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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0438

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A 1.1. Grablegen

437

ausging, da die Stadt durch das Wirken Ludwigs IV. eine neue Blütezeit erfahren
hatte.2535
Nach dem Tod wurde der Leichnam wohl zunächst in das Kloster Fürsten-
feld gebracht. Genaueres hierzu ist in den zeitgenössischen Quellen nicht über-
liefert.2536 Nach einigen Tagen gelangte er nach München und wurde hier in der
Marienkirche beigesetzt.2537 Es ist keine Beschreibung der Feierlichkeiten über-
liefert, wenn auch der Bestattungsort in einer Vielzahl zeitgenössischer Quellen
genannt wird.2538 Die meisten Details liefert Heinrich von Herford, der in zwei
Bemerkungen festhielt, dass der Wittelsbacher ohne Lösung aus dem Bann be-
stattet worden sei und dass die Beisetzung auf eine einem Kaiser angemessene
Art erfolgt sei.2539 In Frankfurt findet sich in lokalen Quellen die Nachricht von
einem Trauergottesdienst am 29. Oktober 1347 für den verstorbenen Kaiser.2540
Sollten diese Angaben zutreffen,2541 wäre es ein frühes Zeugnis solcher Trauer-

2535 Zu München unter Ludwig IV.: Fried, Städtepolitik; Bauer, München; Meyer, Königs- und
Kaiserbegräbnisse, S. 83 f. - Dass die Bürger Münchens bei der Bestattung eine Rolle spielten,
wird in der späteren Überlieferung angeführt, Aventinus, Annales ducum Boiariae, Bd. 2,
lib. VII, cap. 19, S. 456. Dass eine Stadt die Initiative ergriff und die Bestattung eines Herrschers
an sich riss, wurde jedoch auch im 14. Jahrhundert für möglich erachtet, siehe Kapitel A 1.1.13.
zur Grablege Heinrichs VII. in Pisa.

2536 Veit Arnpeck, Chronica Baioariorum, S. 305 berichtet mit 150 Jahren Abstand von Zeremonien,
die vorgenommen worden sein sollen. Fugger, Kloster, S. 46 führt ohne Rückhalt in den Quellen
eine Aufbahrung im Kreuzgang des Klosters an, siehe Kapitel A 1.3.

2537 Sächsische Weltchronik. Zweite Bairische Fortsetzung, S. 339 nennt den dritten Tag, Michael de
Leone, De cronicis temporum hominum modernorum, S. 472 den vierten Tag als Zeitpunkt des
Abtransports. Lütolf, Erörterungen, S. 569 vertritt die Ansicht, Ludwig IV. sei bereits an seinem
Todestag nach München gebracht worden. Zum Tag der Bestattung auch Meyer, Königs- und
Kaiserbegräbnisse, S. 77; Czerny, Tod, S. 50.

2538 Andreas von Regensburg, Chronica de principibus terrae Bavarorum, S. 551, übern, bei Andreas
von Regensburg, Chronica pontificum et imperatorum Romanorum, S. 89, übers, bei Andreas
von Regensburg, Cronik von Fürsten zu Bayern, S. 644; Cronica S. Petri Erfordensis moderna.
Continuatio II, S. 393; Heinrich von Herford, Liber de rebus et temporibus memorabilioribus,
S. 271; Chronica Ludovici imperatoris quarti, S. 137; Österreichische Chronik der 95 Herr-
schaften, lib. V, cap. 394, S. 197; Annales Mellicenses, ad a. 1347, S. 513; Heinrich von Diessen-
hofen, Historia Ecclesiastica, S. 73; Michael de Leone, De cronicis temporum hominum mo-
dernorum, S. 473. - Czerny, Tod, S. 60-70 zieht daher unkritisch die Begräbnisse Heinrichs VIT,
Günthers von Schwarzburg, Karls IV. und der Wittelsbacher im 12. und 13. Jahrhundert als
Vergleichsbeispiele heran und konstruiert auf der Grundlage unterschiedlicher Überlieferungen
eine Zeremonie mit Vertretern der Klöster Bayerns, der Witwe und den Kindern, die einen
Leichenzug anführen und Spenden an die Armen verteilen sowie einer Verwendung der
Reichsinsignien. Keines dieser Details findet Rückhalt in den Quellen.

2539 Heinrich von Herford, Liber de rebus et temporibus memorabilioribus, S. 271: Et in Monaco cum
imperialifastu seplutus est, sic quod, heu! ecclesie nonfuit reconciliatus. Ebd., S. 272: Funeralibus autem
exsequiis imperatoris more et honore debitis exactis [...].

2540 Jo[h]annes Latomus, Antiquitates, S. 85 f.; Jo[h]annes Latomus, Acta, S. 85 f.; Annalen eines
Anonymus, S. 142 f.

2541 Die Überlieferungssituation ist dabei schwierig: Johannes Latomus verfasste seine Werke im
16. Jahrhundert. Ihm lagen jedoch ältere, heute verlorene Quellen vor. Es kann nicht immer
entschieden werden, welche Passagen älteren Ursprungs sind, siehe S. 239 Anm. 1386/S. 239
Anm. 1387. Die Annalen eines Anonymus sind wohl im 15. Jahrhundert aus mehreren Quellen
 
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