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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Jessen, Jarno: Raffael Schuster-Woldan
DOI Artikel:
Die Zukunft der deutschen Kunst, [1]: eine Umfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0030

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DIE ZUKUNFT DER DEUTSCHEN KUNST



Einer unserer ersten Komponisten,

Eugen d'Albert

spricht wie mancher mit ihm diesen „Über-
gangsprodukten" eine gewisse Wichtigkeit zu:
„Nach meiner Ansicht haben die Erzeugnisse
der Primitiven, Kubisten, Futuristen, Expressio-
nisten usw., kurz mehr oder weniger die ganze
ultramoderne Malerei nichts mit der Kunst
oder mit einer ausgesprochenen Kunstrichtung
zu tun. Es sind alles nur Versuche, Über-
gangsprodukte, welche — zum Teil höchst
talentvoll — für den Fortschritt in der Kunst
indessen höchst wichtig, ja unentbehrlich sind.
Das ersehnte, kommende Maler-Genie wird
diese Ausschweifungen benutzen und nach
einem Läuterungsprozeß für die Ziele und
Zwecke einer höheren neuen Kunst verwerten."

*

Ein ganz anderes Ideal hat

Peter Altenberg,

der zum Schluß etwas orphisch wird:

„Die künstlerische moderne, von Seele und
Geist impressionierte Photographie wird
baldigst die frechen Versuche „de corriger la

nature" et de corriger sa propre fortune zu-
nichte machen! Ein Photograph mit Seele und
Geist und etwas Romantik, das genügt uns!

Wenn es Leute gibt, denen das gefällt, was
die pinseln, so haben die recht, daß sie es
machen. Aber die haben nicht recht, denen
es gefällt."

*

Von reiner Sachlichkeit erfüllt sind die Aus-
führungen des geschätzten Kunsthistorikers

Prof. Dr. Georg Biermann-Darmstadt,

der bekanntlich künstlerischer Beirat im Kabinett
des Großherzogs von Hessen ist:

„Die Fragen sind so wie Sie dieselben
formuliert haben — schwer zu beantworten.
Man könnte die erste allgemein verneinen, in-
dem die „Richtungen" nämlich keinerlei Ein-
druck machen — und trotzdem Ihre zweite
Frage im überzeugten Glauben an das Kommende
bejahen.

Das heißt mit anderen Worten: Unter den
Hunderten von Trabanten, Schreiern und talent-
losen Mitläufern, deren Arbeiten sich überhaupt
unter dem Begriff einer „Richtung" begreifen
lassen, sind sicher ein halbes Dutzend starker

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