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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0332

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7.2.1. Tod auf Kriegszug - König Wilhelm

331

schließlich mit Formen von occidere bzw. interficere wiedergegeben und damit als
gewaltsamer Tod gekennzeichnet.1943 Die meist hinzugefügte Information ist das
Zuschreiben der Tat an die Friesen.1944 Neben Trauerbekundungen1945 finden sich
darüber hinaus widersprüchliche Angaben, ob er allein oder mit vielen gestor-
ben sei,1946 und seltener die Aussage, der König sei einen beklagenswerten Tod
gestorben.1947 Vereinzelt erfolgten auch positive Zuschreibungen, wie die Be-
zeichnungen als Wilheimus imperator oder kristianissimus rex Romanorum
Die sterblichen Überreste König Wilhelms sollen 1282 von seinem Sohn
Floris V. in Friesland gefunden, in die Stammlande transportiert und in der Abtei
Middelburg bestattet worden sein.1949 Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in
einer zugemauerten Nische im Chorgang der Abtei ein Grab gefunden, das trotz
erheblicher Zweifel immer wieder König Wilhelm zugeordnet wird. Auch mo-
dernste naturwissenschaftliche Untersuchungen der darin enthaltenen Gebeine
konnten die Frage, um wen es sich handelt, nicht abschließend klären.1950 Das
Skelett weist einen zertrümmerten Schädel auf, als Todesursache wurden daher
ein bis zwei Schläge mit einem stumpfen Gegenstand vermutet, die dies her-
beigeführt haben sollen.1951 Sollte es sich um die Knochen König Wilhelms
handeln, ließe sich durch sie das Bild von seinem Tod aus den historiogra-
phischen Schilderungen lediglich um dieses Detail ergänzen.
Wird die zeitgenössische Überlieferung im Gesamten betrachtet, treten zwei
Punkte besonders hervor: Erstens liegt der Schwerpunkt von überlieferten
Schilderungen in der Historiographie geographisch in den Stammlanden König
Wilhelms. Der Tod des Königs auf Kriegszug schuf hier Erklärungsbedarf, da er
in den regionalen Konflikt zwischen den Grafen von Holland und den Friesen
eingebunden war. So erfolgten mehrfach Neubewertungen, die die Schuld den
Friesen, den Kriegern oder einmalig auch dem König selbst zuschrieben. Die
Umbettung 1282, die ebenfalls nur in diesem regionalen Rahmen wahrgenom-
men wurde, veränderte diese Tradition, da nun plausible Anknüpfungspunkte

1943 Exemplarisch: Annales Wormatienses, ad a. 1256, S. 59: [...] a quibus interfectus [...]. Gesta
abbatum Trudonensium, S. 399: Anno Domini 1255, imperii Willelmi regis 9. pridem occisi, pridie
Kalendas Maii [...]. Siehe darüber hinaus die in der folgenden Anmerkung zitierten Quellen.
1944 Annales Stadenses, ad a. 1256, S. 374; Annales Colmarienses minores, ad a. 1256, S. 190; Annales
Saxonici, ad a. 1255, S. 431; Fritsche Closener's Chronik, S. 40, übernommen bei: Jacob Twinger
von Königshofen, Chronik, S. 447; Siegfried von Ballhausen, Historia unversalis, ad a. 1256,
S. 705; Ellenhardi chronicon, S. 121; Annales Moguntini, ad a. 1256, S. 2; Braunschweigische
Reimchronik, V. 8093-8101, S. 559, Cronica minor Minorita Erphordensis, S. 663; Gesta Treve-
rorum continuata. Gestorum continuatio quinta, S. 412; Oberrheinische Chronik, S. 23. Annales
S. Rudberti Salisburgenses, ad a. 1255/1256, S. 793. Chronik des Stiftes S. Simon und Judas in
Goslar, S. 597.
1945 Annales Zwifaltenses maiores, ad a. 1256, S. 17: Morte satis triste, rex o Wilhelme, peristi.
1946 Annales Parchenses, ad a. 1255, S. 607: Willelmus rex a Frisonibus in bello occiditur, solus occumbens
de toto exercitu. Gesta abbatum Trudonensium, S. 399: [...] cum multitudine suorum [...] occiditur.
1947 Annales Blandinienses, ad a. 1255, S. 31.
1948 Heinrici de Heimburg annales, ad a. 1256, S. 714. Annales Seldentalenses, ad a. 1256, S. 528.
1949 Siehe Kapitel A 1.2.2.
1950 Siehe Kapitel A 1.1.10.
1951 Dijkstra, Stamboom, 130-134.
 
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