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Meynier, Johann Heinrich; Jan-Penningh, Heinrich [Ill.]
Theoretisch-practische Anleitung zum Zeichnen und Tuschen der Landschaften: Mit 6. Kupfertafeln und einem ausgetuschten Blatte — Hof, 1796

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https://doi.org/10.11588/diglit.18680#0236

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224 Allgemeine practischs Bemerkungen u. Regeln

XX.

Eine Landschaft muß nicht ohne
Charakter seyn.

Man versteht hier unter dem Charakter solche
Eigenheiten, wodurch sich eine Sache von der andern
unterscheidet. Charakterlose Dinge sind sich also alle
im Grund einander gleich, sie sind gemein, und
das Gemeine soll kein Gegenstand der Mahlerey seyn.
Jede Landschaft muß demnach ihren Charakter, ihre
Eigenheiten haben, die sich in der Wirkung welche sie
hervorbringen, offenbahren. Es gibt liebliche, ruhige,
heitere, trübe vom Sturm durchwühlte, Schauer erres
gende majestätische Landschaften. Alle einzelne Gegens
stände müssen nun zur Formirung des gemeinsamen
Charakters das ihrige bcytragen. In einer heitern
Gegend muß alles still, lieblich, angenehm seyn; in
einer Landschaft, wo Sturm und Gewitter rasen, muß
alles trübe, alles vom Wind durchschüttelt, alles unru-
hig scheinen. Der Hirt sizt alsdann nicht mehr ruhig
bey seiner Heerde, er jagt sie vor sich her und er
selbst wird von Sturm und Angst gejagt; sein Rock
wehet, seine Haare flattern um sein Gesicht; kaum
kann er mit der Hand den Hut auf seinem Kopfe er-
halten :c. — In einer unbebauten Gegend darf kein
Ackergerathe sichtbar seyn, und in der Nahe einer Stadt
muß das Land nicht öde und unbewohnt scheinen.

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