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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0414

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A 1.1. Grablegen

413

S. Petri Erfordensis moderna, dass Konrad more regum2350 bestattet worden sei,
keine Informationen überliefert.
Otto von Freising lieferte eine explizite Begründung der Beisetzung in
Bamberg: Der Chronist gab an, die familiäres Konrads hätten behauptet, es sei der
Wunsch des Königs gewesen, in Lorch bestattet zu werden, die Bamberger
Kirche habe dies aber nicht zugelassen. Für ihre Kirche wie für das Reich hielten
sie es für das Schicklichste und Ehrenvollste, dass er mit königlichem Gepränge
in ihrer Kirche neben dem Grab des heiligen Kaisers Heinrich II. beigesetzt
werde.2351 Eine lokale Tradition des Klosters Ebrach, einer Stiftung Konrads und
der Grab lege seiner Frau Gertrud, spricht wiederum von einer hier geplanten
Grablege.2352 Da keine Bestimmungen des Königs selbst überliefert sind, ist es
nicht möglich, seine Intention zu rekonstruieren. Es gibt allerdings Indizien, dass
es sich bei Bamberg wohl nicht um seine Wunschgrablege handelte.2353 Knut
Görich hat für diese Ereignisse mit dem Hinweis auf die Situation des Nach-
folgers Friedrich I. eine plausible Erklärung vorgelegt: Nach dem Tod Kon-
rads III. wurde Friedrich I. äußerst zügig gewählt - womöglich, da er die Vor-
bereitungen für die Krönung Friedrichs von Rothenburg übernahm.2354 Einer
solchen schnellen Wahl und Krönung stand eine zeitaufwändige Überführung
des Vorgängers nach Lorch im Weg. Görich sieht in der Bamberger Grablege
einen Ausweg, den Bischof Eberhard von Bamberg Friedrich I. aus dieser Lage
geboten habe.2355 Auch wenn diese These lediglich auf Indizien beruht, bietet sie
eine glaubhafte Erklärung.
Die Grablege in Bamberg entfaltete keine große Strahlkraft. Dies zeigt sich
auch darin, dass die zeitweise Bestattung eines zweiten Staufers in Bamberg,
Philipps II., des Großneffen Konrads IIL, trotz einer großen Überlieferung zu
seinem Tod und seiner Umbettung in nur zwei Quellen erwähnt wurde.2356 In

2350 Cronica S. Petri Erfordensis moderna, S. 177f.: [...] eique Babenberg regum morefunebria explentur
ac sepelitur. - Die Beisetzung wird weiterhin erwähnt bei Chronica Regia Coloniensis, S. 88;
Burchard von Ursberg, Chronik, S. 20. Annales Palidenses, ad a. 1152, S. 86; Annales Herbipo-
lenses, ad a. 1152, S. 8; Auctarium Zwetlense, ad a. 1152, S. 540; Sächsische Weltchronik, S. 218;
Bayerische Fortestzung der Kaiserchronik, S. 397.

2351 Otto von Freising/Rahewin, Gesta Friderici I. imperatoris, lib. II, cap. 71, S. 98: Volentibus vero
familiaribus suis iuxta eins, ut asserebant, peticionem eum ad Laureacense monasterium deferre ibique in
proprio fundo iuxta patrem humare, Babenbergensis aecclesia contumeliosum hoc sibifore iudicans, non
permisit, quin immo convenientissimum et honestissimum et aecclesiae HU et imperio decernens, iuxta
tumbam imperatoris Heinrici, eins locifundatoris, qui nuper auctoritate Romanae aecclesiae in loca sancta
levatus pro sancto habetur, regio cultu eum sepelivit. Dendorfer, Geschlecht, S. 26. Ziegler, Kon-
rad III., S. 186. Siehe Kapitel 4.3.4. - Die Nähe zum Grab des heiligen Kaisers Heinrich II. betonen
auch die Notae sepulcrales Babenbergenses, S. 640: Hic sepultus est iuxta tumbam Heinrici in latere
domini Eberhardi episcopi primi.

2352 Siehe hierzu Goez, Bernhard von Clairvaux, S. 440, bes. Anm. 29/30.

2353 Anderer Ansicht ist Pflefka, Bamberg, S. 208, der Bamberg aufgrund der Bemühungen Kon-
rads III. um die Kanonisation Heinrichs II. als Grablege „im Sinne des Toten" sieht. Zur Kano-
nisation siehe Schneidmüller, Heinrich II.

2354 Dendorfer, Geschlecht, S. 25.

2355 Görich, Friedrich, S. 99.

2356 Zum Verhältnis Philipps II. zu Bamberg siehe Pflefka, Bamberg, S. 225-228.
 
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