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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0063

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4. Der gute und der schlechte Tod in Altertum und Mittelalter

terschiedliche Anzeichen, die unter „Nachhinein" summiert werden können. Die
Faktoren sind dabei jeweils keineswegs in gleichem Ausmaß ausgeprägt. Wäh-
rend sich beispielsweise aus dem Ort nur wenige Anzeichen ergeben, ist die Zahl
der konnotierten Todesarten größer.
4.3.1. Ort
Bezüglich des Orts gab es zwei Möglichkeiten, die sich in Anzeichen manifes-
tierten und eng mit der Art des Todes in Zusammenhang gesehen werden
müssen: Zum einen der Tod ,am rechten Ort', zum anderen der Tod in der
Fremde. Der Ort wird dabei entweder durch persönliche Vorlieben in Kombi-
nation mit oder lediglich durch die Anwesenheit von Getreuen in eine narrative
Strategie eingebunden. So beispielsweise in den oben behandelten Schilder-
ungen der Tode Karls des Großen, Heinrichs I. und Ottos L: Der König stirbt am
rechten Ort, umgeben von seinen Getreuen und kann daher seine Angelegen-
heiten regeln und die Sterbesakramente empfangen. Die Sterbeorte Aachen und
Memleben - bedeutende Orte für die jeweiligen Könige - waren den Chronisten
wohlbekannt, wurden aber nicht besonders betont.278
Auch bei der negativen Konnotation des Orts, dem Tod in der Fremde, ist
meist nicht der Ort an sich entscheidend, sondern seine Eigenschaften. Der fal-
sche Ort bedeutet die Abwesenheit der Getreuen, so dass keine vorbereitenden
Handlungen vorgenommen werden können. Seltener konnte auch ein Ort
schlicht negativ besetzt werden und noch seltener konnten Vermischungen
auftreten. Ein Beispiel hierfür ist die Schilderung vom Tod Ottos III. durch Brun
von Querfurt. Der Schreiber zeichnete einerseits einen Gegensatz zwischen dem
großen König und der „kleinen Burg" in der er starb. Damit ist der unbestimmte
Ort mit unpassenden Eigenschaften versehen. Andererseits wurde auch ein-
deutig klargestellt, dass der schlechte Tod des Kaisers am falschen Ort, besser im
falschen Land, geschah, da die italienischen Ambitionen Ottos III. für Brun von
Querfurt der Grund seines schlechten Todes waren.279 Zu diesen beiden Strate-
gien kommt bei anderen Schilderungen schließlich noch hinzu, dass der Tod in
der Fremde es meist mit sich brachte, dass der Verstorbene nicht in der für ihn
richtigen Grablege bestattet werden konnte und ihm somit Anzeichen eines
guten Todes vorenthalten wurden.
4.3.2. Zeitpunkt
Der zweite Faktor, aus dem sich die Anzeichen guter oder schlechter Tode er-
geben, ist der Zeitpunkt. Dieser hat in diesem Blickwinkel zwei Dimensionen,
zunächst die übergeordnete Dimension, ob es sich um den richtigen Zeitpunkt
handelt, ob der Tod somit im göttlichen Heilsplan vorgesehen war. Des Weiteren
die Dimension des Sterbenden, ob ihm das nahende Ende bewusst war oder ob es

278 Siehe die Kapitel 4.2.1. und 4.2.3.

279 Siehe S. 51 Anm. 218.
 
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