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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0437

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436

Anhang: Bestattungen, Grablegen und Gebeine

signierte.2527 Johann von Viktring verknüpft explizit das Testament und die Be-
stattung mit der eigenen Gründung. Dieser Schreiber bietet auch die einzigen
Details zur Beisetzung, die auf königliche Art und mit großen Feierlichkeiten
vollzogen worden sein soll.2528 Mit dieser Grablege stellte sich der König somit in
keine Tradition, weder in die der Herzöge von Österreich und der Steiermark,
noch in die der römisch-deutschen Könige, sondern zog die privilegierte Stift-
ergrablege vor.2529
Unter Maximilian I. wurde nach dem Grab gesucht und einige Knochen
wurden unter der Sakristei neu bestattet.2530 1782 wurden seine Gebeine bei der
Auflösung des Klosters in den Stephansdom nach Wien überführt.2531 Uber na-
turwissenschaftliche Untersuchungen der Gebeine ist nichts bekannt.
A 1.1.15. München
Ludwig IV. wurde 1347 in München in der Marienkirche bestattet, aus der später
der Dom zu Unserer Lieben Frau hervorging.2532 Bestimmungen des Verstorbe-
nen bezüglich seiner Grab lege sind nicht erhalten. Bereits 1322 hatte er allerdings
seine erste Frau Beatrix in der Marienkirche beisetzen lassen und trat immer
wieder als Bauherr und Stifter auf.2533 Vor dieser Beisetzung wies die Kirche keine
entsprechende Tradition auf. Pfalz graf Ludwig II., der Vater Ludwigs IV, hatte
mit dem Kloster Fürstenfeld einen anderen Ort zur dynastischen Grablege
ausgebaut.2534 Es ist wahrscheinlich, dass Ludwig IV. den Wunsch hatte, in der
Marienkapelle beigesetzt zu werden, mit Sicherheit kann dies jedoch nicht gesagt
werden. Es wäre auch denkbar, dass die Initiative von den Bürgern Münchens

2527 Siehe Kapitel 6.12.

2528 Johann von Viktring, Liber certarum historiarum, Bd. 2, Rez. B/D/A2, lib. V, cap. 8, S. 136: [...]
disposito testamento glorioso per ecclesias et monasteria in loco fundacionis sue Maurbach Carthusiensis
ordinis regali cultu et sollempnibus exequiis sepelitur. - Zur Beisetzung siehe Meyer, Königs- und
Kaiserbegräbnisse, S. 69 f.

2529 Ebd., S. 70 folgert aus dem Umstand, dass Johann von Viktring von einem „königlichen Be-
gräbnis" schrieb: „Fest steht nur, dass ein,königliches' Begräbnis nicht mehr an die alte herrs-
cherliche Grablege, den Speyerer Dom gebunden war [...]." Angesichts der zeitgenössischen
Chronisten, die das Doppelkönigtum negierten und Friedrich den Schönen gerade zu seinem
Tod nicht als König betrachteten, der eingeschränkten Möglichkeiten Friedrichs des Schönen in
seinen letzten Jahren und der geringen Aufmerksamkeit, die ihm zu seinem Tod zukam, ist dies
eine ebenso falsche, wie unreflektierte Schlussfolgerung.

2530 Lauro, Grabstätten, S. 49 f.; Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse, S. 70 f. - Zu den Umbau-
plänen Maximilians I. für die Grablege in Speyer siehe S. 470 Anm. 2741.

2531 Lauro, Grabstätten, S. 52; Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse, S. 72.

2532 Zum Dom siehe die ältere Arbeit Mayer, Domkirche sowie neuer Pfister/Ramisch, Dom.

2533 Hierzu Czerny, Tod, S. 657-662.

2534 Zu Fürstenfeld klassisch, jedoch in Teilen überholt Fugger, Kloster. Aktueller sind die Beiträge in
Kloster Fürstenfeld, hg. Schiedermair. Zur Grablegentradition List, Grablegen, S. 527-529. - Zu
Ludwig II. siehe Holste-Massoth, Ludwig II.
 
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