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4. Der gute und der schlechte Tod in Altertum und Mittelalter
es am Ostende des Mittelchors.271 Trotz mehrfacher Graböffnungen ist nichts
über naturwissenschaftliche Untersuchungen bekannt. Anders verhält es sich bei
den Gebeinen Heinrichs IV. in Speyer. Zwar teilen die sterblichen Überreste des
Saliers das Schicksal der übrigen Gebeine in der Grab lege,272 allerdings mit einem
Unterschied: Die bei der Graböffnung 1900 angefertigten Photographien seines
Schädels wurden bereits mehrfach zur Grundlage von Gesichtsrekonstruktio-
nen.273 Über die Todesursache können die erhaltenen Gebeine allerdings keine
Auskunft geben.274 Ein unerwartetes Detail brachte eine 1989 veröffentlichte
Untersuchung der Gebeine Lothars III. in Königslutter zu Tage: Aufgrund einer
Aminosäurenuntersuchung konnte festgestellt werden, dass der Leichnam des
Kaisers vor dem Transport mehrere Stunden lang gekocht wurde, um das Fleisch
von den Knochen zu lösen.275 Dieser Vorgang wird so in den Quellen nicht
erwähnt. Über die Todesursache konnte allerdings auch hier keine Aussage
getroffen werden.
Abschließend lässt sich am Ende dieses Durchgangs festhalten, dass es le-
diglich zur Überführung Ottos III. eine detailreiche Schilderung der Stationen
und Handlungen gibt. Darauf folgen bereits die wenigen Worte Ottos von
Freising zur Überführung Lothars III. Die Überlieferung zu den übrigen hier
behandelten Überführungen zeigen, dass es sich hierbei um Sonderfälle handelt.
Eine traditionelle Route mit festgelegten Stationen lässt sich nicht erkennen.
Vielmehr ist für das Gros der Schreiber in den meisten Fällen schlicht von In-
teresse, dass der Verstorbene zu einer angemessenen Grablege gebracht wurde.
Weitere Details oder eine Ausdeutung als Anzeichen eines guten oder schlechten
Todes erfolgen nur selten. Darüber hinaus muss festgehalten werden, dass sich
nur wenige schriftliche Zeugnisse erhalten haben, in welchen die römisch-
deutschen Könige ihre Grab lege explizit festlegten. Der Fall Karls des Großen
demonstriert, dass die letztendlich genutzte Grablege nicht ohne Weiteres als
Wunschgrablege gesehen werden darf. Schließlich zeigt der Durchgang auch,
dass sich im Reich, im Gegensatz zu Frankreich oder England, nicht dauerhaft
271 Ausführlich mit Angaben zu Quellen und Literatur: Weilandt/Diemer/Ruderich, Kaisertumba,
S. 1232-1251.
272 Ausführlich hierzu Kapitel A 1.4. Die Gebeine Heinrichs IV. wurden 1900 aus einem unver-
sehrten Sarg geborgen. Das Skelett ist gut erhalten, nur Unterschenkel und Fußknochen sind
vermorscht, Ranke/Birkner, Kaisergräber, S. 1054. Eine Photographie des erhaltenen Sargs ist im
Stadtarchiv Speyer unter der Signatur 233-1 /1009 verfügbar. - Die Todesursachen der weiteren
in Speyer begrabenen Salierherrscher lassen sich ebenfalls nicht auf Grundlage der Gebeine
bestimmen: Die Überreste Konrads II. und Heinrichs III. haben sich nicht erhalten (Ranke/
Birkner, Kaisergräber, S. 1060) und auch das erhaltene Skelett Heinrichs V. bietet keine Hinweise
(ebd., S. 1068).
273 Photographien des Schädels: Speyer, Stadtarchiv, 233-1 / 1024; ebd., 233-1 / 1025; ebd., 233-1 /
1020. Zuletzt wurde für die Speyerer Ausstellung „Heinrich IV. Kaiser, Kämpfer, Gebannter.
Herrschergestalt zwischen Kaiserkrone und Büßergewand" eine aufwändige Computersimu-
lation erstellt, siehe zur Methode: Blank, Herrscherbildnis; Hesser, Rekonstruktion; Wittwer-
Backofen, Gesicht; Subke/Schlotthauer, Gesichtsrekonstruktion; Helmer, Gesichtsrekonstrukti-
on. Aus mediävistischer Perspektive siehe hierzu Oschema, Bild.
