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Meynier, Johann Heinrich; Jan-Penningh, Heinrich [Ill.]
Theoretisch-practische Anleitung zum Zeichnen und Tuschen der Landschaften: Mit 6. Kupfertafeln und einem ausgetuschten Blatte — Hof, 1796

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https://doi.org/10.11588/diglit.18680#0219

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für Landschaftsschilderer. 2^

sie durch Beyfügung des idealischen Wahren werden,
welches alle kleine UnVollkommenheiten vollends zudeckt
und Schönheiten an ihre Stelle sezt. Durch diese Bey-
fügung nun entsteht die dritte Gattung des Wahren,
welche das größte Meisterstück der Kunst ist.

Dieses schöne Wahrscheinliche, sagt de Piles, scheint
oft wahrer zu feyn, als die Wahrheit selbst; weil in
dieser Verbindung das erste Wahre den Zuschauer eins
nimmt, mancherley Nachlaßigkciten bedeckt, und sich zu-
erst zu erkennen gibt, ohne daß man daran denkt
Nach diesem dritten Wahren müssen alle Künstler stre-
ben, und derjenige ist der geschickteste, der ihm am al-
lernächsten kommt.

XI.

Man strebe nach edler Einfalt und ent-
halte sich alles Gezwungenen.

Nächst dem W/Hren strebe der bildende Künstler
besonders nach edler Einfalt. Nichts thut, zumahl in
der Mahlerey, eine üblere Wirkung als das Gekünstelte;
nichts gefallt besser als die Natur natürlich ver-
schönert. Die Kunst hat nur in so weit ein Recht
uns zu gefallen, als sie sich dieser Natur nähert; sie

') De Piles Einleitung zur Mahlerey. S. 16.
 
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