4.2. Die letzten Stunden als Abrechnung in der mittelalterlichen Überlieferung
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ierlich gepflegt, durch eine Aufbockung der Gräber um 1700 soll es allerdings zu
einer Verwechslung gekommen sein.261 Bei einer Grabung im Jahr 1756 wurde
lediglich das Grab der Königin Mathilde gefunden.262 Es wird daher eine zeitlich
nicht bestimmbare Umbettung vermutet.263 Im Vorfeld der 1000-Jahr-Feier zum
Todestag des ersten liudolfingischen Königs 1936 erfolgten wiederum Versuche,
die Gebeine zu finden. 1937 wurde verkündet, die sterblichen Überreste Hein-
richs I. seien auf Befehl Heinrich Himmlers hin in Quedlinburg gefunden wor-
den. Auch ein vermeintlicher Schädel des Königs wurde präsentiert.264 Eine
Dokumentation der Grabungen wurde nie publiziert und so äußerte sich bereits
Carl Erdmann 1940 skeptisch darüber, ob es sich tatsächlich um den Schädel
Heinrichs I. handle.265 Gerade die erhaltenen schriftlichen Äußerungen zu die-
sem Vorgang deuten eher auf eine propagandistische Maßnahme hin.266 Zu den
Gebeinen Heinrichs I. kann somit keine sichere Aussage getroffen werden, da die
Grabungsgeschichte nicht nur undurchsichtig, sondern mutwillig verfälscht
erscheint.
Auch zu den Gebeinen Ottos I. lassen sich keine haltbaren Aussagen treffen.
Zwar befindet sich das Grab noch immer an seinem ursprünglichen Platz, es
wurde jedoch nur einmal, 1844, geöffnet.267 Über naturwissenschaftliche Un-
tersuchungen ist nichts bekannt. Zu Otto II. lässt sich Ähnliches berichten.
Während der Umgestaltung des Petersdoms wurden die Gebeine 1609 in einen
einfachen Marmorsarg umgebettet und schließlich 1618 in den vatikanischen
Grotten nahe dem Grab Gregors V. beigesetzt.268 Auch in diesem Fall sind keine
naturwissenschaftlichen Untersuchungen bekannt. Das Grab Ottos III. in Aa-
chen wurde auf der Suche nach dem Grab Karls des Großen 1804 geöffnet, die
Gebeine entnommen und nach Frankreich geschickt - ihr Verbleib ist allerdings
• 269
ungewiss.
Kaiser Heinrich II. ruht bis heute im Bamberger Dom - jedoch nicht mehr im
zeitgenössischen Sarg. Über sein ursprüngliches Grab ist wenig bekannt. Als
Abschluss der Heiligsprechung wurden die Gebeine, die nun als Reliquien gal-
ten, 1147 erhoben.270 1513 wurden Heinrich II. und die ebenfalls heiliggespro-
chene Kaiserin Kunigunde in ein neu geschaffenes, prunkvolles Grabmal um-
gebettet. Das Kaisergrabmal wurde seither mehrfach verschoben - seit 1971 steht
261 Drechsler, Grablege, S. 158 f.; Halle, Begräbnis, S. 17.
262 Drechsler, Grablege, S. 160.
263 Ebd., S. 161.
264 Ebd., S. 1641.; Halle, Begräbnis, S. 18.
265 Erdmann, Grab, S. 97.
266 Siehe hierzu Halle, Begräbnis, S. 17-19.
267 Mit wörtlichen Zitaten aus dem unveröffentlichten Grabungsbericht Wiggert, Begräbnisse,
S. 75-78.
268 Zur Grablege Kaufmann, Kaisergrab.
269 Der ganze Vorgang erfolgte wohl auf Veranlassung des Präfekten Alexandre Mechin. Ein Gra-
bungsbericht wurde nicht angefertigt. Einzelne Details wurden 1861/2 nachträglich dokumen-
tiert: Reumont, Nachgrabungen (unpaginiert); Prisac, Resultate (unpaginiert). Siehe auch Pohle,
Tiefes Loch, S. 95 f.
