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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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1./2. Juliheft
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Neue Kunstbücher / Aus der Museumswelt / Kunstbrief aus Frankfurt / Dresdner Jahresschau / Kunstausstellungen / Rosenthalsche Feuerkunst / Neue Graphik / Hintzes Zinnmarken-Werk / Chronisten der Mode
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0550

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alten Griec-hen, wie z. B. Wettläufer, bei dcren Darstellung be-
merkcNswert ist, daß Arm imd Bein auf derselben Seite vor-
schwingen, Faustkämpfer, Tauzieher, Seilkletterer, — alles Sport
und Spiele, die auch bei uns ausgeiibt werden. Von besonderem
Interesse ist ein von den Bildhauer Kuntze nach einer Photographie
nachgebildetes Relief, das das Hockeyspiel darstellt; bis zu der
Entdeckung dieses Reliefs in der Themistokleischen Mauer wußte
man noch nicht, daß die alten Hellenen dieses „moderne“ Spiei
schon kannten. Im Gegensatz zu den griechischen Darsteliungen
stehen vier Reliefs, die ägyptische gymnastische Spiele, sowie
ägyptische Fechter und Tänzerinnen darstellen.

fn einem anderen Saal sind verschiedene Modeliierungen des
Bildhauers Reinhold Kunze ausgestellt, die nach alten Abbildungen
modelliert worden und äußerst lebenswahr dargestellt sind: es
sind dies zwei Ringer — allerdings in einer sonderbaren Stellung,
nämlich ein jeder hält im Gegeniiberstehen das rechte Bein des
anderen, während sie sich mit dem anderen Arm um den Hals
fassen —, zwei Läufer, zwei Fechter mit schweren deutschen
Zweihändern und ein Steinstoßer.

Von dem Turnier des Mittelalters sieht man vier aite auf
Holz gemalte Bilder mit Turnierkämpfen und mit Inschriften, die
besagen, daß die hier dargestellte Turniere in Dresden stattfanden,
und die die Teilnehmer und das Resultat enthalten. In diesem Saal
sind auch zwei Ritter zu Pferde in voiler Turnierausrüstung in
Lebensgröße ausgestellt, außerdem ncch ein Prachtgaleerenmodell
von 1719. Im Mittelalter wurde auch das Ballspiel sehr gepflegt,
das dem heutigen Tennisspiel außerordentlich ähnelt und auch in
Deutschiand sehr beliebt war. Einige Abbildungen solcher Stätten,
z. B. Studenten beim Tennisspiel in Straßburg 1608, zeugen davon.
Von Interesse ist auch ein Modeli des Dresdner Ballhauses von
1596, nach Originalplänen im Hauptarchiv fiir die Jahresschau
eigens in der wissenschaftlichen Abteilung liergestellt.

In der Ausstellung der deutschen Turnerschaft interessiert
vor allem eine Auslese aus der Sammlung Erbes-Gasch, worunter
sich eine Anzaiil seltener Blätter befindet, die von künstlerischem
und politischem Interesse zugleich sind. Es sind dies Karikaturen
mit dem Vater Jahn, z. B. ,,Der Demokratenvertilger“, „Nero der
Zweite“ usw. Auch bemerkt man hier eine größere Zahl photo-
graphischer Reproduktionen berühmter Gemälde aus ausländischen
Galerien, soweit sie mit dem Spiel- und Sportleben sich berühren;
so n. a. aus der Londoner Nationalgalerie, der Wiener Gemälde-
galerie, der Ermitage St. Petersburg, dem Brüsseler Museum usw.,
alles aus der Kollektion Hanfstaengl, Miinchen.

In den Parterreräumen der Kulturabteilung findet sich aus
dem Spielmuseum des Direktors der Züllchower Anstalten bei
Stettin, Pastor Jahn, eine Spielschau zusammengestellt, die einen
Überblick über alte Spiele und Spielsachen sowie über moderne
Spiele gewährt, während Direktor Dr. Fuchs eine das Spiel bei den
alten Griechen und Römern zusammenfassende Übersicht in plasti-
schen, photographischen und anderen bildlichen Darstellungen gibt.
Fiir die Geschichte des Spiels äußerst lehr- und aufschlußreiche
Darbietungen! Bei alledem muß rühmetid hervorgehoben werden,
daß bei aller Fülle des Gebotenen eine Überfiiile, wie man auf
Ausstellungen vieifach begegnet, hier wohlweislich vermieden
worden ist. Man liat sich auf markante Beispiele beschränkt, auch
die Anordnung ist zweckmäßig, wenn sie aucli manclimal in bezug
auf die Beleuchtung günstiger hätte sein können. Das Ganze, wie
auch schon die cben beschriebenen Abteilungen, hat Museums-
charakter, nur daß man hierbei nicht nacli allgemeinen. sondern
nach ganz bestimmten zweckentsprechenden, nämlich Spiel und
Sport in ihrer geschichtlichen Entwicklung und künstlerischen
Darstellung vorführenden Gesichtspunkten verfahren ist. Diesen
Zwcck vcllauf erreiclit zu haben, kann sich die Aussteilungsleitung
rühmen,

Unter den altdeutschen Reisespielen finden sich echte Ori-
ginale mit Kupferstichen aus dem 19. Jahrliundert, darunter auch
eiti Spiel aus Gellerts Besitz, betitelt „Das menschliche Leben“,
mit farbigen Kupferstichen aus den Gellertsclien Fabeln. Originell
sind auch alte Kartenspiele, wie der sogenannte „Hamburger Aus-
ruf“, mit Malereien, die reclit charakteristisch, ja fast als Kultur-
dokumente aufzufassen sind. Aber noch viel weiter zurück führt

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