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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 4./​5.1922/​23

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1./2. Juliheft
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https://doi.org/10.11588/diglit.20303#0562

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6lfcnbeinkun{t.

eptlog 2ut> tcipsigec Mußecmeffe.

Die Elfenbeinkunst findet auf den Leipziger Muster-
messen immer mehr Verbreitung, und zwar macht sich hierbei das
Bestreben geltend, dem edeln Material auch eine veredelte Form
zu geben bei Gegenständen des Gebrauchs, vor allem bei Schirmen.
Es hat sich hierbei ein Luxus entwickzelt, daß dies gerade zu
einer Zeit geschieht, die wirtschaftlich und polifisch als höchst
verhängnisvoll anzusehen ist. Man kann dies als ein charakte-
ristisches Zeichen der Zeit auffassen, das insofern erfreulich ist,
als damit eine uncrmüdliche Schaffenskraft und Schaffensfreude
der deutschen Industrie dokumentiert wird, die in diesen tristen
Zeiten weder den Sinn für das Schöne noch die Kraft, es künst-
lerisch zum Ausdruck zu bringen, verloren hat.

Die größte Auswahl in Miniaturen, antik und modern gehalten,
in verschiedenartigen geschmackvollen Rahmen, worunter die
Biedermeierrähmchen recht auffallen, bot die Firma R i c h a r d
H a f f k e (Dresden). In großem Prunkrahmen sah man ferner
eine kostbare Elfenbeinmalerei mit Schnitzerei, 6 Bilder aus dem
Lebcn Karls II. Unter dcn großen und kleinen Reliefs, die haupt-
sächlich lebhaft bewegte Kampfszenen darstellen, ist besonders
bemcrkenswert eine Seeschlacht aus alter Zeit. Ein selten schönes
Stück stellt eine eigenartige Holzschnitzerei in chinesischer Tcch-
nik dar, Rahmen mit Ständer und Elfenbeinmalerei, sehr sauber
gearbeitet. Sehr kunstvoll sind Schniuckdosen in Silber mit Elfen-
beinreliefs, zum Teil in antiker Form hergestellt. Figuren, aus
Buchsbaum geschnitzt, mit Elfenbein kombiniert, darunter eine
lustige Gruppe, sind prächtige Kunstwerke, ebenso einige antike
Figuren aus Elfenbein, die eine ganz andere Technik aufweisen als
heutzutage und besonders Interesse erwecken. Daß man hier
sonst noch eine reiche Auswahl in Dosen, Rahmen, Figuren,
Humpen, insbesondere subtilen Seltenheiten zu jeder Messe zu
finden pflegt, ist eine bekannte Tatsache. — Auf der stets sehr
sehenswerten Ausstejlung von Hermann Schacherl (Mün-
chen) fanden beonderes Interesse zwei höchst kunstvolle japa-
nische Elfenbeinvasen mit feinsten Metalleinlagen, eine Kostbar-
keit, die wohl in solcher Feinheit der Ausführung und solcher
Eigenart noch nicht gezeigt worden ist. Weiter bemerkte man hier
einen prächtigen Humpen mit Elfenbeinschnitzerei (Triumphzug
des Bacchus), sowie ein herrliches Watteaubild auf Elfenbein ge-
malt (Blindekuhspiel), eine sehr aparte Arbeit.

Bachrach &Co. (Diisseldorf) stellte u. a. drei große Eifen-
beinhumpen mit Bacchantenziigen wundervoll geschnitzt aus, von
denen jeder ca. 40 cm hoch ist. Ferner bemerkte man hier eine
Anzahl Klappfiguren und Betniisse von ersteren z. B. Pompadour,
Maria Stuart, die heilige Elisabeth, letztere teils mit weltiichen,
teiis mit biblischen Sujets. Unter dem modernen Schmuck fanden
sich mehrere besonders wunderbare Stücke, so z. B. eine feine
Darstellung von Kunst und Handwerk, dann die Lebensfreude, eine
kleäne weibliche Figur mit ausgebreiteten Armen, walldendem Ge-
wand — ein prächtiges Kunstwerk, ausdrucksvoll und Iebenswahr!
In verschiedenen Stücken begegnete man wieder dem an einer
Margarithe emporkletternden Gnom, ebenfalls ein reizendes Stück,
das viel Beifall findet. Von besonderem Interesse waren einige
echt japanische Stücke, so z. B. eine Figur, den Golf des Geldes in
eigenartiger Auffassung darstellung. In Miniaturen und Anhängern