270 Weilandt/Diemer/Ruderich, Kaisertumba, S. 1227 f. Siehe auch Reitzenstein, Grabmal.
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ierlich gepflegt, durch eine Aufbockung der Gräber um 1700 soll es allerdings zu
einer Verwechslung gekommen sein.261 Bei einer Grabung im Jahr 1756 wurde
lediglich das Grab der Königin Mathilde gefunden.262 Es wird daher eine zeitlich
nicht bestimmbare Umbettung vermutet.263 Im Vorfeld der 1000-Jahr-Feier zum
Todestag des ersten liudolfingischen Königs 1936 erfolgten wiederum Versuche,
die Gebeine zu finden. 1937 wurde verkündet, die sterblichen Überreste Hein-
richs I. seien auf Befehl Heinrich Himmlers hin in Quedlinburg gefunden wor-
den. Auch ein vermeintlicher Schädel des Königs wurde präsentiert.264 Eine
Dokumentation der Grabungen wurde nie publiziert und so äußerte sich bereits
Carl Erdmann 1940 skeptisch darüber, ob es sich tatsächlich um den Schädel
Heinrichs I. handle.265 Gerade die erhaltenen schriftlichen Äußerungen zu die-
sem Vorgang deuten eher auf eine propagandistische Maßnahme hin.266 Zu den
Gebeinen Heinrichs I. kann somit keine sichere Aussage getroffen werden, da die
Grabungsgeschichte nicht nur undurchsichtig, sondern mutwillig verfälscht
erscheint.
Auch zu den Gebeinen Ottos I. lassen sich keine haltbaren Aussagen treffen.
Zwar befindet sich das Grab noch immer an seinem ursprünglichen Platz, es
wurde jedoch nur einmal, 1844, geöffnet.267 Über naturwissenschaftliche Un-
tersuchungen ist nichts bekannt. Zu Otto II. lässt sich Ähnliches berichten.
Während der Umgestaltung des Petersdoms wurden die Gebeine 1609 in einen
einfachen Marmorsarg umgebettet und schließlich 1618 in den vatikanischen
Grotten nahe dem Grab Gregors V. beigesetzt.268 Auch in diesem Fall sind keine
naturwissenschaftlichen Untersuchungen bekannt. Das Grab Ottos III. in Aa-
chen wurde auf der Suche nach dem Grab Karls des Großen 1804 geöffnet, die
Gebeine entnommen und nach Frankreich geschickt - ihr Verbleib ist allerdings
• 269
ungewiss.
Kaiser Heinrich II. ruht bis heute im Bamberger Dom - jedoch nicht mehr im
zeitgenössischen Sarg. Über sein ursprüngliches Grab ist wenig bekannt. Als
Abschluss der Heiligsprechung wurden die Gebeine, die nun als Reliquien gal-
ten, 1147 erhoben.270 1513 wurden Heinrich II. und die ebenfalls heiliggespro-
chene Kaiserin Kunigunde in ein neu geschaffenes, prunkvolles Grabmal um-
gebettet. Das Kaisergrabmal wurde seither mehrfach verschoben - seit 1971 steht
261 Drechsler, Grablege, S. 158 f.; Halle, Begräbnis, S. 17.
262 Drechsler, Grablege, S. 160.
263 Ebd., S. 161.
264 Ebd., S. 1641.; Halle, Begräbnis, S. 18.
265 Erdmann, Grab, S. 97.
266 Siehe hierzu Halle, Begräbnis, S. 17-19.
267 Mit wörtlichen Zitaten aus dem unveröffentlichten Grabungsbericht Wiggert, Begräbnisse,
S. 75-78.
268 Zur Grablege Kaufmann, Kaisergrab.
269 Der ganze Vorgang erfolgte wohl auf Veranlassung des Präfekten Alexandre Mechin. Ein Gra-
bungsbericht wurde nicht angefertigt. Einzelne Details wurden 1861/2 nachträglich dokumen-
tiert: Reumont, Nachgrabungen (unpaginiert); Prisac, Resultate (unpaginiert). Siehe auch Pohle,
Tiefes Loch, S. 95 f.
270 Weilandt/Diemer/Ruderich, Kaisertumba, S. 1227 f. Siehe auch Reitzenstein, Grabmal.