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Kamenzin, Manuel; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]; Universität Heidelberg [Mitarb.]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0474

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A 1.4. Fallstudie IV: Die Grablege in Speyer

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Speyer, zog er es vor, im nahgelegenen Heidelberg in der Heilig-Geist-Kirche
eine eigene familiäre Grablege zu etablieren.2760 Als Memorialort für die eigenen
Vorgänger hatte die Grab lege jedoch weiterhin einen hohen symbolischen Wert.
Dies zeigt sich besonders an Maxmilian L: Von einem Besuch des Königs in
Speyer im Juni 1494 hat sich ein ausführlicher Bericht erhalten, der auch ein
Gebet enthält, das bei einem Gedächtnisgottesdienst für die in Speyer bestatteten
Könige und Kaiser in Anwesenheit des Königs und der Königin gesprochen
worden sein soll. Der Verfasser, wohl der Speyerer Domvikar Jakob Wimpfeling,
machte darin den Stellenwert der Grablege für die Könige und ihre Memoria
besonders deutlich: „Nichts kann [...] für den Menschen ein glücklicheres oder
besseres Ereignis sein, als nach einem seligen Ende aus diesem jammerreichen
Leben endlich abzuscheiden in den Himmel und durch vortreffliche Taten und
ehrenwerte Tugenden unsterblichen Ruhm seines Namens auf Erden zurück-
zulassen. [...] Das haben auch die unüberwindlichen römischen Könige und
Kaiser eifrig bedacht und erwogen und, um selig zu sterben, diesen hocheiligen
Tempel errichtet, begabt und hier den rühm würdigsten Begräbnisort gewählt."
Nach einer Aufzählung der in Speyer bestatteten Könige unter besonderer Be-
tonung ihrer Verbindung zu Maximilian folgt der Verweis auf die Memorial-
leistungen in Speyer: „Hier in eben diesem Tempel wurden in diesem einzigen
letztverflossenen Jahr allein 12167 Messen gefeiert, und diese Zahl kann, solange
die Kirche stehen wird, durch Gottes Gnade nicht verringert werden. Unsere
Könige und Kaiser haben daher vortrefflich für sich gesorgt, indem sie zu Leb-
zeiten darauf bedacht waren nicht nur bei den Seligen im Himmel glorreich zu
triumphieren, sondern auf Erden ihr Gedächtnis von unsterblicher und im-
merwährender Dauer zu machen."2761 Doch auch Maximilian wollte sich nicht in
Speyer bestatten lassen. Er betrieb zwar umfangreiche Pläne zur Umgestaltung
der Grablege, diese wurden aber nicht umgesetzt.2762
Im Spätmittelalter setzte sich somit der Trend der Stauferzeit bezüglich der
Grablege in Speyer fort: Die Grablege war der Ort, wo die Könige lagen, ein Ort
von hohem Ansehen und Memoria, tatsächliche Beisetzungen waren allerdings
eine Seltenheit. Die Grablegentradition war bekannt und die Erinnerung wurde
gepflegt, es knüpfte jedoch nach Heinrich VII. kein weiterer König an die Tra-
dition an.
Nach der Kontinuität unter den Saliern als letzte Ruhestätte änderte sich die
Nutzung der Grab lege zwischen 1150 und 1350 maßgeblich: Nur jeweils um die
Jahrhundertwende flackerte die Grablegentradition wieder auf, allerdings unter
ungewöhnlichen Umständen: Friedrich I. wollte wohl in Speyer bestattet wer-
den, was aber nicht umgesetzt werden konnte. Rudolf I. hingegen wurde in
Speyer beigesetzt, es ist allerdings fraglich, ob es sich dabei um seinen Wunsch
gehandelt hat. Auch wenn die Grab lege nur selten aktiv genutzt wurde, war sie
doch ein Erinnerungsort ersten Ranges, was sich nicht zuletzt an den Umbet-

2760 Siehe Huthwelker, Tod, S. 86-105.

2761 Nach Pfeiffer, Besuch, S. 93 f.

2762 Siehe ebd.
 
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