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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]; Universität Heidelberg [Contr.]; Universität Heidelberg [Contr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0436

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A 1.1. Grablegen

435

Der Sarkophag Heinrichs VII. wurde drei Mal nachweislich geöffnet: 1727
wurde festgestellt dass der Kaiser in rotem Seitenbrokat mit golden einge-
stickten Löwen und Adlern bestattet wurde.2520 Darüber hinaus wurden eine
Krone, ein Zepter und ein Reichsapfel gefunden. Der Kaiser wurde somit in
herrscherlichem Ornat und mit den Insignien bestattet. An den Knochen wurden
Brandspuren festgestellt die die Erzählung bei Albertino Mussato stützen, dass
man den Leichnam teilweise verbrannt habe.2521 1920/21 erfolgte eine zweite
Öffnung, welche im Wesentlichen die Befunde von 1727 bestätigte.2522 Zuletzt
wurde der Sarg 2013 geöffnet,2523 die neuerlichen Untersuchungen an den
Gebeinen erbrachten dabei neue Indizien zu den angewandten Kon-
servierungsmethoden. So wurden Schädel und Skelett im 14. Jahrhundert ge-
trennt behandelt, beides wurde wohl zunächst gekocht, um die Weichteile zu
lösen, anschließend wurde allerdings lediglich das Skelett mittels Feuer gesäu-
bert, während der Schädel wohl abgeschabt wurde.2524 Insbesondere die Er-
gebnisse zum Abkochen des Leichnams sind von Interesse, da bislang ange-
nommen wurde, die Knochen seien allein mittels Feuer vom Fleisch gelöst
worden, um das von Bonifaz VIII. erlassene Verbot des Abkochens zu um-
gehen.2525
Bestattung und Grab lege Kaiser Heinrichs VII. in Pisa waren aufwändig
gestaltet und mit zahlreichen Verweisen auf das Kaisertum des Luxemburgers
versehen. Heinrich VII. wurde somit betont als Kaiser beigesetzt. Die Ausge-
staltung der Feier und des Grabs oblag der Stadt Pisa, die zum einen sicherlich
ihre besondere Verbundenheit mit Heinrich VII. zum Ausdruck brachte, sich
zum anderen jedoch auch mit dem Grab eines Kaisers schmücken wollte. Die
erhaltenen Gebeine des Kaisers geben Aufschluss über zu Beginn des 14. Jahr-
hunderts angewandte Konservierungsmethoden, liefern jedoch keine Hinweise
zu seinem Tod.
A 1.1.14. Mauerbach
Friedrich der Schöne wurde 1330 in der von ihm gestifteten Kartause Mauerbach
bestattet.2526 Dies dürfte seinem Wunsch entsprochen haben, da er in seinem
Testament den Abt von Mauerbach zu einem seiner Testamentsvollstrecker de-

2520 Die Miniatur von der Beisetzung des Kaisers in der Nuova Cronica des Giovanni Villani zeigt den
Verstorbenen mit einer roten Decke mit Wappen des Reichs bedeckt, Giovanni Villani, Nuova
Chronica, Rom, BAV, MS Chigiano LVIII 296, f. 208r. Hierbei kann es sich jedoch schlicht um
Zufall handeln, da die Farbe rot in den Darstellungen stark präsent ist und auch der Adler des
Reichs oft angebracht wird, um eine Figur kenntlich zu machen.

2521 Siehe Kapitel A 1.3.

2522 Schneider, Öffnung.

2523 Abbildungen der Öffnung sowie der Grabinhalte und ein Video sind abrufbar in der Presse-
mitteilung der Universität Pisa unter: https://www.unipi.it/index.php/tutte-le-news/item/4198-
un-tesoro-medievale-nella-tomba-di-arrigo-vii, zuletzt abgerufen am 18.12.2018.

2524 Scorrano u. a., Tale.

2525 Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse, S. 55. Brown, Death.

2526 Lauro, Grabstätten, S. 46-52; Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse, S. 67-75.
 
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