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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0439

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438

Anhang: Bestattungen, Grablegen und Gebeine

feiern, was wohl mit den zahlreichen Aufenthalten des Wittelsbachers in dieser
Stadt zu begründen wäre.2542
Es ist eine Reihe von Erzählungen zur Bestattung des Kaisers überliefert, die
jedoch allesamt nicht zeitgenössisch sind. Im Zentrum zweier dieser Erzählun-
gen steht dabei die Tatsache, dass der Wittelsbacher im Bann verstorben war. Veit
Arnpeck schrieb mit 100 Jahren Abstand zum Ereignis in seiner Chronica Baioa-
riorum, der Sohn Ludwigs IV, Ludwig V, genannt der Brandenburger, habe die
Augustinereremiten in München gebeten, den Leichnam des Kaisers bei ihnen
beisetzen zu dürfen. Diese hätten jedoch aufgrund des Bannes abgelehnt.2543
Gegen diese Episode, die in der früheren Historiographie nicht bezeugt ist,
spricht allerdings zum einen, dass mit Fürstenfeld und der Marienkapelle in
München bereits zwei Grablegen zur Auswahl standen. Zum anderen standen
die Augustinereremiten stets auf der Seite des Gebannten. Noch 1357 bestätigte
dessen Sohn ihnen ihren Besitz.2544 In den Ausführungen Veit Arnpecks stellen
daher wohl spätere Ausschmückungen dar.
Auch die Zisterzienser im Kloster Fürstenfeld sollen eine geplante Bestat-
tung des Wittelsbachers aus Angst vor dem Papst verweigert haben.2545 Hierbei
handelt es sich um eine deutlich spätere Überlieferung sowie eine Fehlinter-
pretation. Erst Aventinus im 16. Jahrhundert gab an, dass eine solche Bestattung
überhaupt angedacht gewesen sei.2546 Im 19. Jahrhundert kam auf der Grundlage
dieser Aussage,2547 wohl auch angesichts der Erzählung über die Augustiner-
eremiten, die Ansicht auf, die Zisterzienser hätten die Beisetzung verwehrt.
Diese beiden späteren Ergänzungen zeigen, dass die Beisetzung des Exkom-
munizierten von späteren Generationen als deutlich problematischer erachtet
wurde, während die Zeitgenossen diese nicht in einem solchen Ausmaß als
Hindernis beschrieben.
Nicht mit der Exkommunikation in Verbindung steht hingegen die Ansicht,
dass zumindest das Herz Ludwigs IV. in Fürstenfeld beigesetzt worden sei.2548
Dies geht auf eine Inschrift auf dem Grabstein Ludwigs II. zurück, die anführt,

zusammengetragen worden, unter anderem auch Notizen eines Kanonikers Baldemar, der

Zeitgenosse gewesen sein dürfte, und eines Gerhard Weiß, der 1411 verstorben ist, Froning,

Einleitung, S. XX/XXV-XXVII.

2542 Zu den Aufenthalten: Oehler-Klein, Gestaltung, S. 311-313; Eisenzimmer, Hof, S. 341 f. - Ohne
Rückhalt in den Quellen vermutet Czerny, Tod, S. 72 weitere Trauergottesdienste in anderen
Städten. Zu Herrschern nach dem hier behandelten Zeitraum sind solche Gottesdienste, vor
allem im 15. Jahrhundert, belegt, siehe S. 406 Anm. 2316.

2543 Veit Arnpeck, Chronica Baioariorum, S. 306 f.

2544 Hemmerle, Geschichte, S. 9; Czerny, Tod, S. 55. Meyer, Königs- und Kaiserbegräbnisse, S. 80f.
übersieht den Beleg bei Veit Arnpeck, datiert die Erzählung ins 17. Jahrhundert und diskutiert
dies als mündlich weitergegebene Erinnerung, die erst Jahrhunderte später nach der Rekonzi-
liation Ludwigs IV. schriftlich festgehalten werden konnte.

2545 Czerny, Tod, S. 52 Anm. 143 nennt eine Reihe älterer Arbeiten bis hin zu Thomas, Ludwig,
S. 379 f. Dem hinzuzufügen ist Grabmayer, Diesseits, S. 69.

2546 Aventinus, Annales ducum Boiariae, Bd. 2, lib. VII, cap. 19, S. 456.

2547 Czerny, Tod, S. 51 f.

2548 Benker, Ludwig, S. 264; Thomas, Ludwig, S. 379.
 
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