für Landschaftsschilderer. 2^
sie durch Beyfügung des idealischen Wahren werden,
welches alle kleine UnVollkommenheiten vollends zudeckt
und Schönheiten an ihre Stelle sezt. Durch diese Bey-
fügung nun entsteht die dritte Gattung des Wahren,
welche das größte Meisterstück der Kunst ist.
Dieses schöne Wahrscheinliche, sagt de Piles, scheint
oft wahrer zu feyn, als die Wahrheit selbst; weil in
dieser Verbindung das erste Wahre den Zuschauer eins
nimmt, mancherley Nachlaßigkciten bedeckt, und sich zu-
erst zu erkennen gibt, ohne daß man daran denkt
Nach diesem dritten Wahren müssen alle Künstler stre-
ben, und derjenige ist der geschickteste, der ihm am al-
lernächsten kommt.
XI.
Man strebe nach edler Einfalt und ent-
halte sich alles Gezwungenen.
Nächst dem W/Hren strebe der bildende Künstler
besonders nach edler Einfalt. Nichts thut, zumahl in
der Mahlerey, eine üblere Wirkung als das Gekünstelte;
nichts gefallt besser als die Natur natürlich ver-
schönert. Die Kunst hat nur in so weit ein Recht
uns zu gefallen, als sie sich dieser Natur nähert; sie
') De Piles Einleitung zur Mahlerey. S. 16.
sie durch Beyfügung des idealischen Wahren werden,
welches alle kleine UnVollkommenheiten vollends zudeckt
und Schönheiten an ihre Stelle sezt. Durch diese Bey-
fügung nun entsteht die dritte Gattung des Wahren,
welche das größte Meisterstück der Kunst ist.
Dieses schöne Wahrscheinliche, sagt de Piles, scheint
oft wahrer zu feyn, als die Wahrheit selbst; weil in
dieser Verbindung das erste Wahre den Zuschauer eins
nimmt, mancherley Nachlaßigkciten bedeckt, und sich zu-
erst zu erkennen gibt, ohne daß man daran denkt
Nach diesem dritten Wahren müssen alle Künstler stre-
ben, und derjenige ist der geschickteste, der ihm am al-
lernächsten kommt.
XI.
Man strebe nach edler Einfalt und ent-
halte sich alles Gezwungenen.
Nächst dem W/Hren strebe der bildende Künstler
besonders nach edler Einfalt. Nichts thut, zumahl in
der Mahlerey, eine üblere Wirkung als das Gekünstelte;
nichts gefallt besser als die Natur natürlich ver-
schönert. Die Kunst hat nur in so weit ein Recht
uns zu gefallen, als sie sich dieser Natur nähert; sie
') De Piles Einleitung zur Mahlerey. S. 16.