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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Haenel, Erich: Monumentalbilder von Georg Lührig
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0063

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STUDIE IN KOHLE

GEORG LÜHRIG-DRESDEN

MONUMENTALBILDER VON der seltsamen Gewächse, die auf diesem Boden

GEORG LÜHRIG. VON PROF. Jeden TaS neuer und zügelloser emporschießen,

DR ERICH HAENEL ^ann ^er scnär^er Zusehende vielleicht doch

einige Stämme von festerem Bau und klarerem
Immer lauter und überzeugter klingen die Entwicklungswillen erkennen. Schält man alle
Stimmen, welche als den Kern der gegen- Hüllen der selbstgeschaffenen Konvention von
wärtigen Hauptbewegung der Malerei die Ab- ihnen ab, einer Konvention, die sich von jener
kehr von der Naturauffassung des Impressionis- der scheinbar überwundenen Richtung nur durch
mus verkünden. Nicht ein Sichversenken in den Wechsel des Zieles, nicht durch ein ge-
die tausenderlei Erscheinungsformen des indivi- ringeres Maß von Blutlosigkeit und Trockenheit
duell geschauten Naturbildes könne der Kunst unterscheidet, so findet man auf dem Grunde
die Gewalt des inneren Lebens wiedergewinnen, ein Streben nach einer gewissen Größe, Wucht
die sie in der analytisch scharfen Luft der und Schwere der Bildung, nach Einfachheit in
heutigen Kultur verloren habe. Freilich ist mit der Linienführung, Geschlossenheit im Farbigen,
dem Ersatz jenes Schlagwortes, das wahrlich nach einer Harmonie mit den Urtendenzen
seiner Zeit redlich gedient hat, durch seinen aller statisch klaren Gestaltung — sagen wir
Widerpart nichts ausgerichtet. Denn im Ex- es kurz: nach Monumentalität,
pressionismus, als welcher jetzt den Kohorten Die deutsche Monumentalmalerei der neueren
der malerischen Anarchie jeder Art zum Schilde Zeit hat es sich gefallen lassen müssen, zu der
dient, liegen genau so viele Keime der Ver- Rolle eines Outsiders im Wettkampf der mo-
irrung, Verzerrung und Übertreibung, wie in dernen Kunst herabgedrückt zu werden. Nicht
der Kategorie, die vor vierzig Jahren aus Frank- so durch die Meinung des Publikums als
reich den Weg zu uns gefunden hat. Das durch eine Kritik, die ihre Hauptaufgabe
Kunstwerk als Verkündigung einer besonderen darin sehen mußte, den Sinn für Qualität in
seelischen Zustandsart, die sich unabhängig der Malerei wieder frischer zu machen, und
von den Wesenheiten der sichtbaren Welt zu zwar vorzüglich dadurch, daß sie der alt-
manifestieren strebt, hat seine Daseinsberech- hergebrachten Frage nach dem Gegenständ-
tigung vor dem Richterstuhl der Geschichte ja liehen des Kunstwerkes erst einmal radikal den
noch erst zu beweisen. Aber in dem Chaos Krieg erklärte. Damit wurde der Historien-

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