bot die Firma ebenfalls eine erlesene Auswahl. — Eine sehr reiche
Kollektion in Elfenbeinschmuck aller Art stellte die Firma Ph.
L i n d e m a n n & C o. (Berlin) aus. Außer den immer noch sehr
beliebten Rosen bemerkte man Anhänger in neuen Ausführungen,
so z. B. Spinne in Gold oder 'Silber im Netz, prächtige, äußerst sub-
tile Aussäge- und Reliefarbeiten, z. B. Bubi, Dirndl, Gänseliesel,
alles reizvolle Darstellungen in höchst künstlerischer Ausführung..
Neu waren silhouettenartige Malereien auf Elfenbeinnhängern.
Recht kunstvolle Stiicke stellen die maurischen Tische und Hocker

Die Neue Hamburger Zeitung schreibt: „Der Kunst-
wanderer“ hat sich zur fütarenden Sammler-
zeitschrift gemacht . . .

mit Elfenbeineinlagen dar, ferner eine lustige Musikantenkapelle,.
sowie Figürchen, die 5 Sinne darstellend. Bemerkenswert ist noch
die überaus große Kollektion von Elfenbeinketten. Die ganze Aus-
stellung der Firma verrät einen feinen Geschmack und zeugt vom
ihrer Leistungsfähigkeit in der Herstellung von Elfenbeiiikunst-
gegenständen und -Schmuck. — Die Kunstwerkstätten
für Elfenbein Rudolf Wilh. Fritzsch (Bonn) stellte
u. .a ein größeres Relief aus, Paffenheines Tod darstellend, ein
äußerst lebhaft bewegtes, fein gearbeitetes Bild. Besonders reiz-
voll sind die figürlichen Darstellungen nach eignen Entwürfen,
zum Teil symbolisierend, aber auch nach wirklichen Modellen.
— Das Atelier Aar (Dresden-Blasewitz) brachte eine schöne
Auswahl von Schmuckdosen mit Elfenbeinmalereien und Perl-
muttereinlagen in vergoldeter Bronze. Besonders erwähnt sei ein
Schachbrett mit Elfenbeinfiguren, wobei jede einzelne Figur anders

Die Könlgsberger Allgemelne Zeitung vermerkt den
Inhalt des 1. Juniheftes des „KUNSTWANDERERS“, indem
sie u. a. auf den Aufsatz Professor Dr. W. M a r t i n s
(Haag) „Zur Rembrandtforschung“ und auf die Veröffent-
lichung des Hofrats Professor Dr. Gustav G 1 ü c k über
„Die Neugestaltung der Gemäldegalerie des Wiener Kunst-
historischen Museums“ hinweist, und schreibt dann u. a.:
„Auch dieses Heft ist wieder ein Beweis, daß
„Der Kunstwanderer“ an aliererster
S t e 11 e deutscher Kunstzeitschriften marschiert.

gearbeitet ist und ein Kunstwerk für sich darstellt. Ferner sah
man hier ein antikes Triptychon aus dem Leben Christi. — An-
hänger in boehmodernen Mustern, Figuren, Knöpfe, auch vor allem
feine Akte und Biedermeierszenen, bot die Firma F r i t z R i e b e
(Berlin-Steglitz).

In Schirm- und Stockgriffen hat sicli eine eigne Elfenbein-
kunst ausgebildet. Eine Spezialität darin in höchst kunstvollen
Ausführungen bot die Firma C. A. Petschke (Dresden),

J. G. Gärtner (Dresden) zeigte gravierte und bemalte Elfen-
beingriffe in allen möglichen Ausführungen.

P. S.

Bezieüen Sie sicii aoi die inseraie des „Künsiu/anderers“!



Der Bund in Bern (Schweiz) schreibt unterm ll.Februar 1923: „Der Kufistwritnäerer“4 entwickelt
sich immer mehr zu einem «nentbehrllctaen Ratgeber f«r alle Knnstfreunde «nd Sammler.

Gebiete, die sonst ziemlich abseits liegen, werden mit wahrer Entdeckerfreude durchwandert und der
Leser erfährt dabei von Schätzen und Kunstwerken, von denen er früher keine Ahnung hatte.


QOSTM ROCHEITZ,

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Gemölde oMer PBeisder - - j

Berlin SW, AnhaltstP. 14

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iltfe Gei^en - - AntficpiUätfen

cugen Möiter-

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* Luüwlg?ioiiii \il. 1
 
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