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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0284

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7.1.2. Albrecht I.

283

auch er könne am Feldzug der Habsburger 1306 gegen Böhmen teilgenommen
und sich hier die Ritterwürde verdient haben, die ihm vor 1306 nicht, ab 1309
aber durchweg zugeschrieben wird.1652 Sollte diese Annahme zutreffen, kann
weiter vermutet werden, dass er den jungen Johann während dieses Feldzuges
bereits kennengelernt haben könnte.1653
Letztgenannter in der Achtungsurkunde nach den edeln luete ist schließlich
Cünraten von Tegerfelt ein[en] ritter.1654 Hierbei handelt es sich um die einzige
Nennung dieses Mittäters, nicht nur im Umfeld des Mords, sondern überhaupt.
Uber ihn kann somit keine Aussage getroffen werden. Auch über seine Familie
ist kaum etwas bekannt, der einzige weitere Beleg ist die Nennung eines Dominus
de Tegerfelt1655 in einem Güterverzeichnis der Agnes von Böhmen, der Mutter
Johanns.
Die Achtungsurkunde nennt somit vier Mittäter, von denen drei aus edel-
freien Geschlechtern stammten. Mit Ausnahme Rudolfs III. von Wart wird ver-
mutet, dass die Täter vielleicht während des Böhmenfeldzugs Albrechts I. auf-
einandertrafen. Walther IV. von Eschenbach, Rudolf III. von Wart und Rudolf II.
von Balm sind untereinander verwoben und scheinen von der Krise der Hoch-
freien betroffen, also in Verarmung begriffen, gewesen zu sein. Uber die Motive
der Mittäter geben die Quellen wenig Auskunft.1656 Lediglich drei Quellenstellen
gingen hierauf ein. Die ersten beiden Stellen beziehen sich dabei auf alle Mittäter
und widersprechen sich in einem zentralen Punkt: Die Chronica de gestis princi-
pum gab an, Johann habe einige Edle an sich herangezogen, die aus ungenannten
Gründen bereits Pläne gegen den König gefasst hätten.1657 Hier fasst die Gruppe
der Mittäter also unabhängig von Johann den Entschluss, gegen den König
vorzugehen. Gänzlich anders die Darstellung in der Straßburger Chronik des
Fritsche Closener: Hier klagt Johann weinend seinen Freunden und Dienern sein
Leid über Albrechts Ablehnung. Dies habe Walther IV. von Eschenbach, Ru-
dolf II. von Balm und Rudolf von Wart so sehr berührt (Die klage ginge nieman so
nahe), dass sie sich mit Johann gegen den König verschworen hätten.1658 Hier ist
somit Johann, oder besser, seine Klage, der Grund für die Mordpläne seiner
späteren Mittäter. Lediglich Walther IV. von Eschenbach wurde in einer Schil-
derung eine individuelle Motivation zugeschrieben.1659

1652 Zeller-Werdmüller, Freien, S. 121. - Ein um 1290 entstandenes Urbar der Agnes von Böhmen,
Johanns Mutter, führt einen Dominus de Eschibach als Inhaber eines Kirchensatzes in Bremgarten
auf, Habsburgisches Urbar, Bd. 2.1, S. 186. Siehe auch Hodel, Mord, S. 26. Siehe auch S. 283
Anm. 1655.

1653 Zeller-Werdmüller, Freien, S. 121 f.

1654 MGH Const. 4,1, Nr. 323, S. 282.

1655 Habsburgisches Urbar, Bd. 2.1, S. 184. Hodel, Mord, S. 26.

1656 Mit Sablonier, Adel sieht Hodel, Mord, S. 26 eine ,Krise der Hochfreien' als Grund, ähnlich
bereits Danuser, Göllheim, S. 98 f., der allerdings noch darauf hinweist, dass sich die Mittäter von
Johann eine mildere Behandlung und auch Unterstützung versprochen haben könnten.

1657 Chronica de gestis principum, S. 58.

1658 Fritsche Closener's Chronik, S. 64.

1659 Siehe dazu unten.
 
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