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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Sörrensen, Wilhelm: Johann Adam Klein und Johann Christoph Erhard
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0342

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JOHANN ADAM KLEIN UND JOHANN CHRISTOPH ERHARD

öfter verwandt wird,
Erhards Gesundheit
war nicht die beste,
und mit dem körper-
lichen Leiden stellte
sich tiefe Depression
ein. Als Heinrich
Reinhold im Herbst
1819 sich anschickte,
nach Rom zu ziehen,
sah Erhard eine Er-
lösung in dem Gedan-
ken, mit zur ewigen
Stadt zu reisen, obwohl
sein wohlmeinender
Freund abriet und ob-
wohl er seinen Freund
Klein herbeisehnte. Die
Anziehungskraft Itali-
ens siegte schließlich
doch, am 19. Oktober
1819 verließ er Wien
und reiste nachTriest;
von da fuhr er zu Schiff

, . . n DER VOM BAUM BESCHATTETE BAUER (Apeil 80) J. CHR. ERHARD

nach Ancona. In Rom
fand er eine Wohnung

bei J. Faber an der Via delle quattro fontane, Rom belebte unseren Freund Erhard stark;
wo er teilnahmsvolle Pflege fand in den der anregende Verkehr des lustigen Kunstvölk-
kommenden schweren Zeiten. chens (Julius Schnorr nahm sich seiner sehr

an) verfehlte seine Wirkung auch nicht, und
alsbald überkam ihn eine heitere Ruhe. Aber
das römische Klima tat ihm gar nicht gut.
Der Scirocco brachte ihn zur Verzweiflung
und der Künstler begann an sich zu verzagen.
Der pomphafte katholische Kult wirkte auf
seine überreizten Nerven und trieb ihn zu reli-
giösen Schwärmereien. Sein Geist begann sich
zu verwirren. Klein, von Neapel zurückkehrend,
fand den Freund in trauriger Verfassung und
in dumpfe Schwermut versunken. Verzweiflung
an der Welt und seinem Talent trieb ihn zu
einem Vergiftungsversuch, von dem ihn die
Freunde noch gerade retten konnten. Dem
Leibarzt des Kronprinzen Ludwig von Bayern,
Dr. Ringeis, dankte Erhard das Leben. Rein-
hold und Frau Faber pflegten ihn mit Hin-
gebung. Im Sommer 1821 schien es soweit
besser zu gehen, daß man von einem Aufent-
halt in Olevano Genesung erhoffte, und wirklich
schien auch eine Beruhigung einzutreten.
Erhard begann wieder zu arbeiten und zu ra-
dieren; aber die frühere naive Sicherheit ist
verloren (A. 178, 64, 65, 51, 73. 66-72 und
96 arbeitete er für den Architekten Gau, ohne
Lust, weil es nur Architektur war.) Scheinbar
•^?>v*w ■ ermuntert kehrte er nach Rom zurück. Aber

sofort befiel ihn die tiefste Mutlosigkeit von

DAS GESPRAECH AN DER gotischen SAEULE (Apell 43) ,-- , ., . ,, •_ ,ä

j. chr. erhard neuem, tr sah sich in allen Erwartungen ge-

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