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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0450

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A 1.2. Umbettungen

449

lengattungen zu beachten: Der Briefwechsel Floris' V. mit Edward I. von Eng-
land,2615 die zeitgenössischen historiographischen Quellen und - unter Vorbehalt
- naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu den vermeintlichen Gebeinen König
Wilhelms.
Zwei Briefe Floris' V. aus dem Jahr 1282 an Edward I. stellen die zeitnahesten
Quellen zum vermeintlichen Fund der Gebeine dar. Vermutlich im Sommer 1282
kündigte Floris V. seinen Feldzug gegen seine „Todfeinde" an.2616 Von der Ab-
sicht, den Leichnam seines Vaters zu finden, ist in dem stark beschädigten Brief
nicht die Rede. In einem zweiten Brief, wohl aus dem Winter 1282, berichtete der
Graf schließlich, er habe in vier Schlachten über seine Todfeinde triumphiert und
den Leichnam seines Herrn Vaters gefunden, wonach er sich vor allem gesehnt
habe.2617 Uber die Umstände des Auffindens gibt der Brief keine Auskunft. Aus
dem Briefwechsel lässt sich somit lediglich schließen, dass es Floris V. wichtig
war, dass die Information verbreitet wurde, er habe den Leichnam seines Vaters
gefunden.2618 Des Weiteren lässt sich vermuten, dass der Graf von Holland tat-
sächlich mit Gebeinen heimgekehrt sein dürfte, wenn er bereits die Nachricht
von seinem glorreichen Fund verbreiten ließ. Ob es sich dabei tatsächlich um die
sterblichen Überreste seines Vaters handelte, kann nicht gesagt werden, da kei-
nerlei nähere Informationen zum Auffinden gegeben werden.
Die zeitgenössischen historiographischen Quellen helfen hier nur bedingt
weiter. Das unbekannte Grab, eine vermeintlich heimliche erste Bestattung oder
die Umbettung werden selten erwähnt.2619 Der Prämonstratenserabt Menko und
die Chronik von St. Simon und Judas in Goslar berichten, der König sei in einem
bestimmten Haus in Friesland begraben gewesen.2620 Mehr Details bieten Melis
Stoke in seiner Fortsetzung der Holländischen Reimchronik und Wilhelm von
Egmond. Bei der Holländischen Reimchronik sind hierbei die beiden Bearbei-
tungsstufen zu beachten.2621 In der ersten, zwischen 1301 und 1305 entstandenen,
Redaktion ließ der Dichter den Feldzug Floris' V. im Tod vieler Friesen gipfeln.
Der Standort des Grabs sei von einem gefangengenommenen alten Friesen aus
Angst um sein Leben verraten worden. Dies habe der Graf nicht erwartet, es sei

2615 Floris V. unterhielt zeitweise enge Beziehungen zum englischen König, die sich auch in Hoch-
zeitsprojekten niederschlugen. Zunächst war Floris' Tochter Margarite mit Eduards Sohn Al-
phonso verlobt, der allerdings bereits 1284 starb. 1297 wurden Floris' Sohn Johann I. und
Eduards Tochter Elisabeth verheiratet. Zum Verhältnis zwischen Floris V. und Edward I. siehe
Hugenholtz, Floris V, S. 72-89.

2616 Oorkondenboek, Nr. 471, S. 208. Hierzu Burgers, Eer en Schande, S. 5f.

2617 Oorkondenboek, Nr. 472, S. 209: [...] parforca le cors mon seigneur mon pere, la quele chose je desiroie
sur tutes biens.

2618 Anders Burgers, Eer an Schande, S. 6, der angibt, Floris V. hätte keinen Grund gehabt zu lügen.

2619 Bezeichnend: Annales Stadenses, ad a. 1256, S. 374: [...] in loco incognito ab eisdem sepultus.

2620 Kroniek Wittewierum, S. 392: [...] in domo cuiusdam occulte terre infossum est. Chronik des Stiftes
S. Simon und Judas in Goslar, S. 597: Aver dussen Fresen, de sinen vader hadde graven in sin hus, den
hengede he unde led den vader wedder upgraven unde led on erliken graven in ein dosier geheten Daff.

2621 Siehe Kapitel 7.2.1.
 
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