Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0283

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
282

7. Tod durch Gewalteinwirkung

schlecht entstammte.1638 Die Besitzungen der von Wart lagen größtenteils bei
Winterthur.1639 Frühere Forschungen sahen in ihm einen Erzieher Johanns, wohl
vor allem aufgrund des großen Altersunterschiedes und des Umstandes, dass
Rudolf III. in Brugg und Umgebung auf den sehr jungen Herzog getroffen sein
könnte.1640 Da Johann bereits im Alter von sechs Jahren an den Hof seines Onkels
in Prag wechselte, ist dies allerdings unwahrscheinlich. Die Forschung sieht zwei
miteinander verwobene Gründe für Rudolfs Mittäterschaft: Zum einen war das
edelfreie Geschlecht der von Wart bereits 1290 in finanzielle Schwierigkeiten
geraten,1641 zum anderen wird in Walther IV. von Eschenbach, einem weiteren
Mittäter, Rudolfs Oheim vermutet.1642 Bei Rudolf III. von Wart können somit
gleichermaßen persönliche Verflechtungen als Motive vermutet werden.
Nach Rudolf III. von Wart wurde Ruodolf von den Balmen in der Ächtungs-
urkunde aufgeführt.1643 Dabei handelt es sich um Rudolf II. aus dem edelfreien
Geschlecht der von Balm.1644 Das Geschlecht hatte seinen Sitz um 1300 von So-
lothurn in das Wiggertal verlegt, wo sie das Erbe der von Altbüron antraten.1645
Rudolf II. von Balm regelte 1306 seine weltlichen Angelegenheiten zugunsten
seiner Frau Clara von Thengen.1646 Aufgrund dieses Zeugnisses und des Um-
stands, dass er bis 1307 nicht in den Quellen auftaucht, wird vermutet, dass er -
gemeinsam mit Rudolf III. von Wart und dem nach ihm in der Ächtungsurkunde
genannten Walther IV. von Eschenbach - am Böhmenfeldzug Albrechts I. teil-
genommen und währenddessen Johann kennengelernt haben könnte.1647 Mög-
licherweise wurde ihm während dieses Feldzugs die Ritterwürde verliehen.1648
Über seine Motive gibt es kaum Aussagen. Hodel diskutiert als Anhaltspunkt die
nahe Verwandtschaft zu den Freiherren von Tengen, die wiederum ein enges
Verhältnis zu den Luxemburgern, den Rivalen der Habsburger, pflegten.1649
Als letzten in der Reihe der edelen luete, die für den Mord geächtet wurden,
nennt die Urkunde Heinrichs VII. Walther von Eschenbach.1650 Gemeint ist damit
Walther IV. von Eschenbach. Er entstammte einem Edelfreiengeschlecht mit
Besitzungen in Luzern, Uri, dem Aargau und dem Elsass.1651 Es wird vermutet,

1638 Zum Geschlecht siehe: Hegi, Freie von Wart. Zu Rudolf III.: ebd., S. 387f.
1639 Hodel, Mord, S. 23.
1640 Ebd.
1641 Sablonier, Adel, S. 101. Hodel, Mord, S. 23 vermutet, dass dies auch mit der habsburgischen
Förderung Winterthurs zusammenhängt, mit dem die von Wart in Konkurrenz standen.
1642 Tatsächlich waren Walther IV. von Eschenbach und Rudolf III. von Balm wohl weitläufig ver-
wandt, da der Urgroßvater Rudolfs III., Walther II. von Eschenbach, zugleich der Ururgroßvater
Walthers IV. war, siehe die Genealogie bei Hegi, Freie von Wart, S. 384.
1643 MGH Const. 4,1, Nr. 323, S. 282.
1644 Hodel, Mord, S. 24 f.
1645 Ebd., S. 24.
1646 Urkunden zur Geschichte der eidgenoessischen Buende. Bd. 1, Nr. 37, S. 72-75.
1647 Ebd., KommentarS. 74 f.
1648 Ebd.
1649 Hodel, Mord, S. 24 f.
1650 MGH Const. 4,1, Nr. 323, S. 282.
1651 Zu den Eschenbachern Zeller-Werdmüller, Freien.
 
Annotationen