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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0156

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6.7. Fallstudie II: Friedrich II., Matthaeus Parisiensis und eine berühmte Notiz

155

Chronica majora - hier allerdings auf Richard I. von England bezogen.832 Abseits
dieser Forschungstradition stehen die assoziativen und unter Nichtberücksich-
tigung der bisherigen Ergebnisse und Textzeugen angestellten Überlegungen
von Giorgino Brugnoli und Rodney Lokaj.833 Im Folgenden werden diese Belege
und Interpretationen neugesichtet und -bewertet. Darüber hinaus wird erstmals
das Sterben in der Mönchskutte miteinbezogen.
6.7.1. Die ganze Welt in St. Albans: Matthaeus Parisiensis und die
Chronica majora
Zum Verfasser des Werks fehlen, wie so oft, Informationen. Die wenigen An-
gaben stammen aus dem Werk selbst: Matthaeus Parisiensis834 schreibt, er sei am
21. Januar 1217 in das Benediktiner-Kloster St. Albans in der Nähe von London
eingetreten.835 In den Jahren 1248/49 sei er laut eigener Aussage im Auftrag Papst
Innocenz' IV. zum norwegischen Kloster St. Benet Holm gereist.836 1259 starb er
in St. Albans.837
Von ihm ist eine ganze Fülle hagiographischer und historiographischer
Schriften überliefert,838 unter denen die zwischen 1240 und 1259 entstandenen,
reich illustrierten Chronica majora als sein Hauptwerk bezeichnet werden können.
In diesen beschrieb und kommentierte er die Geschichte vom Beginn der Welt bis
zum Jahr 1259.839 Bis zum Jahr 1234 überarbeitete und erweiterte Matthaeus
Parisiensis dabei die Flores historiarum des ebenfalls in St. Albans schreibenden
Roger von Wendover.840 Ab 1236 sind die Chronica majora jedoch von anderen
Autoren unabhängig.841 Matthaeus Parisiensis führte das Werk zunächst bis zum

832 Zunächst Gillingham, Richard I., S. 137, ausführlicher ders., Stupor Mundi.
833 Brugnoli, Stupor mundi; Lokaj, Stupor mundi.
834 Hierbei handelt es sich um die Selbstbezeichnung des Autors, bspw. Matthaeus Parisiensis,
Chronica majora, Bd. 5, S. 197. Der Hintergrund des Beinamens Parisiensis ist ungeklärt. Der
Schreiber war interessiert an Angelegenheiten, die mit Paris im Zusammenhang standen und
scheint auch über lokale Informationsquellen verfügt zu haben. Allerdings gibt es keinen Hin-
weis darauf, dass er selbst je in Paris war, Vaughan, Matthew Paris, S. 1. Weiler kündigt eine
Studie von Martin Hall zu diesem Thema an, die bislang nicht erschienen ist, Weiler, Norway,
S. 154 Anm. 7. Zuletzt zum Schreiber: Weiss, Konstruktion; dies., Chronica maiora, S. 59-88.
835 Im Autograph der Historia Anglorum findet sich zum Jahr 1217 die Marginalnotiz Hoc anno ego
frater Matheus Parisiensis habitum suscepi religionis, die sanctae Agnetis, Madden, Preface, S. IX.
836 Hierzu Weiler, Norway, der aufzeigt, dass diese Reise für das Selbstbewusstsein des Mönchs
wohl eine große Rolle spielte. Siehe auch: Binski/Sauerberg, Matthew Paris.
837 Vaughan, Matthew Paris, S. 7-11.
838 Eine Auflistung der Werke und ihrer Entstehungszeit: Gransden, Historical Writing, Bd. 1,
S. 356-359. Zu den hagiographischen Schriften des Matthaeus Parisiensis: Hahn, Proper Beha-
vior.
839 Weiler, Matthew Paris, S. 255 f. Siehe auch Weiss, Chronica maiora, S. 29-58.
840 Zum Verhältnis der beiden Werke zueinander: Schnith, England; Galbraith, Roger Wendover.
Zu Roger von Wendover: Weiss, Chronica maiora, S. 20-27.
841 Gransden, Historical Writing, Bd. 1, S. 359 f.
 
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