274 Ranke/Birkner, Kaisergräber, S. 1065.
275 Bada u. a.. Amino Acid. Siehe hierzu auch S. 415 Anm. 2368.
4. Der gute und der schlechte Tod in Altertum und Mittelalter
es am Ostende des Mittelchors.271 Trotz mehrfacher Graböffnungen ist nichts
über naturwissenschaftliche Untersuchungen bekannt. Anders verhält es sich bei
den Gebeinen Heinrichs IV. in Speyer. Zwar teilen die sterblichen Überreste des
Saliers das Schicksal der übrigen Gebeine in der Grab lege,272 allerdings mit einem
Unterschied: Die bei der Graböffnung 1900 angefertigten Photographien seines
Schädels wurden bereits mehrfach zur Grundlage von Gesichtsrekonstruktio-
nen.273 Über die Todesursache können die erhaltenen Gebeine allerdings keine
Auskunft geben.274 Ein unerwartetes Detail brachte eine 1989 veröffentlichte
Untersuchung der Gebeine Lothars III. in Königslutter zu Tage: Aufgrund einer
Aminosäurenuntersuchung konnte festgestellt werden, dass der Leichnam des
Kaisers vor dem Transport mehrere Stunden lang gekocht wurde, um das Fleisch
von den Knochen zu lösen.275 Dieser Vorgang wird so in den Quellen nicht
erwähnt. Über die Todesursache konnte allerdings auch hier keine Aussage
getroffen werden.
Abschließend lässt sich am Ende dieses Durchgangs festhalten, dass es le-
diglich zur Überführung Ottos III. eine detailreiche Schilderung der Stationen
und Handlungen gibt. Darauf folgen bereits die wenigen Worte Ottos von
Freising zur Überführung Lothars III. Die Überlieferung zu den übrigen hier
behandelten Überführungen zeigen, dass es sich hierbei um Sonderfälle handelt.
Eine traditionelle Route mit festgelegten Stationen lässt sich nicht erkennen.
Vielmehr ist für das Gros der Schreiber in den meisten Fällen schlicht von In-
teresse, dass der Verstorbene zu einer angemessenen Grablege gebracht wurde.
Weitere Details oder eine Ausdeutung als Anzeichen eines guten oder schlechten
Todes erfolgen nur selten. Darüber hinaus muss festgehalten werden, dass sich
nur wenige schriftliche Zeugnisse erhalten haben, in welchen die römisch-
deutschen Könige ihre Grab lege explizit festlegten. Der Fall Karls des Großen
demonstriert, dass die letztendlich genutzte Grablege nicht ohne Weiteres als
Wunschgrablege gesehen werden darf. Schließlich zeigt der Durchgang auch,
dass sich im Reich, im Gegensatz zu Frankreich oder England, nicht dauerhaft
271 Ausführlich mit Angaben zu Quellen und Literatur: Weilandt/Diemer/Ruderich, Kaisertumba,
S. 1232-1251.
272 Ausführlich hierzu Kapitel A 1.4. Die Gebeine Heinrichs IV. wurden 1900 aus einem unver-
sehrten Sarg geborgen. Das Skelett ist gut erhalten, nur Unterschenkel und Fußknochen sind
vermorscht, Ranke/Birkner, Kaisergräber, S. 1054. Eine Photographie des erhaltenen Sargs ist im
Stadtarchiv Speyer unter der Signatur 233-1 /1009 verfügbar. - Die Todesursachen der weiteren
in Speyer begrabenen Salierherrscher lassen sich ebenfalls nicht auf Grundlage der Gebeine
bestimmen: Die Überreste Konrads II. und Heinrichs III. haben sich nicht erhalten (Ranke/
Birkner, Kaisergräber, S. 1060) und auch das erhaltene Skelett Heinrichs V. bietet keine Hinweise
(ebd., S. 1068).
273 Photographien des Schädels: Speyer, Stadtarchiv, 233-1 / 1024; ebd., 233-1 / 1025; ebd., 233-1 /
1020. Zuletzt wurde für die Speyerer Ausstellung „Heinrich IV. Kaiser, Kämpfer, Gebannter.
Herrschergestalt zwischen Kaiserkrone und Büßergewand" eine aufwändige Computersimu-
lation erstellt, siehe zur Methode: Blank, Herrscherbildnis; Hesser, Rekonstruktion; Wittwer-
Backofen, Gesicht; Subke/Schlotthauer, Gesichtsrekonstruktion; Helmer, Gesichtsrekonstrukti-
on. Aus mediävistischer Perspektive siehe hierzu Oschema, Bild.
274 Ranke/Birkner, Kaisergräber, S. 1065.
275 Bada u. a.. Amino Acid. Siehe hierzu auch S. 415 Anm. 2368.