messen sich zu einem immer bedeutenderen Faktor entwickelt hat,
so gewinnt hier das Kunstglas wie das Elfenbein eine immer
größere Bedeutung. Die Beteiligung der betreffenden Industrien
wird eine zahlreicherc von Mcsse zu Messe, wie man auch auf der
diesjährigen Frühjahrmesse konstatieren konnte, die vom 4. bis
10. März stattfand. Die Ungunst der wirtschaftlich-politischen Ver-
hältnisse konnte weder die Beschickung noch die Qualität nach-
teilig beeinflussen, wenn auch natürlich das Geschäft nicht ganz
unbeeinflußt blieb. Während das Ausland, das wieder viele Be-
sucher nach Leipzig brachte, sich mit Käufen zurückhielt, trat dies-
mal wieder mehr das Inland als Käufer auf. Trotz alledem ent-
wickelte sich auf der Messe ein äußerst reger Verkehr, und wenn
der rein geschäftliche Erfolg zu wünschen iibrig ließ, so hat doch
auch diese Messe wiederum unleugbar einen hohen ideellen Erfolg
davongetragen, der der Welt Zeugnis ablegt von dem unermüd-
lichen Schaffenseifer deutscher Industrie, und dem auch spätere
Auswirkungen folgen werden.

Die Kunstglasindustrie ist mehrfach zu einfacheren
Dekoren und Ausführungen ihrer Erzeugnisse übergegangen, ohne
in künstlerischer Hinsicht denselben Abbruch zu tun. Aber auch
an reichen Dekoren fehlte es diesmal nicht, wie sie insbesondere
vom Auslande beliebt werden. Überhaupt war die Einstellung auf
den ausländischen Geschmack auch auf dieser Messe bemerkens-
wert, was auch von besonderen Erfolg fiir das Auslandsgeschäft
war, wenn es sich auch gegenüber früheren Messen in engeren
Grenzen hielt.

In Bleikristall konnte man neue Schliffe und einen unge-
wöhnliehen Formenreichtum bemerken, aber auch einfachere von
hochkünstlerischer Wirkung, wie auf der sehenswerten reichen
Ausstellung von Fritz H e c k e r t (Petersdorf). Gerade die ganz
einfachen Schliffe wirken ganz hervorragend. Ferner sah man liier
farbige Gläser, wobei vor allem die Hüttenkunst in Frage kommt,
in prächtigen neuen Farbenkompositionen. Recht kunstvoll sind
neue Gravurgläser in kombinierter Hell- und Mattgravur, was eine
außerordentlich künstlerische Wirkung hervorruft. Sehr an-
sprechend sind die Garnituren mit holländischer Silhouettenmalerei.
Unter den von der Firma als Spezialität hergestellten Jodpur-
gläsern konnte man ebenfalls wieder neue Formen bemerken. —
Sehr reiche, sog. amcrikanische Schliffe zeigten Kristallgläser der
Kristallglasschleifwerke Rosenthal (Weißwasser,
O.-L.), darunter einen wunderbar wirkenden Ozonschliff. Die
Schliffart Frankfurt ist charakterisiert durch eine neue Schleuder-
art, der man in ähnlicher Weise noch inehrfach auf der Messe be-
gegnete. — Die Firma Gebrüder Rohrbach (Friedrichsgrund)
boten einen neuen Schliff auf ihren Kristallschalen, und zwar
mittels ungeätzten Rosen. — Neue Schliffe, sehr reich und dekora-
tiv, genannt Edel, Hochburg, Gral, stellte die Penziger C.Ias-
manufaktur Karl Wurzberger aus: in der Tat edle Qualitäts-
ware in hochkünstlerischer Ausführung. Hervorgehoben seien hier
aiich die irisierenden Kunstvasen, von denen eine reiche Kollektion
ausgestellt war in allen möglichen Nüancen, vom dunkel bis zum
hellsten, worunter als ganz besonders prächtig die Silberirisvasen
genannt seien. — Nicht nur beim ausgesprochenen Kunst- und
I-uxusglas konnte man neue kunstvolle Schliffe und Gravuren
sehen, sondern aucli beim Gebrauchsglas, das man wolil als Ge-
brauchsluxusglas bezeichnen kann. Hierin bot ncue, sehr ge-

schmachvolle Muster, u. a. unter Verwendung von mattem Ein-
schliff, die Radeberger Kristallglasschleiferei C r i e n i t z & Co. —
Durch Originalität in Entwurf und Ausführung zeichnen sich die
Kunstgläser der Kunstgewerblerin Ida P a u 1 i n (Augsburg) aus.
Da bemerkt man neue Transparent- und Gebläsegläser mit ein-
fachen Dekoren, die tiberhaupt diese Künstlerin liebt, dabei aber
dem modernen Geschmack Rechnung tragend. Davon zeugön die
verschiedenen C.laser und Teller, die eine einfache Ornamentik auf-
weisen, die aber von einern fabelhaften Ideereichtum zeugt, einer
eigenartigen Auffassung und Ausdrucksform, wie schon die ganze
Ausstellung der Ida Paulin sich in einem eigen-künstlerisch aus-
gestatteten Raum präsentiert. Wie kunstvoll sahen z. B. die
Gläser und Teller mit der Spinne im Netz aus!

