Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0408

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
11. Zentrale Thesen

407

beeinflussen konnte. Im Umkehrschluss erweitern die Ergebnisse unser Wissen
über die behandelten Chronisten und die Tendenzen ihrer Werke.2318
Schließlich machen vor allem die regionalen Unterschiede in den Überlie-
ferungen2319 deutlich, dass der Zustand des jeweiligen Reichs in den Ausge-
staltungen der Herrschertode ebenfalls kommentiert wurde. Hierin zeigt sich
einerseits der teils verfälschende Informationsfluss über die Alpen. Andererseits
müssen die Einordnungen verschiedenster chronikalischer Passagen über Un-
ruhen nach Herrschertoden neu gewichtet werden.2320 Angesichts der Anzahl an
hier herausgearbeiteten narrativen Strategien muss ein weiteres Mal nach-
drücklich festgehalten werden, dass der Gebrauch von Historiographie als
Steinbruch2321 der Ereignisgeschichte die Intentionen der Chronisten und den
Quellenwert von Chroniken verkennt. Mit einem ideen- oder vorstellungs-
geschichtlichen Zugriff kann die als widersprüchlich verschriene und teilweise
als nichtzutreffend aussortierte historiographische Überlieferung zu den be-
handelten Herrschertoden erklärbar werden. Mehr noch: Gerade aufgrund der
Bandbreite aller Zuschreibungen in äußerst facettenreichen Überlieferungen
gewinnen wir Erkenntnisse über die Weltdeutungen und Selbstverortungen
mittelalterlicher Schreiber und damit über ihre Sicht ihrer Lebens weit.2322

2318 Eine Zusammenstellung monographischer Arbeiten zur Darstellung bestimmter hier unter-
suchter Herrscher findet sich S. 19 Anm. 26.

2319 Siehe hierzu Kapitel 9.4.

2320 Zu diesbezüglichen Arbeiten siehe S. 14 Anm. 5.

2321 Siehe hierzu S. 17.

2322 Die Ergebnisse von Weber, Bischof zeigen, dass Herrschertode hierfür besonders geeignet sind,
da sie kontinuierlich von Interesse waren. Die Tode anderer Personengruppen (hier Bischöfe)
können durch äußere Umstände bedingt phasenweise in den Hintergrund treten.
 
Annotationen