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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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2. Juniheft
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Donath, Adolph: Die Bewertung moderner Graphik
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0508

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Weber von 1913 bei 'Amsler und Ruthardt hin — so
scheint mir der Preis von l1/* Millionen Papiermark fiir
die „Judenstraße in Amsterdam“ (Sch. 57, Bütten,
sign.), die 1913 in verschiedenen Zustandsdrucken mit
205 bis 500 Goldmark bezahlt worden ist, keineswegs
teuer. Das waren nämlich am Auktionstage bei Graupe
nicht mehr als rund I5V2 Dollar. Und da in der Auktion
Weber kein einziges Liebermann-Blatt unter 200 Gold-
mark, also unter 50 Dollar, versteigert wurde, während
sich die jüngsten Preise durchschnittlich zwischen
350 000 und 720 000 Papiermark („Karre in den Dünen“,
Schiefler 50 III, Japan, signiert) bewegten, glaube ich
mit meiner obigen Behauptung recht zu haben.

S 1 e v o g t hingegen, dessen Graphik man vor
dem Kriege noch fiir 12 bis 16 Goldmark (für Einzel-
blätter) kaufen konnte, ist mit einzelnen Radierungen
wie „Der Kiinstler rauchend auf dem Sofa liegend“ bis
auf 620 000 Mark gestiegen, mit seinen Lithographien,
wie „Mephisto ein Ständchen singend“ bis auf 900 000.
Und seine Lithographen-Folgen haben diesmal wohl die
höchsten Preise gebracht, die bisher iiberhaupt fiir
moderne deutsche Sammlergraphik ausgegeben worden
sind. So erzielte der „Lederstrumpf“ 14 Millionen Mark,
der „Benvenuto Cellini“ lP/2 Millionen, der Cortez
I0V2 Millionen, so erzielten „Die Gesichte“ 9 600 000,
„Die Inseln Wak Wak“ 1921) lP/2 Millionen Mark.

Auch bei der Graphik von Lovis Corinth läßt
sich eine Steigerung der Preise beobachten. Die
17 Blatt Lithos zum „Goetz“ gingen für 2 400 000 fort,
die 6 Blatt Lithos „Die Offenbarung Johannis“ mit
2 200 000, die 5 Radierungen „Die ersten Menschen“ mit
P/2 Millionen Mark. Unter den Einzelblättern Corinths
ergab die Radierung „Umarmung“ 520 000 Mark, für das
radierte „Selbstbildnis mit Barett“ bot die Albertina
280.000 Mark und die Lithographien „Odysseus und
Nausikaa“ bewertete man rnit 340 000 Mark. Auch die
individuelle Graphik von Lesser Ury, der erst seit

wenigen Jahren radiert und lithographiert, gewinnt
immer größeren Boden. Fiir Urys Radierung „Dame
im Cafe“ gab man 370 000 Mark, für seine radierte
„Dame mit Kind im Tiergarten“ 350 000; seine Litho-
graphie „Straße mit Bäumen“ kaufte Cassirer für
355 000 Mark. Das von Hermann S t r u c k radierte
kleine „Bildnis Lesser Ury“ erreichte 130 000 Mark,
Strucks radierter Venedig-Cyklus (zu Robert Hamer-
ling) 260 000 Mark.

Die Blätter von Hans M e i d wurden mit 40 000
bis 580 000 Mark bewertet (Liebesgarten 1. Fassung,
4. Zust.), die von Emil O r I i k mit 330 000 (Japanerin
mit Kind) bis 810 000 (Michelangelo, Remarque-Druck),
die von August G a u 1 kamen bis auf 190 000, die von
Erich H e c k e 1 bis auf 210 000 („Bildnis E. G.“), die
von Oskar Kokoschka bis auf 260 000 (Mädchen-
bildnis, Lith.) — die „Chinesische Mauer“ von Karl
Kraus mit den 8 Lithos von Kokoschka hat die Wiener
Albertina für 400 000 Mark erworben — die der Käthe
K 0 11 w i t z kosteten 190 000 bis 600 000 Mark (sitzen-
der männlicher Akt), die von Emil N 0 1 d e 200 000 bis
500 000 (Fischdampfer, Holzschnitt), die von Ludwig
Meidner 45 000 bis 100 000 (Bildnis Klöpfer), die
von Wilhelm Wagner bis 180 000 Mark („Amster-
dam“, Radierung).

Auch moderne ausländische Qualitätsgraphik ist
heute in Deutschland noch sehr billig. Wenn man be-
denkt, daß die Radierung „Skerikulla“ von Anders
Z o r n kiirzlich in Newyork 500 Dollar gebracht hat,
erscheint der bei Graupe erzielte Preis von 9V2 Mil-
lionen Mark, obgleich es sicli nicht um einen Zustands-
druck wie in Newyork handelte, doch sehr gering. Für
die deutschen Kunstmarkt-Verhältnisse freilich ist
dieser Preis ebenso respektabel wie der Preis von
6 100 000 Mark für Zorns „Deux baigneuses“, oder von
5 300 000 für die „Madame Oxenstjerna“.

Hanns Ankcr,

Sirrison und die Weinende.

Aus der radierten Folge „Simson“

Vcrlag

Amsler und Ruthardt,
Berlin

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