Die Batik- und ähnlichen Vasen erfreuen sich immer größerer
Beliebtheit. Auch hierin bot die Messe reiche Kollektionen, vor
allem die Firma Unbehauen & Hoffmann (Leipzig), deren
Vasen in Flammen- und Blumendekoren mit ihrem prächtigen
Farbenspiel ein glänzendes Zeugnis der Leistungsfähigkeit der
Firma ausstellt. Das Rosendekor dominiert immer noch, während
bei den Batikastangenvasen das Flammenmuster bevorzugt ist.
Nur sind die Silhouettenvasen, sowie die Bonbonnieren mit Sil-
houetten und Aschenbecher mit Reklamen. Von effektvoller Wir-
kung sind die Lampen mit Fuß und Glocke aus Mosaikglas. —
Neben den beliebten Rosenvasen brachten Liestmann &
A 11 h a u s (Delitzsch) auch sehr schöne Landschaftsvasen und
ebensolche Dosen, alles Unterglasmalerei, zur Messe. — Die Batik-
vasen der Firma J. G. R o h r (Leipzig-Gohlis) sind in den neuen
Mustern etwas aufdringlich, zum Teil überladen, die Jagdbilder
darauf erscheinen zu unnatürlich, während die sog. Doldenvasen
auf elfenbeinfarbenem Grund (gesetztlich geschützt) mit Blumen-
dekoren recht wirkungsvoll sind, auch die Tabletts in diesen Aus-
führungen. — Ganz neu sind die expressionistischen Ornament-
vasen der Kunstwerkstätten W. H e n n i g & Co. (Leipzig-Schöne-
feld), die auf der Messe viel Anklang fanden.

P a u 1 Sorgenfrei.

JHcucs üom Kunffantiquat’iat.

Josef A 11 m a n n , Berlin, gibt einen kleinen Katalog über
Bücher und Kunstwerke heraus, unter denen die Lon-
doner Ausgabe von Claude Lorrains Liber veritatis (1819), die
Luxusausgabe des Maupassant von 1908—10 besonders hervor-
zuheben sind. Auch fiinf Porträts von Anton G r a f f mit den
Echtheitsattesten von Julius Vogel werden im Altmannschen Ka-
talog aufgeführt.

Das Antiquarische Buchkabinett, Berlin, ver-
sendet seinen Katalog 4: Folklore einschließlich Germa-
n i s t i k und einzelner hervorragender Werke aus der klassischen
Philologie.

Die Kurfürst-Buchhandl ung, Berlin, veröffent-
licht Heft 1 von „Das Convolut“, Auserlesenes und Zu-
fälliges. Seltene illustrierte Bücher und Mappenwerke, Pressen-
drucke, Deutsclie und fremdländische Literatur usw. sind in diesem
ernst und klar bearbeiteten Heft vermerkt.

Das Antiquariat Oskar Rauthe, Berlin-Friedenau, bringt
in seinen empfehlcnswerten zwanglosen Mitteilungen „ D a s
Autogramm“ (Nr. 12) wertvolle ausländische Hand-
schriften. Nr. 8 von Rauthes „B i b 1 i o p h i I e n Mitteilun-
g e n “ orientiert über gesuchte und seltene Biicher des Markts.

F. W. H a s c h k e , Leipzig, verzeichnet in seinem Katalog
Nr. 16 g r a p h i s c h e Kostbarkeiten, darunter Blätter von
Corinth, Klinger, Kollwitz, Liebermann, Munch, Oppler, Pennell,
Slcvogt, Thoma, Ury.

Der Bund in Bern (Schweiz) schreibt unterm II. Februar 1923: „Der Knnstwanderer“ entwickelt
sich immer mehr zu einem unentbehrlichen Ratgeber für alle Kunstfreunde und Sammler.

Qebiete, die sonst ziemlich abseits liegen, werden mit wahrer Entdeckerfreude durchwandert und der
Leser erfährt dabei von Schätzen und Kunstwerken, von denen er früher keine Ahnung hatte.
 
Annotationen