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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Contr.]; Universität Heidelberg [Contr.]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0412

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A 1.1. Grablegen

411

Klosterkirche umgebettet.2333 Auch wenn es keine zeitgenössischen Quellen
hierzu gibt, macht die spätere Überlieferung doch sehr wahrscheinlich, dass mit
Konrads Sohn Heinrich (VI.) auch ein staufischer König hier beigesetzt wur-
de.2334 Heinrich wurde wohl in der Mitte des Chores in einem geräumigen Grab
bestattet.2335 Die Gräber wurden 1475 geöffnet, gefunden wurden „viele Knochen
von großem Umfang und auch Länge, aber auch kleine"2336 - genaueres ist nicht
bekannt.
Die staufische Grablegentradition setzte sich unter Friedrich I. und Philipp II.
fort. Auch ihre früh verstorbenen Kinder wurden wohl in Lorch beigesetzt.2337
Staufische Könige wurden in Lorch jedoch nicht mehr bestattet. Otto von Frei-
sing überliefert eine Erzählung, nach der Konrad III. in Lorch seine letzte Ru-
hestätte finden wollte. Nach seinem Tod habe sich allerdings die Bamberger
Geistlichkeit durchgesetzt, so dass der Staufer in Bamberg bestattet wurde.2338
Friedrich I. wandte sich mehr Speyer zu, auch wenn er das Kloster Lorch kurz vor
seinem Aufbruch zum Kreuzzug noch besuchte.2339 1208 wurde mit Irene von
Byzanz, der Frau des ermordeten Philipp II., immerhin eine staufische Königin

2333 Quellen zu dieser Umbettung sind zusammengestellt bei Mehring, Stift, S. 1-3. Die Umbettung
wird heute in Zusammenhang mit der Urkunde MGH DD KIII., Nr. 38, S. 61-63 gestellt, hierzu
Graf, Kloster Lorch, S. 43/45/48/87 sowie Seiffer, Jakob Spindler, S. 125 f.

2334 Zu den Staufergräbern in Lorch gibt es vier Quellen aus dem 15. Jahrhundert, das sog. Rote Buch,
eine lateinische Stiftertafel, deren deutsche Übertragung sowie eine Liste in lateinischer Prosa.
Diese Quellen sind zusammengestellt bei Seiffer, Jakob Spindler, S. 128-139, Graf, Staufer-
Überlieferungen, S. 223-230 ergänzt Seiffer um weitere Überlieferungsträger. Seiffer, Jakob
Spindler, S. 128 bietet den Text aus dem Roten Buch, hier wird Heinrich (VI.) angegeben. Die
lateinische Stiftertafel ist in der Hystoria Friderici imperatoris magni überliefert und nennt Hein-
rich (VI.) ebenfalls. Hier wird allerdings auch seine Mutter Gertrud von Sulzbach aufgeführt, die
im Kloster Ebrach beigesetzt wurde, Hystoria Friderici imperatoris magni, S. 384 (um weitere
Überlieferungsträger ergänzter Text bei Seiffer, Jakob Spindler, S. 132f.). Eine frühere Überlie-
ferung hat Graf, Staufer-Überlieferungen, S. 223 f. in einer Züricher Handschrift gefunden,
hierzu auch S. 412 Anm. 2342. Zur Beisetzung Gertruds, siehe Geldner, Staufer-Gräber, S. 41. Die
deutsche Übersetzung ist ediert bei Seiffer, Jakob Spindler, S. 135-138, Nennung Heinrichs (VI.)
S. 136. Die Prosaauflistung ist ebd., S. 139 abgedruckt, wiederum mit Nennung Heinrichs (VT).

2335 Entscheidend zur Lage ist die Angabe im sog. Roten Buch (nach ebd., S. 128): Hainricus rex,filius
regis Cunradi in medio. Zur Größe der Gräber sind die nicht publizierten Ausführungen des
Kirchenratsdirektors Johann Amandus von Hochstetten von Bedeutung (zur Überlieferung
siehe Graf, Staufertraditionen, S. 172), die Ausführungen und eine Zeichnung sind abgedruckt
bei Bach, Hohenstaufengräber, S. 199, Photographien bei Seiffer, Jakob Spindler, Abbildungen
(unpaginiert).

2336 Das sog. Rote Buch enthielt wohl einen zeitgenössischen, lateinischen Bericht über die Grab-
öffnung, das angegebene Zitat stammt aus der Übersetzung bei Bach, Hohenstaufengräber,
S. 193, eine weitere Übersetzung findet sich bei Seiffer, Jakob Spindler, S. 126 f.

2337 Ebd., S. 142 f. - Stark angezweifelt wird mittlerweile die ältere Ansicht, die Welfin Judith, Mutter
Kaiser Friedrichs L, sei in Lorch beigesetzt (bspw. Decker-Hauff, Hohenstaufengräber, S. 48 f.),
hierzu Engels, Grablege, S. 236. Judith wurde wohl vielmehr wie auch ihr Mann Friedrich II. von
Schwaben und seine zweite Frau Agnes im Benediktinierkloster St. Alburg im Hl. Forst beige-
setzt, Görich, Friedrich, S. 61.

2338 Siehe Kapitel A 1.1.2.

2339 Opll, Amator, S. 73.
 
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