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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0431

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430

Anhang: Bestattungen, Grablegen und Gebeine

sondern fällt deutlich bescheidener aus.2486 Die auf der Grabplatte liegende Rit-
terfigur trägt darüber hinaus lediglich den holländischen Löwen im Wappen,
König Wilhelm führte zusätzlich den Reichsadler.2487 Die Indizien sprechen
deutlich stärker dafür, dass es sich um das Grabmal Floris' des Vogts, König
Wilhelms Bruder, handelt.2488 Auch wenn das Grab somit in der Abteikirche nicht
eindeutig auszumachen ist, muss festgehalten werden, dass die Gebeine König
Wilhelms in der zeitgenössischen Wahrnehmung 1282 von seinem Sohn in
Friesland gefunden und in Middelburg bestattet wurden. Floris V. hatte damit
seinen in der Fremde verstorbenen Vater heimgeholt.
Der Grablege nach wurde Wilhelm nicht als römisch-deutscher König,
sondern als Graf von Holland begraben. Die Abtei Middelburg lag mitsamt ihrer
Kirche innerhalb der Stammburg der Grafen von Holland.2489 Damit wurde die
dynastische Zugehörigkeit deutlich stärker betont als das Königtum. Dies fügt
sich in die Politik seines Sohns ein: Er unterwarf West-Friesland, führte ab 1287
Krieg mit Flandern und war - auch durch seine familiären Bindungen - in den
englisch-französischen Konflikt verwickelt.2490 Uber eine Bezugnahme auf das
Königtum seines Vaters ist nichts bekannt. Ein in der heimatlichen Burg als Graf
von Holland bestatteter Vater war Floris V. wohl mehr von Nutzen als ein wo-
möglich in Speyer liegender König.
A 1.1.11. Rosenthal
1298 wurde König Adolf nach der Schlacht am Hasenbühl bei Göllheim im
Zisterzienserinnenkloster St. Maria im Rosenthal beigesetzt.2491 Es sind keine
Bestimmungen des Königs bezüglich seiner Grablege überliefert. Das Kloster
wurde wohl aufgrund der Nähe zum Ort der Schlacht ausgewählt, denn Ver-
bindungen des Königs hierher sind zuvor nicht überliefert.2492 Die Grab lege wird

2486 Vgl. die Rekonstruktion des Grabmals aus dem 16. Jahrhundert bei Dhanens, Het Graf, S. 90 und
die Abbildungen des gefundenen Grabs bei Cordfunke, Willem, S. 46 f.

2487 Vries, Wapen.

2488 Die im Grabmal enthaltenen Knochen wurden 2011/2012 untersucht, wobei festgestellt wurde,
dass sie längere Zeit in Erde bestattet waren, bevor sie in den steinernen Sarg gelegt wurden,
Cordfunke, Willem II., S. 73. Dies als eindeutiges Indiz für eine Zuordnung zu König Wilhelm zu
werten, da Floris sofort nach seinem Tod in Middelburg bestattet wurde (ebd.), erscheint jedoch
etwas vorschnell. Bedenkt man die oben geschilderte wechselhafte Geschichte und lückenhafte
Überlieferung zu den Gebeinen Wilhelms und Floris', lassen sich vielfache Erklärungen für
diesen Befund finden, die mit dem kunsthistorischen Befund zum Grabmal besser in Einklang zu
bringen sind. So könnte Floris' Grab schlicht zunächst ein einfaches Erdgrab gewesen sein und
erst bei einer der zahllosen Umgestaltungen zu einem steinernen Sarg ausgebaut worden sein.
Abbildungen der Knochen finden sich ebd., S. 64 f./86.

2489 Sicking, Art. „Middelburg", Sp. 614.

2490 Blök, Art. „Floris V", Sp. 572.

2491 Siehe Kapitel 7.2.2. - Zum Kloster St. Maria im Rosenthal: Baudenkmale der Pfalz. Bd. 2, Nr. 56,
S. 203-215; Conrad, Kloster Rosenthal; Herberer, St. Maria im Rosenthal.

2492 König Adolf war in kognatischer Linie der Großneffe des Klostergründers Eberhard II. von
Eberstein, was jedoch als Auswahlkriterium kaum Gewicht gehabt haben dürfte, siehe hierzu
auch Schütte, Gedenken, S. 83. Zum Gründer: Kreiselmayer, Gründer.
 
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